29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1. Gallier und Germanen. § 43. Latenezeit der Elbgermanen. 269<br />

Gürtelhaken und Gürtelverschluß samt Hängeverzierungen; daneben in<br />

Männer- wie Frauengräbern nicht allzu reichliche Keramik.')<br />

Auf dem archäologischen Feld zieht man die Grenze der Kelten Süddeutschlands<br />

etwa so, daß anfänglich, noch in der Frühlatenezeit, „Schlesien<br />

südlich der Oder und das Gebiet nördlich des Frankenwaldes bis in die<br />

Nähe von Gera zur süddeutschen Zone fällt. 2) Westwärts verläuft die<br />

Grenze südlich des Thüringerwalds durch das Fuldische nach Oberhessen<br />

und zur Lahn, am Rhein gehört das Andernach-Neuwieder Becken noch<br />

unbedingt zur süddeutschen Gruppe. Der Hunsrück im weitesten Umkreis<br />

bewahrt sich innerhalb des süddeutschen Rahmens eine gewisse Sonder-<br />

stellung. In Belgien sind die Verhältnisse noch unklar: Skelettgräber mit<br />

charakteristischen Bronzen mehr im Süden, weiter nördlich Urnenfriedhöfe<br />

mit Vasen nordfranzösischen Latenetyps."^)<br />

J. Undset, Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa, Hamburg 1882. P. Reinecke,<br />

Zur Kenntnis der LatenedenJtmäler der Zone nordwärts der Alpen. Festschrift zur Feier<br />

des fünfzigjährigen Bestehens der röm.-german.Zentralmuseums, Mainz 1902, S.53ff. ; über<br />

die Latenefibeln unterrichtet das für die Typenkarte angefertigte Fundverzeichnis in der<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 43 (1911), 664 ff.<br />

§ 43. Latenezeit der Elbgermanen. Die keltische Eisenindustrie der<br />

Mittellateneperiode ist in schwachen Ausläufern bis nach Norwegen und<br />

Schweden und kräftiger anschwellend bis zu den dänischen Inseln vorgedrungen.4)<br />

Gut ausgeprägt ist sie in der deutschen Nordmark (S. 234),<br />

in Jütland und Schleswig-Holstein. ^j<br />

Schon in der Hallstattperiode (5.—4. Jahrh.v. Chr.) ist das erste Eisen als<br />

Kleingerät (Messer, Nadeln S.201. 207 f.) nach Holstein gekommen, hat aber<br />

erst seit etwa 200 v. Chr. 6) erhöhte Bedeutung gewonnen und auf einem<br />

;<br />

'<br />

*) AhV. 3,2, 1. 5, 291 f. Die ergiebigsten bis zum Kopf und bis zu den Knien be-<br />

Fundstätten sind der mehrere hundert Skelett- deckte ihn sein mit einem Eisenbuckel vergräber<br />

umfassende Friedhof von Münsingen sehener Rundschild; die Lanze hat man ihm<br />

(Schweiz, Kanton Bern) S. 335 f. und das schräg über den Schild in die rechte Hand<br />

Grabfeld von Manching im bairischen Donau- gelegt. Unter den Schmucksachen walten<br />

tal (vgl. Taf. 51). Hier z. B. lernen wir die<br />

Kelten kennen, mit denen die Chimbern und<br />

Fibeln und Armringe vor; der Armschmuck<br />

ist sehr reichlich. Um die Hüfte wurde von<br />

Theutonen zusammengestoßen sind. In Man- den Frauen ein Gürtel getragen mit besonders<br />

ching (bei Ingolstadt) sind die Verstorbenen schönem Kettengehänge; als Halsschmuck<br />

1,20— 1,80 Meter tief in den Kies eingebettet; kehren Perlenketten ziemlich regelmäßig<br />

die Gräber sind 1,60—2 Meter lang, die wieder (Beiträge zur Anthropol. und Ur-<br />

Breite erreicht selten 1<br />

Reihengräber, d.h.<br />

Meter. Es sind sog.<br />

die Gräber liegen in<br />

geschichte Bayerns<br />

AhV. 5, 364ff.<br />

16 [19051, 19 ff.); vgl.<br />

einer geraden Linie in ziemlich gleichen Ab- 2) In der noch gar nicht besiedelten<br />

ständen nebeneinander und in ihnen ruhen Waldzone des Bairischen und des Böhmerdie<br />

Skelette in normal gestreckter Lage, das Waldes, Fichtelgebirges und Frankenwaldes<br />

Haupt etwas höher als die Füße (zum Teil fehlen die Funde,<br />

vielleicht in einen Holzsarg gebettet). Die<br />

Verstorbenen wurden vollständig bekleidet<br />

^)<br />

*)<br />

AhV. 5, 335.<br />

Arch. f. Anthropol. 24, 339. Aarbeger<br />

und ausgestattet der Erde anvertraut. Typisch 1892, 207. 1894, 165. S. Müller, Altertumsist<br />

als Beigabe ein schon die Drehscheibe künde ; 2, 1. Montelius, Kulturgeschichte<br />

verratendes Tongefäß, das im Grabe ober- S. 143. Gustafson, Norges oldtid S. 62 f.<br />

*) j<br />

Kulturen j<br />

sehr |<br />

höfe 1<br />

\<br />

halb des Kopfes rechts von der Leiche steht;<br />

in den Gefäßen werden Speisereste angetroffen.<br />

Die Ausstattung der Männerleichen<br />

zu seiner<br />

ist<br />

Rechten<br />

ziemlich gleichartig:<br />

das Schwert<br />

der Tote hat<br />

am Schwert-<br />

gehänge, wie er es bei Lebzeiten getragen;<br />

„Von dem Reichtum der südlichen<br />

spürt man im Norden nur einen<br />

schwachen Abglanz" Knorr, Fried-<br />

S. 16.<br />

••) Knorr S. 15 f.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!