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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 11. Keramik. 97<br />

liefert die für die jüngste Blüte der steinzeitlichen Keramik in Norddeutschland<br />

maßgebenden Flaschenformen.<br />

Deren Musterkarte ist nicht sehr reichhahig. Zwar ist sowohl Hinkelsteiner<br />

als Rössener und Bernburger Ware in Umlauf geblieben, außerdem<br />

haben die nordischen Neubildungen, wie sie in Tangermünde aufkommen,<br />

starken Absatz gefunden, aber im Ganzen betrachtet, liebt die neolithische<br />

Töpferei Norddeutschlands nicht die Abwechslung und bleibt an einen<br />

strengen Stil gebunden. 2) Die Leitformen der Megalithgräber sind bowlen-<br />

förmige Näpfe und becherförmige Töpfe, 3) entweder mit der älteren scharfen<br />

Umbruchskante (Taf. 2, 7) oder mit der rundlich geschwungenen Ausbauchung<br />

der Amphoren und Flaschen. Diese sind an sich ebensowenig<br />

spezifisch nordisch*) als die älteren Typen; im Bernburger Stil erscheinen<br />

sie wieder zum Henkelkrug fortgebildet (Taf. 2, 8), doch bleibt hier der<br />

Hals scharf gegen die Schulter abgesetzt. 0) Nun stehen aber in den Ganggräbern<br />

der Hünenbetten auch kleine irdene Flaschen mit doppeltkonischem<br />

oder kugeligem Bauch; am engen, scharf abgesetzten Hals ragt eine runde,<br />

wulstartige Tonscheibe hervor, nach der man diese Spielart „Kragenflasche"<br />

genannt hat (Taf. 3, l).^) Sie wurde noch in Zusehen (bei<br />

Fritzlar)') und in Nägelstedt (bei Langensalza)») gefunden; von dieser Süd-<br />

1) Beiträge zur Geschichte d. Altmark<br />

2, 67 ff., 316 ff. AhV. 1, III Taf. 4; 5 Taf. 7.<br />

Verhandl. 1900, 602. Zeitschr.f.Ethnolog.l902,<br />

261. Schlemm S. 225 f. 309. 488. 642.<br />

'^) Vgl. S. 95. Seine Herrschaft erstreckt<br />

sich in Holland bis etwa zur Grenze der<br />

Provinz Drenthe gegen Friesland; die Hünenbetten<br />

(S.84. 87) haben echte Megalithgräberkeramik<br />

geliefert. Sehr schön ist diese prunkvolle<br />

Tonindustrie vertreten in Ostfriesland<br />

(Tannenhausen und Utarp), Oldenburg (in<br />

den Ämtern Oldenburg, Cloppenburg, Wildeshausen,<br />

Sögel, Löningen, Vechta, Damme),<br />

in den Landschaften Meppen (die Funde be- '<br />

finden sich zum Teil im Rijksmus. zu Leiden) '<br />

und Osnabrück (Prähistor. Zeitschr. 1, 45ff.), i<br />

Westfalen (Beckum, Berssen, Reken); für 1<br />

Hannover vgl. J. H. Müller, Vor- und früh- |<br />

geschichtl. Altert, und die schönen Stücke ^<br />

der Museen zu Halberstadt und Braunschweig<br />

(aus Göttingen), Hannover und Hamburg<br />

(z. B. Westerham, Fahlenberg [Kr. Neuhaus ^<br />

a. d. Oste], Besenhorst [Geesthacht], Wohl- i<br />

torf [Bergedorf]). Schleswig-Holstein: J.Mes- '<br />

TORF,Vorgesch.Altert.Taf. 16. 17; dazu neuere<br />

Funde aus Flintholm (Alsen) und Selent im<br />

Kieler Mus.; Mecklenburg; R. Beltz, Vorgesch.<br />

Altert. S. 80 ff. Taf. 16—18; Rügen: !<br />

Verhandl. 1896, 350 ff.; Pommern: E.Walter,<br />

Die steinzeitlichen Gefäße des Stettiner Museums.<br />

Beitr. z. Gesch. u. Altertumsk. Pommers<br />

(Stettin 1898) S. 1 ff.; Brandenburg:<br />

H. Schumann, Steinzeitgräber der Uckermark;<br />

Voss-Stimming, Vorgesch. Altert.,<br />

Arch.f. Anthropol.XXV. Landeskunde 3, 360 ff. ; 1<br />

Henne am Rhyn, Kulturgeschichte d. deutsch. |<br />

Volkes P, 7, 8, Museum für Völkerkunde und |<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil 1<br />

Märkisches Museum zu Berlin (Kr. Prenzlau,<br />

West- und Osthaveland u. a. ; vgl. z. B. Mannus<br />

1, 234). Sehr reich ist die Altmark und die Provinz<br />

Sachsen (Kr. Jerichow, Wanzleben u.a.);<br />

Nachr. über deutsch. Altertumsfunde 1903, 87.<br />

Die Südgrenze liegt auch in diesem Fall an der<br />

Obern Ems und dem Nordrand des Harzes<br />

(vgl. z. B. Silstedt [Mus. Wernigerode] oder<br />

Kyffhäuser: Götze, Altertümer Thüringens<br />

S. 156); östlich der Elbe ist das Mischungsverhältnis<br />

der Sorten zum Teil ein anderes<br />

als in Nordwestdeutschland (Zeitschr. f. Ethno-<br />

log. 1902, 261 f.); über Dänemark vgl.<br />

S. Müller, Nord. Altertumsk. 1, 152 ff.; Ordning<br />

I Taf. 13; Mausen, Gravhaje a. v. st.;<br />

MONTELius.KulturgeschichteSchwedensS.lB.<br />

Fornvännen 1906, 101. 256; 1909, 103 ff.<br />

^) Jahresschr. 4, 97 f. Arch. f. Anthropol.<br />

35, 333 f. 337.<br />

*) AhV. 5 Taf. 1, 2. 8; Taf. 37. Verhandl.<br />

1900, 600. Zeitschr. f. Ethnolog. 1902, 267. 268.<br />

^) AhV. 5 Taf. 13; vgl. Verhandl. 1900,<br />

244 Fig. 12. Arch. f. Anthropol. 35, 316.<br />

Jahresschr. 1, 31 ff. Taf. 3; 4, 95 f. (aus der<br />

Gegend von Bernburg, Halle, Hannover,<br />

Münster, Hamburg [Schumann, Steinzeitgräber<br />

S. 73. AhV. 1, III, 4, 2]); Arch. f. Anthropol.<br />

25 Fig. 33 (Brandenburg); Mestorf<br />

Taf. 16, 135; 17, 137. Nachr. überdeutsch. Altertumsfunde<br />

1898, 86. 87 (Pommern). Schumann<br />

a. a. O. Taf. XI (Bröllin) XXXVIII (Hammelstall)<br />

u. a. AhV. 5, 59.<br />

Fig. 8.<br />

«) ZiNCK 3, 52 ff. Schlemm S. 156.<br />

') Boehlau-Gilsa, Neolith. Denkmäler<br />

8) Götze, AltertümerThüringens S.XXIV.<br />

167 Taf. 4, 50. Der nächst nördliche Fund-<br />

7

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