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Deutsche Altertumskunde

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186 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

es sich bei der Lausitzer Keramik nicht um importierte Fabrikate handeln<br />

kann, die den Geschirrhändlern abgekauft wurden, daß vielmehr bloß die<br />

Stilmuster vom Ausland bezogen, die Tongefäße ihrer großen Mehrzahl<br />

nach an Ort und Stelle fabriziert worden sind.^)<br />

In den neuen archäologischen Provinzen der Germanen ist man mit<br />

den eingeführten Mustern auf besondere Art verfahren und hat den echten<br />

älteren Stil allmählich abgewandelt. 2) Oderabwärts, am rechten Ufer des<br />

Stroms, in der Gegend von Frankfurt, hat man entweder die Buckel ab-<br />

geflacht^) oder die ausgekehlten Rillen (Kannelüren) durch Linien ersetzt<br />

(Taf. 16, 3. 4) und diese durch punktierte Linien zu einem neuen dekorativen<br />

System verbunden;*) an anderem Ort hat man auf braunem bis dunkelgrauem,<br />

fast schwarzem Grund außer den Kannelüren feine Zickzackverzierungen<br />

auf den enger werdenden Hals der Gefäße mit ausgezogenen oder<br />

kerbartig punktierten Linien gezeichnet und über den Bauch der Gefäße<br />

Sparren-, rauten- oder festonartige Ornamente herabfallen lassen (Taf. 16, 8. 9). s)<br />

In der Niederlausitz findet man die edelsten Vertreter dieser neuen<br />

Keramik, aber die Lausitzer Modelle") sind weithin über das ostdeutsche<br />

Land bis nach Westpreußen und Posen, sogar bis Mähren und Böhmen<br />

verbreitet; beherrschend treten sie in dem deutschen Neuland westlich und<br />

östlich der Oder^) und ebenso im Königreich Sachsen und in Thüringen<br />

auf; ihre Ausläufer sind bis nach Hessen (S. 182 f.) gelangt.**)<br />

Wenden wir jetzt den Blick von den Kolonien aufs Mutterland, 9)<br />

*) Beispielshalber sei vermerkt, daß im<br />

Mus. f. Völkerk. zu Berlin die ältere Gruppe<br />

dieser heimisch gewordenen Keramik durch<br />

Funde aus Riesa (bei Dresden), Wulfen (bei<br />

Cöthen), Büro (bei Bernburg), ferner aus den<br />

Kreisen Beizig, Schweinitz, Luckau, Kalau,<br />

Kottbus, Beeskow, Krossen, Steinau, Grünberg,<br />

Schwerin a/W., Friedeberg i N. vertreten<br />

ist.<br />

2) Jahresschr. 8, 186 f. In voller Blüte<br />

steht der jüngere Lausitzer Typus in Billend<br />

Off (Kreis Sorau; Mark. Mus. zu Berlin); man<br />

spricht darum von einem »Billendorfer Typus"<br />

(Zeitschr. f. Ethnolog. 1903, 193 Fig. 68—71.<br />

Jahresschr. 8, 184 f. Schlemm S. 42) und<br />

findet gerade hier wiederum deutliche Beziehungen<br />

nach Süddeutschland, Hallstatt,<br />

Italien (Bronzegefäße als Vorbilder: Zeitschr.<br />

f. Ethnol. 1903, 206 ff.).<br />

») ScHUMANN-MiECK, Gräberfeld von<br />

Oderberg-Bralitz S. 12. 51 ff. Taf. 2, 4.<br />

21.23.24.26.27.<br />

13. 14.<br />

*) Nach einer Hauptfundstätte dieser hellfarbigen<br />

Ware (Aurith) ist die neue Serie<br />

.Aurithcr Typus' genannt worden (Niederlausltzcr<br />

Mitteil. 1, 394. Zeitschr. f. Ethnolog.<br />

1903, 179. 202 Fig. 37. 47. 49. 43. 39. 41.46.<br />

Schlemm S. 22. Prähistor. Zeitschr. 1,364.<br />

Sehr. f. Gesch. d. Neumark 5, 46 ff.). Sehr<br />

reiches Inventar aus den Kreisen Wittenberg,<br />

Torgau, Licbcnwcrda, Luckau, Kottbus,Qöben,<br />

Fraustadt, Landsbcrtr a/W. u. n. im Prov.Mus.<br />

zu Halle, Mus. (. Völkerk. zu Berlin; aus dem<br />

groBen Qrlberfeld von Jesscn-Jüritz (Kreis<br />

Sorau) im Mark. Mus. zu Berlin ; vgl. Nachr.<br />

über d. Altertumsf. 1900, 1 ff. 1903, 44 ff.<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 1911, 436 fL — Übergangsformen:<br />

Niedcrlausitzer Mitteil. 2, 205.<br />

*) Diese Keramik ist ebenfalls in der<br />

Neumark zu Hause, bei Göritz (nördlich von<br />

Frankfurt) gefunden und danach „Göritzer<br />

Typus" getauft worden (Sehr. f. Gesch. d.<br />

Neumark5, 41 ff. Zeitschr. f. Ethnolog. 1903,<br />

184. 205 Fig. 52. 53. 59. 60. 54. 56. 57. 64-66.<br />

Schlemm S. 1 83). — Punktierte Linien kommen<br />

noch im Kreis Guben vor (Niederlausitzer<br />

Mitteil. 2, 393. 396).<br />

*) Jahreshefte d. Gesellsch. f. Anthropol.<br />

und Urgesch. d. Oberlausitz 1 (1890)ff.Taf.l.<br />

3.8.10.11.18.<br />

'') Reichhaltige Sammlung aus schlesischen<br />

Gräberfeldern im Städtischen Museum<br />

zu Leipzig; Scliles.Vorz.N.F.5,41ff. Zeitschr.<br />

d. histor. Gesellsch. L Posen 5, 181. 8, 221.<br />

9, 405. 10, 127. 12, 92. Histor. Monatsbl. f.<br />

Posen 1,65. 2, 177. Balt. Stud. 39, 85. 87.<br />

89. 95. 46, 155. Pomm. Monatsbl. 7, 163. 8,<br />

90. 14, 177. 15, 145 (Urnen aus Gollnow,<br />

Breitenfclde, Greifenhagen, Mus. Stettin, Mus.<br />

f. Völkerk. z. Berlin).<br />

*) Lausitzer Keramik von Röderau, Riesa<br />

und zahlreichen Ortschaften der Leipziger<br />

Gegend im Stadt. Mus. L Völkerk. zu Leipzig;<br />

Götze, Altertümer Thüringens S. XXX. 52<br />

u. ö. Taf. 9, 14(). 1-undbcr. d. oberhess. Geschichtsvcr.<br />

1902, 3 ff. Nachr. über die Altertumsf.<br />

1902, 95.<br />

») Jahresschr. 10, 109 f.

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