Gróf Tisza István Összes Munkái 3.

Gr. Stürghk Károlyunk.
Hochverehrter Freund!
300
1077.
Den 16. Mai 1915.
Es ist seitens des Kriegsministers die Auszeichnung der Leiter
der hiesigen Gewehrfabrik in Anregung gebracht worden, woraus
ich voraussetzen zu dürfen glaube, dass hinsichtlich Steyr dasselbe
bei Dir geschah.
Indem ich mich diesbezüglich bei Dir zu erkundigen und Dich
zu bitten die Ehre habe, Deine Auffassung gefälligst mitteilen zu
wollen, habe ich die Ehre zu bemerken, dass, meiner Ansicht nach
es wohl zweckmässiger wäre, mit allen in Verbindung mit Liefe-
rungen zu Kriegszwecken stehenden Auszeichnungen das Ende des
Krieges abzuwarten. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass
speziell gerade bei den Gewehrfabriken keine Wahrnehmungen
eintreten werden, welche die Auszeichnungen der Leiter dieser
Unternehmen als ungeeignet erscheinen lassen würden, es könnte
aber die Auszeichnung der in Frage kommenden Personen ähn-
liche Wünsche bei Anderen hervorrufen, bei welchen eine gewisse
Vorsicht nicht unbegründet erscheint.
Überhaupt herrscht heute wohl bei der allgemeinen schweren
Lage der Industrie, da nur die mit der Kriegführung zusammen-
hängenden Branchen kolossale Geschäfte machen, eine, wenn auch
sachlich nicht begründete, doch menschlich verständliche Animo-
sität gegen dieselben und es würde gewiss keinen guten Eindruck
in der Bevölkerung machen, wenn jetzt, wo die anderen Aus-
zeichnungen für die Kriegsdauer systiert wurden, zum Vorteil
dieser Leute eine Ausnahme gemacht würde.
Ich würde meinerseits warm befünvorten, dass nur solche
mit dem Kriege verbundene Auszeichnungen während der Kriegs-
dauer allerhöchsten Ortes in Vorschlag gebracht werden, welche
sich auf eine mit der direkten Förderung der kriegerischen Opera-
tion oder der Krankenpflege verbundene und womöglich eine
gewisse Gefährdung des Lebens oder der Gesundheit involvierende
Leistung beziehen.
Ich wäre um eine baldige Mitteilung Deiner Auffassung sehr
verbunden, damit ich dem Kriegsminister dementsprechend ant-
worten könne.