Gróf Tisza István Összes Munkái 3.

Gr. Czerninnek.
Lieber Freund!
364
1150.
Den 12. Juni 1915.
Das an Dich abgegangene Telegramm Buriáns Nr. 512 war mir
freilich bekannt und Du hast gewiss Deinen Instruktionen gemäss
gehandelt, wenn Du getrachtet hast, Bratianu dazu zu bewegen,
uns seine Bedingungen zu sagen. Anderseits ist es ja eine selbst-
redende Sache, dass wir trachten sollen durch entsprechende Be-
handlung der einschlägigen Gegenstände die Rumänen davon
zurückzuhalten, dass sie mit ganz indiskutablen Forderungen
herantreten.
Ziel meines Briefes war eben Dich zu bitten hierin in geschickter
Weise das Prävenire zu spielen. Ich bedauere unendlich, wenn
Dich dieser Brief unangenehm berührt hat, bitte Dich sehr Alles,
was von mir kommt als Worte des Freundes und des in derselben
grossen Arbeit aufgehenden Kampfgenossen zu betrachten und es
mir nicht zu verübeln, wenn ich Dich auf eventuelle Mängel auf-
merksam mache.
Noch vor kurzer Zeit hast Du berichtet, dass Bratianu Dir
sagte, dass wohl von territorialen Opfern nur in der Bukowina die
Rede sein könnte. Wenn also auf einmal die Gefahr entsteht, dass
die Leute auch von Ungarn etwas begehren, so muss man auf den
Gedanken kommen, dass Du bei Gelegenheit, wie z. B. Deine
Konversation mit Mortzun, nicht mit solchem Nachdruck auf die
vollständige Absurdität solcher Begehren hingewiesen hast, ab es
notwendig wäre, um die Frechheit dieser Leute im Zaume zu
halten.
Du weisst sehr wohl, dass ich mich leichter zu Opfern ent-
scheide als Burián und dass es mir gewisse Anstrengung gekostet
hat, Burián soweit zu bringen, dass es zu Opfern in der Bukowina
zu haben sei, falls dieselben wirklich zum Ziele führen. Eine terri-
toriale Konzession aus Ungarn wird ausser mir nicht nur von
Burián als eine ganz und gar indiskutable Absurdität betrachtet,
sondern auch von Stürgkh und von allen jenen Deutschen, die uns
bisher in der rumänischen Frage gedrängt haben: und es müsste
* V. ö. 1135., 1135 a, 1151. sz.