Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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Gesetzen verhielten. Nach 1926 wurde aber klar, dass ein radikaler Bruch mit der Newtonschen<br />
Physik vollzogen werden musste, und der Determinismus wurde zu Grabe getragen.<br />
Wie Isaac Newton zwei Jahrhunderte zuvor, so ist Albert Einstein die größte Gestalt in<br />
dieser Übergangszeit in der Geschichte der Physik. Newton vollzog den von Galilei begonnenen<br />
Übergang von der scholastischen Physik des Mittelalters zur klassischen Physik.<br />
Einstein war der Protagonist des Übergangs von der Newtonschen Physik zur<br />
Quantentheorie der Atome und der Strahlung, einer neuen, nicht-Newtonschen Physik.<br />
Ausgerechnet Einstein, der Wegbereiter der neuen Quantentheorie, die das deterministische<br />
Weltbild zerschmetterte, lehnte jedoch die neue Quantentheorie ab. Er konnte es<br />
nicht hinnehmen, dass die Realität auf Zufall und Zufälligkeit gegründet war. Und doch<br />
hatte Einstein den Stamm der Physiker über eine Zeit der Krisen hinweg in das gelobte<br />
Land der Quantentheorie geführt, einer Theorie, die nach seiner Meinung kein vollständiges<br />
Bild von der physikalischen Realität liefern konnte. Einstein war der letzte klassische<br />
Physiker.<br />
Warum verwarf Einstein die Interpretation der neuen Quantenphysik, die letztendliche<br />
Zufälligkeit der Realität, wenn sie die meisten seiner Kollegen akzeptierten? Die Frage ist<br />
nicht einfach zu beantworten. Einsteins Ablehnung ist nicht nur Ausdruck seiner Verstandesentscheidung,<br />
sondern geht bis an die Wurzeln seiner Persönlichkeit und seines<br />
Charakters, wie sie während seiner Kindheit in Deutschland herangebildet wurden. Wenn<br />
wir uns mit seiner Jugend vertraut machen, finden wir Hinweise auf sein späteres starres<br />
Festhalten am klassischen Weltbild.<br />
Einstein wurde am 14. März 1879 in Ulm in eine Familie der schwäbisch-jüdischen<br />
Mittelschicht geboren. Bald nach seiner Geburt zogen seine Eltern nach München, wo<br />
Einsteins Vater ein kleines elektrochemisches Geschäft aufmachte. Einstein war kein<br />
außergewöhnliches Kind; er konnte sich Worte schlecht merken und wiederholte oft still<br />
für sich, was andere gesagt hatten. Sein Geist spielte eher mit räumlichen als mit sprachlichen<br />
Assoziationen; das Kind baute sich riesige Kartenhäuser und mochte Puzzlespiele.<br />
Als er vier Jahre alt war, schenkte ihm sein Vater einen Magnetkompass. Sieben Jahrzehnte<br />
später erinnert er sich in seinen »Autobiographischen Notizen« an das Erstaunen,<br />
das dieser Kompass ihm verursachte; er »passte so gar nicht in die Art des Geschehens<br />
hinein, die in der unbewussten Begriffswelt Platz finden konnte...«<br />
Einsteins Eltern förderten die Wissbegierde des Jungen. In einer psychoanalytischen<br />
Studie über Einsteins Kindheit nennt ihn Erik Erikson »Albert, das siegreiche Kind«.<br />
Irgendetwas in Einsteins Charakter und Erziehung schuf in ihm ein tiefes Vertrauen in das<br />
Universum und das Leben. Dieses Vertrauen und die daraus entstehende Geborgenheit<br />
sind die Grundlagen eines unabhängigen Geistes an der Grenze menschlichen Wissens.<br />
Seine Familie war liberal und weltoffen, nicht besonders intellektuell geprägt, aber voll<br />
Achtung vor dem Wissen und musikliebend. Die Eltern waren nicht religiös und schickten<br />
den Jungen auf eine katholische Schule, wo ihn das Ritual und die Symbolkraft der<br />
Religion beeinflussten. Dieser Einfluss sollte allerdings nicht lange vorhalten. Im Alter<br />
von 67 Jahren schrieb Einstein über seine frühe seelische und geistige Odyssee von der<br />
Religion zur Naturwissenschaft. Diese »Autobiographischen Notizen« zeigen die für<br />
seinen Prosastil charakteristische Einfachheit und Stärke:<br />
»Als ziemlich frühreifem jungem Menschen kam mir die Nichtigkeit des Hoffens und<br />
Strebens lebhaft zum Bewusstsein, das die meisten Menschen rastlos durchs Leben jagt.<br />
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