Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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dann muss das doch eine Fernwirkung, also eine Verletzung der Kausalität, sein.<br />
Aber in Wirklichkeit stimmt das gar nicht. Wer an solche Akausalitat glauben will, ist<br />
nichts als ein verkappter Determinist. Um Objektivität und Determinismus in der Welt<br />
wiederherzustellen, nehmen sie diese hypothetischen nicht-lokalen Einflüsse, die es<br />
überall im Universum geben soll, in Kauf. Das ist nur ein moderner Aufguss der alten<br />
Äthertheorie vom absoluten Raum, an die die Physiker geglaubt haben, ehe Einstein die<br />
spezielle Relativitätstheorie erfunden hatte. Nach der Äthertheorie war der Raum eine Art<br />
Substanz, die wie eine durchsichtige Gelee alles durchdringt. Vielleicht gibt es einen<br />
Äther, aber wenn Einstein recht hat, können wir ihn nicht nachweisen. Ockhams Methode,<br />
wonach überflüssige Annahmen zu eliminieren sind, ist hier gut zu brauchen.<br />
Vergessen Sie getrost, dass es nach der Quantentheorie reale akausale Einflüsse geben<br />
soll, und vergessen Sie auch den Äther; beide haben keine experimentellen Konsequenzen.«<br />
»Wollen Sie damit sagen, dass die nicht-lokalen Einflüsse, die aus unserer Annahme<br />
hervorgehen, die Photonen und andere Quanten seien objektiv real, nicht bestätigt werden<br />
können, wenn die Quantentheorie stimmt?« wollte jemand in der Menge wissen. Ein<br />
Seufzer der Enttäuschung ist von denen zu vernehmen, die geglaubt hatten, die Quantentheorie<br />
bestätige eine telepathische Kommunikation im ganzen Universum. Der Okkultist<br />
hat empört den Laden verlassen. Der neue Redner ist sehr überzeugend und hat<br />
sein Publikum völlig in der Hand.<br />
»Genauso ist es« fährt er fort. »In der Quantentheorie sieht es so aus, als gebe es eine<br />
sofortige Fernwirkung, und gerade das hat Einstein so beunruhigt. Wenn man in Bells<br />
Versuch den Polarisator bei A verstellt, beeinflusst das augenblicklich die Aufzeichnung<br />
bei B. Aber ich wiederhole meine Frage: ›Was ist das für ein Einfluss?‹ Obwohl die<br />
Aufzeichnung bei B durch die Verstellung des Polarisators bei A beeinflusst wird, kann<br />
man das nicht feststellen, indem man sich einfach die Aufzeichnung bei B ansieht. Das<br />
liegt daran, dass die Photonenquelle diese Photonen mit zufälliger Polarisation aussendet.<br />
Deshalb ist die Aufzeichnung bei A und B, also die Folge von Nullen und Einsen, völlig<br />
zufallsbestimmt, gleichgültig wie groß der Winkel Θ zwischen dem Polarisator bei A<br />
und B ist. Eine einzelne Zufallsfolge bei A oder B enthält überhaupt keine Informationen.<br />
Eine einzelne Folge ist wie die verschlüsselte Nachricht einer streng geheimen Meldung<br />
ohne den Schlüssel zur Entzifferung. Aber die Kreuzkorrelation zwischen den Folgen bei<br />
A und B ist nicht zufällig und hängt vom Polarisationswinkel Θ ab. Bemerkenswerterweise<br />
können zwei völlig zufällige Folgen, wie hier bei A und B, nichtzufällige Angaben<br />
liefern, wenn man sie miteinander vergleicht.<br />
Weil jedes Muster wirklich zufällig ist, können wir Bells Experiment zum Nachweis<br />
wirklicher Nicht-Lokalitäten nicht heranziehen; man kann damit nur eine Art nachträglicher<br />
NichtLokalität bestimmen, und selbst das nur, wenn wir die objektive Existenz der<br />
Photonen ohne Rücksicht darauf annehmen, ob wir ihren Zustand tatsächlich beobachten.<br />
Gerade wegen der Zufälligkeit jeder Aufzeichnung sind wirkliche nicht-lokale Einflüsse<br />
oder Fernwirkungen unmöglich. Der würfelnde Gott hat eingegriffen, um die Akausalität<br />
zu verhindern. Und jetzt sollten wir alle in den Lokalrealitätenladen gehen, denn dort gibt<br />
es eine andere, bessere Betrachtungsweise der Realität.«<br />
»Aber was ist denn die Zufälligkeit?« fragt ein Zwischenrufer aus der Menge. »Sie<br />
haben doch reale nicht-lokale Einflüsse ausgeschlossen, weil jede Aufzeichnung wirklich<br />
›zufällig‹ war.«<br />
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