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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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Irgendwie haben wir das Gefühl, dass es der Mikrowelt der Atome an einer Standardobjektivität<br />

mangelt. Aber darf sich diese Eigenart bis in die alltägliche Welt der Tische,<br />

Stühle und Katzen erstrecken? Existieren diese Dinge nur dann in einem definierten Zustand,<br />

wenn wir sie beobachten, wie es die Kopenhagener Interpretation vorzuschreiben<br />

scheint? Aus dem Versuch mit der Katze im Kasten scheint sich zu ergeben, dass zur<br />

Beobachtung das Bewusstsein gehört. Manche Physiker meinen, die Kopenhagener Ansicht<br />

bedeute eigentlich, dass ein Bewusstsein existieren muss; die Vorstellung von einer<br />

materiellen Realität ohne Bewusstsein ist unhaltbar. Aber wenn wir genau untersuchen,<br />

was eine Beobachtung ist, stellen wir fest, dass dieses extreme Bild von der Realität,<br />

wonach Tische, Stühle und Katzen eine definitive Existenz erst gewinnen, wenn sie durch<br />

ein Bewusstsein beobachtet werden, nicht aufrechtzuerhalten ist. Die Kopenhagener<br />

Ansicht ist zwar für die atomare Welt unerlässlich, braucht aber auf die Welt gewöhnlicher<br />

Objekte nicht angewandt zu werden. Wer sie dennoch auf die Makrowelt überträgt,<br />

tut dies auf eigene Gefahr. Untersuchen wir, was passiert, wenn wir beobachten.<br />

Wenn wir etwas beobachten, empfangen unsere Augen vom beobachteten Gegenstand<br />

Energie. Das wichtige Merkmal einer Beobachtung besteht aber darin, dass uns Informationen<br />

zufließen; wir erfahren etwas über die Welt, das wir vor der Beobachtung noch<br />

nicht gewusst haben. In unserem Abschnitt über die statistische Mechanik haben wir<br />

gesehen, dass es nicht möglich ist, Informationen zu erhalten, ohne dadurch die Entropie,<br />

das Maß an Unordnung physikalischer Systeme, zu vergrößern. Der Preis, den wir für den<br />

Informationsgewinn zahlen, verstärkt irgendwo die Unordnung in der Welt und vermehrt<br />

damit die Entropie - eine unausweichliche Folge des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik.<br />

Diese Entropiezunahme bedeutet, dass die Zeit einen Richtungspfeil aufweist -<br />

es gibt eine zeitliche Irreversibilität, und es existieren physikalische Abläufe, die Informationen<br />

speichern können; die Erinnerung ist möglich. Wir schließen daraus, dass das<br />

Hauptmerkmal der Beobachtung die Irreversibilität, nicht das Bewusstsein der Beobachtung<br />

selbst ist, obwohl dies natürlich auch die Irreversibilität zur Folge hat, weil es die<br />

Erinnerung einschließt. Beobachtungen lassen sich von dummen Maschinen oder Computern<br />

durchführen, sofern diese einen primitiven Speicher aufweisen. Der wichtigste<br />

Gesichtspunkt bei dieser Analyse der Beobachtung liegt darin, dass wir, sobald Informationen<br />

über die Quantenwelt irreversibel in der makroskopischen Welt angekommen sind,<br />

diesen Informationen ohne weiteres eine objektive Bedeutung zuschreiben können; sie<br />

können nicht mehr in das Quantenniemandsland zurückkehren.<br />

Beim Experiment mit der Katze im Kasten sind die Informationen Teil der makroskopischen<br />

Welt, sobald die Katze tot oder lebendig ist, gleichgültig, ob man die Katze<br />

wirklich beobachtet oder nicht. Man kann diese Informationen nicht mehr ungeschehen<br />

machen, denn der Tod ist irreversibel. Beim Zwei-Löcher-Experiment wird hingegen die<br />

Angabe, durch welches Loch das Elektron geht, nur dann Teil der Makrowelt, wenn wir<br />

Lichtstrahlen zur Beobachtung einsetzen. Das Elektron kann im Gegensatz zur Katze<br />

keine Aufzeichnung oder Erinnerung an den Zustand mitbringen, in dem es sich befindet,<br />

also nicht wissen, durch welches Loch es geht.<br />

Erinnern Sie sich an die Trennungslinie, die wir bei der ZoomFilmaufnahme einer<br />

rauchenden Pfeife zwischen der Mikrowelt der Rauchpartikeln und der Makrowelt der<br />

erkennbaren Objekte gezogen hatten? Die Irreversibilität der Zeit entstand dadurch, dass<br />

wir bestimmte Informationen über einzelne Teilchen für die entsprechenden Mittelwerte<br />

aufgegeben hatten. Dasselbe machen wir, wenn eine Beobachtung durchgeführt wird, wie<br />

beispielsweise mit dem Lichtstrahl an den beiden Löchern. Die detaillierte Kenntnis der<br />

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