Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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Flöhe auf jedem Hund. Im allgemeinen gibt es aber Schwankungen. Manchmal sind auf A<br />
43 und B 57 Flöhe, aber die meiste Zeit liegt die Zahl der Flöhe auf jedem Hund ziemlich<br />
genau bei 50.<br />
Nach vielen Zügen und Nummernaufrufen kann sich allerdings eine sehr starke<br />
Schwankung entwickeln, so dass schließlich alle Flöhe wieder auf einem Hund sind. Das<br />
ist aber selbst bei 100 Flöhen extrem unwahrscheinlich. Nehmen wir jedoch einmal an,<br />
dass nur vier Flöhe da sind, dann ist es von Zeit zu Zeit durchaus wahrscheinlich, dass sich<br />
alle Flöhe auf einem Hund befinden.<br />
Dieses einfache Modell zeigt sehr schön den statistischen Charakter des zweiten<br />
Hauptsatzes der Thermodynamik, die Zunahme der Entropie. Dieses Gesetz hat nur dann<br />
einen Sinn, wenn wir sehr viele Teilchen haben und dann von einer Wahrscheinlichkeitsverteilung,<br />
einer Mittelung der Bewegung ganzer Teilchenmengen, sprechen können.<br />
Die unsichtbare Hand kann nur als Kollektivaspekt sehr vieler einzelner Teilchen<br />
oder Ereignisse existieren. Bei wenigen Flöhen oder Gasteilchen ist das Gesetz nicht<br />
anwendbar. Man kann recht oft von einer gleichen Anzahl von Flöhen auf beiden Hunden<br />
dahin kommen, dass sich alle Flöhe auf einem Hund befinden. Aber bei realen Gasen liegt<br />
die Anzahl der Teilchen bei vielen Trilliarden, und die Wahrscheinlichkeit, die ursprüngliche<br />
Anordnung wieder zu erreichen, beläuft sich auf Milliarden Milliarden Lebensdauern<br />
unseres Universums. Es ist völlig unwahrscheinlich, dass jemals eine starke<br />
Schwankung eintritt, die solche riesigen Anzahlen von Teilchen erfasst. Die Entropie für<br />
ein geschlossenes System mit sehr vielen Partikeln wird ziemlich sicher niemals abnehmen.<br />
Das Gesetz von der Zunahme der Entropie ist statistisch, nicht absolut sicher.<br />
Es kann sein, dass der würfelnde Gott schon in unsere Beschreibung von der materiellen<br />
Wirklichkeit eingegangen ist, weil wir eine statistische Beschreibung des Gases gewählt<br />
haben. Das ist jedoch nicht richtig. Die Gesetze der klassischen Physik, aus denen die<br />
Gesetze der Thermodynamik, so z. B. die Zunahme der Entropie, abgeleitet wurden, sind<br />
immer noch völlig deterministisch. Sie wurde von Physikern entdeckt, die der deterministischen<br />
Physik verhaftet waren. Wir Sterbliche wissen vielleicht nicht, wie wir die<br />
Bewegung aller Partikeln in einem Gas berechnen sollen. Aber das ist nur ein praktisches,<br />
kein grundsätzliches Problem. Die Sterblichen müssen würfeln und mit statistischen<br />
Methoden das Verhalten thermodynamischer Systeme, z. B. der Gase, feststellen. Aber<br />
für den Geist Gottes, der die Bewegung jedes Teilchens kennen kann, bedarf es vielleicht<br />
keiner statistischen Methode; in der klassischen Physik würfelt Gott nicht. Er kennt jede<br />
Schwankung in einem Gas ganz genau.<br />
Der Statistikcharakter des Gesetzes von der Entropiezunahme ist nur ein Aspekt dieses<br />
Gesetzes. Ein höchst bemerkenswertes weiteres Merkmal des zweiten Hauptsatzes von<br />
der Thermodynamik besteht darin, dass er nicht allein von den klassischen Bewegungsgesetzen<br />
abgeleitet werden kann. Dieses Merkmal scheint allerdings dem Zweck der statistischen<br />
Mechanik zuwiderzulaufen, der doch darin bestanden hatte, die Gesetze der<br />
Thermodynamik von den Newtonschen Gesetzen abzuleiten. Wenn wir das Merkmal<br />
jedoch näher untersuchen, erfahren wir daraus mehr über den zweiten Hauptsatz und auch<br />
die Beziehungen der Physik zum menschlichen Erleben. Woher wissen wir eigentlich,<br />
dass das Gesetz nicht nur aus den Bewegungsgesetzen aller einzelnen Teilchen abgeleitet<br />
werden kann? Das ist sehr leicht festzustellen.<br />
Die mikroskopische Beschreibung eines physikalischen Systems durch die Bewegung<br />
seiner einzelnen Teilchen ist durch die Newtonschen Bewegungsgesetze gegeben, und sie<br />
sind unser Ausgangspunkt. Die Bewegungsgesetze unterscheiden nicht zwischen Ver-<br />
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