Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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nicht, dass der Fall wirklich eintritt. Die Wissenschaftler können allenfalls Beweise für<br />
ein künftiges Ereignis sammeln und sich dann Szenarien ausdenken, die zu diesen Daten<br />
passen.<br />
Nach Meinung der Physiker kann das Universum grundsätzlich auf zweierlei Art enden:<br />
durch Feuer oder durch Eis. Wir werden entweder gebraten oder gefroren. Diese beiden<br />
Szenarien gehen auf Alexander Friedmanns Lösungen der Einsteinschen Gleichungen<br />
zurück, in denen er nachgewiesen hatte, dass das Universum entweder geschlossen oder<br />
offen ist. In einem offenen Universum expandiert das sich jetzt schon ausdehnende<br />
Universum unendlich weiter. Das geschlossene Universum dehnt sich bis an eine bestimmte<br />
Grenze aus und schrumpft dann wieder.<br />
Ob wir in einem offenen oder in einem geschlossenen Universum leben, ist eine experimentelle<br />
Frage, die sich beantworten lässt, sobald Daten vorliegen. Die beobachteten<br />
Rotverschiebungen ferner Galaxien verhalten sich bis hin zu den fernsten Galaxien nach<br />
dem Hubbleschen Gesetz, wonach die Rotverschiebung proportional der Entfernung ist.<br />
Das bedeutet, dass sich das Universum gleichmäßig ausdehnt, also nicht langsamer oder<br />
schneller wird. Durch genaues Messen der Abweichung von einer gleichmäßigen Expansion<br />
kann man feststellen, ob das Universum offen oder geschlossen ist.<br />
Man kommt an die Antwort auf die Frage, ob das Universum offen oder geschlossen ist,<br />
auch noch auf einem anderen Weg heran: durch genaue Bestimmung der gesamten Massendichte<br />
des Universums. Bislang scheint es zu einer Verlangsamung der Expansion<br />
nicht genug Masse zu geben, und wir schließen daraus, dass wir uns in einem offenen<br />
Universum befinden. Vielleicht gibt es aber irgendwo »fehlende Masse«, unsichtbare<br />
Materie, die diese Schlussfolgerung zunichtemacht.<br />
Im Szenarium mit dem geschlossenen Universum dehnt sich das Universum vielleicht<br />
noch einige zig Milliarden Jahre weiter aus. Dann kommt die Expansion zum Stillstand,<br />
und die Kontraktion beginnt. Die fernen Galaxien zeigen dann in ihrem Licht keine<br />
Rotverschiebung mehr, sondern eine Blauverschiebung. Nach Milliarden Jahren wird der<br />
Himmel immer heißer. Der 3-D-Film vom Urknall läuft jetzt rückwärts, und schließlich<br />
sinkt alles wieder in die Ursuppe vom Anfang der Schöpfung zurück. Ob das Universum<br />
an dieser Stelle »zurückprallt« und wieder expandiert, hängt von der Physik ab, und die<br />
kennt man noch nicht genau. Aber es ist unwahrscheinlich, dass die Menschheit, oder was<br />
aus ihr wird, den Zusammenbruch oder Rückprall überlebt. Wenn das Universum geschlossen<br />
ist, finden wir unser Ende im Feuer. Manche Menschen halten die Wirtschaftswissenschaften<br />
für düster; ich meine, der Begriff trifft eher auf die Kosmologie zu.<br />
Im Szenarium mit dem offenen Universum dehnt sich das Universum unendlich weiter<br />
aus, und die Galaxien rücken immer weiter auseinander. Zunächst scheint dies eine vergleichsweise<br />
milde Alternative zum Feuertod zu sein. Aber ein offenes Universum kann<br />
natürlich auch nicht so bleiben, wie wir es heute kennen. Es gibt bekannte oder vermutete<br />
physikalische Abläufe, aus denen eine Zerstörung des Universums abzuleiten ist, wenn es<br />
langsam altern kann. Wir haben schon einmal darauf hingewiesen, dass zur Zeit Experimente<br />
im Gang sind, mit denen untersucht werden soll, ob das Proton instabil ist. Wenn<br />
dabei ein Protonenzerfall beobachtet wird, bedeutet dies das Ende des uns bekannten<br />
Universums etwa in der Lebenszeit eines Protons. Das Universum zerfällt unter dem<br />
Angriff eines kosmischen Krebses.<br />
Auch wenn das Proton viel stabiler ist, als unsere heutigen Theorien vermuten lassen,<br />
können noch andere Katastrophen eintreten. Das Universum ist ein gefährlicher Ort.<br />
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