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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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Im nächsten Versuch benutzen wir Elektronen als Geschosse; die Quelle ist ein erhitzter<br />

Wolframdraht, der Elektronen abgibt, die Barriere eine dünne Metallfolie mit zwei Löchern,<br />

der Schirm eine zweidimensionale Anordnung von Elektronendetektoren. Ein<br />

Elektron ist unstreitig ein echtes Teilchen, denn wir können seine Ladung, seine Masse<br />

und seinen Spin messen; außerdem hinterlässt es in einer Wilsonschen Nebelkammer<br />

Spuren.<br />

Die Elektronen werden auf die Barriere geschossen, wobei das Loch 2 geschlossen ist,<br />

und sie müssen wie kleine Kugeln alle durch das Loch 1 austreten, so dass ihre Verteilung,<br />

E 1, P 1 und W 1 entspricht. Ähnlich lässt sich E 2 bestimmen, und es entspricht P 2 und<br />

W 2. Aber wenn beide Löcher, also 1 und 2, offen sind, sieht die entstehende Verteilung E<br />

aus wie W, die Verteilung der Wasserwellen.<br />

Hier müssen wir uns daran erinnern, dass die Elektronendetektoren einzelne Elektronen<br />

am Ort des Schirms anzeigen. Die Elektronen werden als echte Teilchen nachgewiesen,<br />

und nach vielen Nachweisvorgängen sieht die Verteilung aus wie E. Auf dieser Basis<br />

kämen wir zu dem Schluss, dass sich die Elektronen wie Wellen verhalten. Aber welche<br />

Wellen?<br />

Nach der Quantentheorie verhält sich ein Elektron nicht wie eine Wasserwelle oder eine<br />

Materiewelle. Was sich tatsächlich wie eine Welle verhält, ist die Wahrscheinlichkeitsamplitude<br />

für das Auffinden von Elektronen; wir haben also Wahrscheinlichkeitswellen!<br />

Obwohl das Elektron ein Teilchen ist, imitiert die Verteilung dieser Teilchen auf dem<br />

Schirm die Verteilung einer Wasserwelle, etwas ganz anderem als die Maschinengewehrkugeln.<br />

Was geht hier vor?<br />

Untersuchen wir das erst einmal logisch und überlegen wir uns den Ansatz: »Das<br />

Elektron tritt entweder durch Loch 1 oder durch Loch 2 aus.« Wenn wir die Eigenschaften<br />

eines einzelnen Elektrons messen, ist es zweifelsfrei ein Teilchen, und wenn wir außerdem<br />

an die klassische Objektivität glauben, dann muss dieser Ansatz ebenso stimmen wie<br />

bei den Maschinengewehrkugeln, die entweder durch Loch 1 oder Loch 2 austreten<br />

müssen. Da das Elektron ein Teilchen ist, bleibt es immer ein Teilchen, wenn die Welt<br />

objektiv ist und muss eindeutig durch Loch 1 oder Loch 2 austreten. Aber wenn dieser<br />

Ansatz gilt, bekommen wir nicht die Verteilung, die wir im Versuch tatsächlich sehen,<br />

also die Wellenverteilung; wir müssen das Teilchenverteilungsmuster bekommen. Wir<br />

schließen also daraus, dass für die reale Welt der Ansatz entweder falsch oder unsinnig ist.<br />

Hier geht es um den Begriff der klassischen Objektivität: Die Quanteneigenart hat in<br />

unseren einfachen Versuch Einzug gehalten. Nach der Kopenhagener Interpretation ist<br />

die oben beschriebene Behauptung, dass das Elektron entweder durch Loch 1 oder Loch 2<br />

austritt, unsinnig, solange wir nicht tatsächlich ein Nachweissystem direkt neben den<br />

Löchern aufbauen, um festzustellen, durch welches Loch ein Elektron austritt. Man kann<br />

über Ereignisse in der Welt nur sprechen, wenn man sie tatsächlich beobachtet - der Superrealismus<br />

von Niels Bohr. Das unterscheidet sich grundlegend von dem klassischen<br />

Weltbild, in dem die Objektivität der Welt vorausgesetzt wird, selbst wenn wir sie nicht<br />

beobachten: Ein Teilchen bleibt ein Teilchen und muss durch eines der beiden Löcher<br />

gehen.<br />

Was mit den Elektronen wirklich passiert, wenn sie an die Barriere herankommen, lässt<br />

sich nicht vorstellen. Wenn man versucht, sich auszudenken, was mit einem Elektron<br />

geschieht, während es sich auf die Löcher zu bewegt und dann überlegt, was wirklich<br />

vorgeht, dann landet man, wie Feynman sagt, tatsächlich »in einer Sackgasse«. Stellen<br />

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