29.10.2013 Aufrufe

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Pollenkörner in einem Gas oder einer Flüssigkeit, die man unter einem starken Mikroskop<br />

wahrnehmen konnte, in Bewegung zu sehen waren. Der schottische Botaniker Robert<br />

Brown hatte diese Bewegungen der Pollenkörner schon erkannt, lange bevor Einstein<br />

seine Arbeit schrieb, seine Beobachtung aber nicht erklären können. Einstein erläuterte,<br />

die Brownsche Bewegung der Pollenkörner sei darauf zurückzuführen, dass Atome gegen<br />

die Körner stoßen. Die Pollenkörner sind so klein, dass sie durch die aufprallenden Atome<br />

gestoßen und geschoben werden, gerade so, wie es bei einem Fußball der Fall wäre, den<br />

Tennisbälle treffen. Der französische Experimentalphysiker Perrin führte einige bemerkenswerte<br />

Versuche durch, die Einsteins quantitative Voraussagen der Pollenkörnerbewegung<br />

bestätigten. Viele Physiker akzeptierten daraufhin die Atomhypothese. Der<br />

Chemiker Ostwald, der aus ganz persönlichen Gründen nicht an Atome glaubte, wurde<br />

durch Einsteins Analyse und Perrins Versuche für den Atomismus gewonnen. Dagegen<br />

ließ sich Ernst Mach, der strenge Positivist, niemals von der Existenz der Atome überzeugen<br />

und blieb bis zu seinem Tod der »unbestechliche Skeptiker«. Heute gilt bei Physikern<br />

die erste Arbeit des Patentprüfers Einstein als frühester überzeugender Versuch<br />

zum Nachweis von Atomen. Schon diese eine Arbeit hätte seinen wissenschaftlichen Ruf<br />

begründet.<br />

Einsteins zweite Arbeit erschien 1905 und schlug wie eine Bombe ein. Sie handelte vom<br />

Fotoeffekt. Wenn ein Lichtstrahl auf eine Metallfläche scheint, werden vom Metall<br />

elektrisch geladene Teilchen, Elektronen, ausgesandt, die einen elektrischen Strom zum<br />

Fließen bringen. Das ist der Fotoeffekt: Licht erzeugt einen elektrischen Strom. Der Fotoeffekt<br />

wird z. B. in automatischen Fahrstuhltüren benutzt. Ein Lichtstrahl verläuft quer<br />

über die Fahrstuhltür, trifft eine Metallfläche und lässt einen elektrischen Strom fließen.<br />

Wenn der Strom fließt, schließt sich die Tür. Wird der Lichtstrahl jedoch dadurch unterbrochen,<br />

dass jemand in die Tür tritt, hört der Strom zu fließen auf, und die Tür bleibt<br />

offen.<br />

1905 wusste man wenig über den Fotoeffekt. Es ist bezeichnend für Einsteins Genie,<br />

dass er in diesem obskuren physikalischen Effekt einen bedeutenden Hinweis auf die<br />

Natur des Lichts und die physikalische Realität zu erkennen vermochte. Die kreative<br />

Bewegung in der Wissenschaft verläuft vom Besonderen, wie dem Fotoeffekt, zum Allgemeinen,<br />

der Natur des Lichts. In einem Sandkorn kann man das Universum erkennen.<br />

Einstein verwandte in seiner Arbeit über den Fotoeffekt die Plancksche Quantenhypothese.<br />

Er ging über Planck hinaus und äußerte die radikale Annahme, das Licht selbst sei<br />

in Partikeln gequantelt. Die meisten Physiker, darunter auch Planck, hielten das Licht für<br />

ein wellenartiges Phänomen; das entsprach der Vorstellung von der Natur als einem<br />

Kontinuum. Einsteins Hypothese bedeutete aber, dass das Licht in Wirklichkeit ein<br />

Schauer von Teilchen war, die sich aus den später so genannten Photonen, also Lichtquanten,<br />

kleinen Paketen von bestimmter Energie, zusammensetzten. Auf der Grundlage<br />

seiner Vorstellung von den Lichtquanten leitete Einstein eine Gleichung ab, mit der er den<br />

Fotoeffekt beschrieb.<br />

Von seinen drei Arbeiten aus dem Jahr 1905 bezeichnete Einstein nur diejenige über<br />

den Fotoeffekt als »wahrhaft umwälzend«, und das war sie auch. Wenn die Physiker geglaubt<br />

hatten, eines gründlich zu verstehen, dann war es das Licht; sie betrachteten es als<br />

stetige elektromagnetische Welle. Einsteins Arbeit schien dem zu widersprechen und zu<br />

behaupten, das Licht sei in Wirklichkeit ein Teilchen. Das ist ein Grund, weshalb andere<br />

Physiker gegen diese umwälzende Vorstellung opponierten. Ein anderer Grund bestand<br />

darin, dass Einsteins fotoelektrische Gleichung experimentell einfach nicht zu beweisen<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!