Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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dem man das Elektron ansieht, ist es ein Teilchen. Aber sobald man wegschaut, benimmt<br />
es sich wieder wie eine Welle. Das ist sehr merkwürdig, und keine normale Vorstellung<br />
von der Objektivität wird damit fertig.<br />
Unsere Analyse des einfachen Zwei-Löcher-Experiments zeigt, wie Borns statistische<br />
Interpretation der Quantenwellen nicht nur das Ende des Determinismus, sondern auch<br />
das Ende der klassischen Objektivität bedeutet. Die alte Vorstellung, die Welt existiere<br />
tatsächlich in einem definierten Zustand, ist damit hinfällig geworden. Die Quantentheorie<br />
vermittelt eine neue Aussage: Die Wirklichkeit wird zum Teil vom Beobachter geschaffen.<br />
Dieser neue Aspekt der Wirklichkeit bestätigt die wissenschaftliche Überzeugung,<br />
dass der menschliche Verstand die Welt selbst dann begreifen kann, wenn die<br />
menschlichen Sinne sie nicht mehr erfassen können.<br />
Während das Zwei-Löcher-Experiment nur ein Gedankenexperiment ist, das die<br />
Quanteneigenart sehr deutlich zeigt, gibt es viele Geräte, die mit den merkwürdigen Eigenschaften<br />
von Wahrscheinlichkeitswellen tatsächlich arbeiten. Ein praktisches Beispiel<br />
für Quanteneigenart ist der quantenmechanische Tunneleffekt, der Transport von atomaren<br />
Teilchen, beispielsweise Elektronen, von einer Seite einer Barriere auf die andere,<br />
mitten durch eine Wand. Dieser Effekt, dass sich Teilchen dort zeigen, wo sie nach den<br />
Gesetzen der klassischen Physik gar nicht sein können, ist nur mit Hilfe der Quantentheorie<br />
zu verstehen.<br />
Stellen wir uns ein gewöhnliches Teilchen innerhalb einer Barriere vor, etwa wie eine<br />
Murmel in einer leeren Tasse. Wenn auf die Murmel keine Kraft ausgeübt wird, kann sie<br />
nicht aus der Tasse entkommen; sie ist gefangen. Aber in der Quantentheorie müssen wir<br />
das Teilchen durch eine Wahrscheinlichkeitswelle innerhalb der Tasse beschreiben, und<br />
die Intensität dieser Welle liefert die Wahrscheinlichkeit dafür, dass wir das Teilchen<br />
finden. Nehmen wir an, das Teilchen ist ein Elektron. Wenn man die Schrödingersche<br />
Wellengleichung für die Elektronenform innerhalb der Barriere löst, bedeutet die Lösung<br />
merkwürdigerweise auch, dass ein bisschen von der Welle aus der Barriere hinaus dringt.<br />
Das heißt, dass das Elektron mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit außerhalb der<br />
Barriere auftritt, als trete es durch eine Wand; das nennt man den quantenmechanischen<br />
Tunneleffekt. Wir können uns nicht vorstellen, was passiert, aber dennoch erscheinen<br />
Teilchen tatsächlich auf der anderen Seite der Barriere, wo sie nach der alten klassischen<br />
Physik überhaupt nicht sein dürften. Die Elektronikingenieure haben herausgefunden,<br />
dass der Quantentunneleffekt zur Verstärkung elektronischer Signale dienen kann, und<br />
diese Eigenschaft macht man sich in vielen praktischen Apparaten zunutze. Transistoren,<br />
Tunneldioden und andere elektronische Geräte funktionieren dank der Eigenschaften von<br />
Wahrscheinlichkeitswellen und dank der Quanteneigenart der Elektronen; selbst Ihre<br />
Digitaluhr enthält vielleicht ein paar Teile, die mit diesem Tunneleffekt arbeiten.<br />
Der Quantentunneleffekt erklärt zum Teil auch die Radioaktivität, die spontane Teilchenemission<br />
aus dem Atomkern. Der Kern verhält sich in Wirklichkeit wie eine Barriere<br />
für die Teilchen, die er schließlich aussendet, und die Teilchen sind wie Murmeln in einer<br />
Tasse. Es besteht jedoch eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich die Teilchen innerhalb<br />
des Kerns durch die nukleare Barriere durcharbeiten und entweichen können. Von<br />
Zeit zu Zeit dringen Teilchen durch die Kernwand, fliegen vom Kern weg und treten als<br />
Radioaktivität auf.<br />
Der Quantentunneleffekt und das Zwei-Löcher-Experiment beschreiben die Quanteneigenart<br />
und das Ende einer vorstellbaren Welt. Wir sehen, dass der Kopenhagener Interpretation<br />
der Quantentheorie gemäß das unbestimmte Universum eine andere Folge<br />
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