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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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Buch; man kann ein bisschen schummeln, wenn man sie schüttelt, darf das aber nicht zu<br />

stark tun, weil sie sonst umkippt. Sie imitiert die Zufälligkeit des Lebens, belohnt das<br />

Geschick und schafft eine Ersatzrealität, die sich in das Nervensystem des Menschen<br />

bemerkenswert gut einpasst. Eines Tages wird man diese Maschinen mit Kunstformen, z.<br />

B. mit Filmen, kombinieren und so eine völlig künstliche Wirklichkeit schaffen. Wir sind<br />

heute schon Teil des Spielautomatenuniversums.<br />

Nicht zufällig stehen Spielautomaten, die Symbole des unbestimmten Universums, am<br />

Mittelpunkt der Welt. Die Quantentheorie besagt, dass wir die Welt beobachten müssen,<br />

wenn wir sie erkennen wollen; bei dieser Beobachtung werden in der Welt unkontrollierte,<br />

zufallsgesteuerte Prozesse ausgelöst. Auch Bohrs Komplementaritätsprinzip bedeutet,<br />

dass man nicht alles gleichzeitig über die Welt wissen kann, wie es der Determinismus<br />

gefordert hatte, weil die Bedingungen, unter denen man das eine erfahren kann,<br />

zwangsläufig die Kenntnis anderer Dinge ausschließen. Nach der Quantentheorie müssen<br />

wir vom Traum des Determinismus Abschied nehmen, dass man alles wissen kann. Um<br />

das unbestimmte Universum, wie es die Quantentheorie enthüllt, besser zu verstehen,<br />

wollen wir einmal in die Welt des Ungeordneten eintauchen, eine Welt, die zuerst von den<br />

Mathematikern erforscht worden ist.<br />

Der menschliche Geist verabscheut das Chaos und sucht Ordnung selbst dort, wo keine<br />

mehr vorhanden ist. Die Alten erkannten in den Zufallsbildern der Gestirne Sagengestalten<br />

und in Wolken die Figuren von Tieren oder Menschen. In manchen Kulturen<br />

verkünden Teeblätter die Zukunft. Der Haruspex sieht in den Eingeweiden von Tieren die<br />

Geschicke ganzer Völker, und Priester befragen ihre Götter, indem sie Knochen anordnen.<br />

Die naturgegebene Zufälligkeit zusammen mit der menschlichen Neigung, in allem<br />

Muster zu erkennen, bereitet den Erscheinungen des Heiligen den Boden. Manche Leute<br />

vernehmen die Stimme Gottes im brausenden Wind, im brennenden Busch oder im fließenden<br />

Strom.<br />

Schon seit dem Altertum fasziniert die Menschen die Zufälligkeit, wie sie sich im<br />

Kartenspiel oder im Würfelspiel äußert. Mit der Aufklärung kam auch die Erkenntnis,<br />

dass das Chaos einer mathematischen Wissenschaft gehorcht, und Laplace und andere<br />

Mathematiker entdeckten die Gesetze des Glücksspiels. Es ist auf den ersten Blick nicht<br />

einzusehen, warum es überhaupt Gesetze gibt, nach denen sich Zufallsereignisse verhalten<br />

sollen. Wenn Ereignisse zufällig eintreten, weisen sie jedoch ein durchschnittliches<br />

Muster auf, das bestimmten Gesetzen gehorcht. Wenn man sehr oft würfelt, müsste jede<br />

Seite im Durchschnitt alle sechs Würfe einmal auftauchen; wenn das nicht der Fall ist, ist<br />

der Würfel »gezinkt«. Aber gibt es im Ablauf einzelner Würfelvorgänge noch ein anderes<br />

Muster als nur das Gesetz des Durchschnitts? Woher wissen wir, ob eine Reihenfolge von<br />

Ereignissen einer Reihe von Würfelvorgängen genau entspricht, also völlig ohne Bedeutung<br />

ist, oder ob sie nicht vielleicht der Sequenz chemischer Basen in einem DNS-Molekül,<br />

also einem genetischen <strong>Code</strong> gleicht, der die Regeln für die Entstehung eines<br />

Menschen vorgibt? Hier kommen wir an unsere erste Frage: Was ist Zufälligkeit?<br />

Beim Versuch, sie zu beantworten, muss man vor allen Dingen zwischen dem mathematischen<br />

und dem physikalischen Problem der Zufälligkeit unterscheiden. Die mathematische<br />

Fragestellung bezieht sich auf die logische Definition einer Zufallsfolge von<br />

Zahlen oder Funktionen. Das physikalische Problem der Zufälligkeit liegt in der Feststellung,<br />

ob tatsächliche physikalische Ereignisse mathematischen Zufälligkeitskriterien<br />

gehorchen. Wir können natürlich nicht feststellen, ob eine Folge natürlicher Ereignisse<br />

wirklich zufallsbestimmt ist, solange wir keine mathematische Definition der Zufälligkeit<br />

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