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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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3. Die ersten Quantenphysiker<br />

A<br />

Beim Zeus, Soddy, man würde uns<br />

als Alchimisten hinauswerfen!<br />

- Ernest Rutherford<br />

ls Student in den Anfangssemestern kam ich zum ersten Mal mit der Quantentheorie<br />

in Berührung, als ich mir das Buch »Quantum Mechanics« von Leonard<br />

Schiff kaufte, der später mein Lehrer wurde. Ich las es und arbeitete die Aufgaben durch.<br />

Die Quantenmechanik war für mich eine Übung im Lösen von Differentialgleichungen.<br />

Für meinen von keinerlei Vorurteilen aus der älteren, klassischen Physik getrübten Geist<br />

eines Studenten im ersten Semester bot die Quantentheorie keine Schwierigkeiten. Sie<br />

war einfach eine abstrakte mathematische Beschreibung atomarer Vorgänge. Ich hatte<br />

kein Gefühl für die »Quanteneigenart« der atomaren Welt; mir kam eher die vorausgegangene<br />

spezielle Relativitätstheorie mit ihren Raumkontraktionen und Zeitdehnungen<br />

bizarr vor. Aber im Verlauf meiner Studien kehrte sich diese Reaktion um: Die Relativität<br />

schien mir immer weniger eigentümlich, sondern eher dem gesunden Menschenverstand<br />

entsprechend, während ich die Quantentheorie als immer »eigenartiger« empfand. Als ich<br />

an der mathematischen Seite der Quantentheorie arbeitete, hatte ich das Gefühl, als gerate<br />

ich über den gesunden Menschenverstand hinaus in unvorstellbare Bereiche. Später<br />

merkte ich, dass meine Erfahrungen von vielen anderen Physikern geteilt wurden, die sich<br />

zum ersten Mal mit der neuen Quantentheorie abgaben. Zuerst entdeckten sie die mathematischen<br />

Gleichungen der Quantentheorie, die experimentell funktionierten; dann<br />

setzten sie sich an die Gleichungen und überlegten, welche Bedeutung diese für die reale<br />

Welt hatten und entwickelten daraus eine Deutung, die vom naiven Realismus radikal<br />

abging. Als mir klar wurde, was die abstrakte Mathematik der Quantentheorie wirklich<br />

aussagte, nahm die Welt für mich ganz sonderbare Züge an. Ich fühlte mich nicht mehr<br />

wohl darin. Diese schlimme Vorstellung möchte ich hier beschreiben.<br />

Was bedeutet die Quanteneigenart? Die Physik der neuen Quantentheorie kann man<br />

gegen die ältere Newtonsche Physik halten, an deren Stelle sie getreten ist. Die Newtonschen<br />

Gesetze brachten Ordnung in die sichtbare Welt gewöhnlicher Dinge und Ereignisse<br />

wie herunterfallende Steine, Planetenbewegung, Flussläufe und Gezeiten. Die<br />

wichtigsten Eigenschaften des Newtonschen Weltbildes waren sein Determinismus - das<br />

Uhrwerksuniversum, determiniert von Anfang bis Ende aller Zeiten - und seine Objektivität,<br />

also die Annahme, dass Steine und Planeten objektiv existieren, auch wenn wir sie<br />

nicht direkt beobachten; wenn man ihnen den Rücken zuwendet, sind sie immer noch da.<br />

In der Quantentheorie lassen sich diese Interpretationen der Welt nach dem gesunden<br />

Menschenverstand (wie Determinismus und Objektivität) nicht aufrechterhalten. Obwohl<br />

die Quantenwelt mit dem Verstand fassbar ist, kann man sie sich nicht vorstellen wie die<br />

Newtonsche Welt. Das liegt nicht nur daran, dass die atomare und subatomare Welt der<br />

Quanten sehr klein ist, sondern ist darauf zurückzuführen, dass die visuellen Konventionen,<br />

die wir aus der Welt gewöhnlicher Dinge übernehmen, für Quantenobjekte nicht<br />

gelten. Wir können uns zum Beispiel vorstellen, dass sich ein Stein sowohl im Ruhezustand<br />

als auch an einem bestimmten Ort befinden kann. Aber es ist sinnlos, von einem<br />

Quantenteilchen, einem Elektron etwa, zu sagen, dass es sich an einem bestimmten Punkt<br />

im Raum befindet. Außerdem können sich Elektronen an Orten zeigen, an denen sie nach<br />

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