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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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großartigen, geordneten Systems, das nach seiner Ansicht vollständig determiniert und<br />

vom menschlichen Willen unabhängig war. Das klassische Weltbild von der Realität<br />

erfüllte die Bedürfnisse des jungen Einstein. Die Vorstellung, dass die Realität davon<br />

unabhängig ist, wie wir sie befragen, ist ihm vielleicht damals gekommen. Diese frühzeitige<br />

Hinwendung zum klassischen Determinismus war auch bestimmend für seine<br />

spätere Opposition gegen die Quantentheorie, in der ja behauptet wird, dass fundamentale<br />

Vorgänge in den Atomen zufällig ablaufen und die Absicht des Menschen das Ergebnis<br />

von Experimenten beeinflusst.<br />

Mit zwölf Jahren bekam Einstein von seinem Onkel Jakob die euklidische Geometrie<br />

geschenkt, »das heilige Geometriebüchlein«, und Euklid wurde seine Bibel. Die euklidische<br />

Geometrie spricht den Verstand an, nicht die Autorität oder die Tradition. Diese<br />

neue Denkweise lag Einstein, und er wurde sehr antireligiös und stellte auch Autorität und<br />

Disziplin in der Schule in Frage: Zweifellos war der Junge ein schwieriger Schüler. Er<br />

verabscheute den militärischen Drill in den deutschen Schulen. Nur selten fand man ihn in<br />

Gesellschaft Gleichaltriger, und einmal wurde er sogar von einem Lehrer der Schule<br />

verwiesen, der sagte, schon seine Anwesenheit im Klassenzimmer reiche, den Unterricht<br />

zu stören.<br />

Als Einstein vierzehn Jahre alt war, machte sein Vater Konkurs, und die Familie zog<br />

nach Italien. Albert ging nicht gleich mit, sondern blieb 1894 noch in München und<br />

versuchte, das Gymnasium abzuschließen. Ende des Jahres musste er jedoch von der<br />

Schule abgehen, fuhr zu seiner Familie nach Italien und brachte den größten Teil des<br />

folgenden Jahres mit Wanderungen in Italien zu. Er dachte, die Empfehlung seines<br />

Gymnasiallehrers werde ihm Zugang zu einer Universität verschaffen. Das war jedoch<br />

nicht der Fall; er musste eine Aufnahmeprüfung an der Eidgenössischen Polytechnischen<br />

Hochschule in Zürich ablegen und fiel durch. Im Herbst 1895 ging er an die Kantonsschule<br />

in Aarau, eine Schweizer Vorbereitungsschule in der liberalen Tradition von<br />

Pestalozzi, und dort fühlte er sich sehr wohl. Hier erwarb er auch sein Diplom, und 1896<br />

schrieb er sich am Polytechnikum in Zürich ein, um sein Studium der Physik zu beginnen.<br />

In diesem Jahr stellte er sich zum ersten Mal die Frage, was passierte, wenn er hinter<br />

einem Lichtstrahl hereilen und ihn schließlich einholen, sich also wirklich mit Lichtgeschwindigkeit<br />

bewegen könnte. Die bis heute gültige Theorie vom Licht war die Maxwellsche<br />

Theorie, wonach das Licht eine Kombination aus elektrischen und magnetischen<br />

Feldern ist, die sich wie eine Wasserwelle durch den Raum bewegen. Einstein kannte die<br />

Maxwellsche Lichttheorie und wusste auch, dass sie mit den meisten experimentellen<br />

Befunden in Einklang stand. Aber wenn man eine der Maxwellschen Lichtwellen so<br />

einholen könnte, wie ein Surfer eine Ozeanwelle einholt, um darauf zu reiten, würde sich<br />

die Lichtwelle gegenüber einem selbst nicht bewegen, sondern stillstehen. Die Lichtwelle<br />

wäre dann eine stehende Welle aus elektrischen und magnetischen Feldern; das wäre aber<br />

nicht zulässig, wenn die Maxwellsche Theorie stimmte. Folglich, so schloss er, muss irgendetwas<br />

an der Annahme falsch sein, dass man eine Lichtwelle so einfangen kann wie<br />

eine Wasserwelle. Diese Vorstellung war das Samenkorn, aus dem neun Jahre später die<br />

spezielle Relativitätstheorie hervorging. Nach dieser Theorie kann kein materieller Gegenstand<br />

Lichtgeschwindigkeit erreichen. Sie ist für das Universum die Höchstgeschwindigkeit.<br />

1900 machte Einstein seinen Hochschulabschluss, schaffte die Examina aber nur mit<br />

Nachhilfe. Er verabscheute diese Prüfungen so sehr, dass er sich später beklagte, sie<br />

hätten ihm die Freude an wissenschaftlicher Arbeit auf mindestens ein Jahr vergällt. Er<br />

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