Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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Bindung an bestehende Grundsätze; sie führen statt dessen lieber alle möglichen Gedanken<br />
von außen ein. Werner Heisenberg hat einmal gesagt: »Die moderne Theorie ist<br />
nicht aus umwälzenden Gedanken entstanden, die sozusagen von außen in die exakten<br />
Wissenschaften eingebracht worden sind. Sie haben sich vielmehr selbst in eine Forschung<br />
hineingedrängt, die ständig versuchte, das Programm der klassischen Physik<br />
durchzuführen - sie entstehen gerade aus diesem Geist.« Die alte Quantentheorie war ein<br />
Programm, das die Quanten mit der klassischen Physik in Einklang bringen sollte.<br />
Einstein griff Plancks Vorstellung 1905 in seiner Arbeit über den Fotoeffekt auf. Planck<br />
nahm an, dass Lichtquellen gequantelte Energie austauschen. Einstein ging noch einen<br />
Schritt weiter und postulierte, dass das Licht selbst gequantelt ist; es besteht aus Teilchen,<br />
die er Photonen nannte. Diese umwälzende Vorstellung bereitete der damals gut begründeten<br />
Wellentheorie des Lichts abrupt ein Ende, und das war für die meisten Physiker<br />
Grund genug, sie abzulehnen. Andere Physiker wandten gegen Einsteins Behauptung ein,<br />
sie erkläre nur den Fotoeffekt, und das sei kaum ein direkter Beweis für das Photon.<br />
Aber Einstein hielt an der Vorstellung von einem Wellen-Teilchen-Dualismus beim<br />
Licht fest und versuchte vergebens, diese scheinbarwidersprüchlichen Eigenschaften des<br />
Lichts unter einen Hut zu bringen.<br />
Die theoretischen Gedanken von Planck und Einstein, die die Quantentheorie einführten,<br />
waren eine Reaktion auf Experimente, die ein ganz neues Reich der Naturphänomene<br />
erschlossen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Reihe verwirrender neuer Eigenschaften<br />
der Materie entdeckt. Zum ersten Mal kamen die Wissenschaftler in direkte<br />
Berührung mit atomaren Prozessen. Röntgen entdeckte 1895 die durchdringenden X-<br />
Strahlen, Henri Becquerel 1896 die Radioaktivität, und die Curies isolierten 1898 Radium.<br />
1897 entdeckte J. J. Thomson das Elektron, ein neues Elementarteilchen. Sonderbar<br />
war die Feststellung, dass Atome unter bestimmten Umständen Lichtspektrallinien aussenden.<br />
Wenn eine Substanz erhitzt oder ein elektrischer Strom durch ein aus Atomen<br />
bestehendes Gas geleitet wird, sendet die Substanz oder das Gas Licht aus. Bei der<br />
Analyse des Lichtspektrums in einem Prisma, das die verschiedenen Farben trennt, erscheinen<br />
im Spektrum nur definierte farbige Linien. Neonfarbiges Licht ist ein Beispiel<br />
dafür. Jedes chemische Element hat seine eindeutige Anordnung von farbigen Linien;<br />
man nennt sie sein Linienspektrum. Im 19. Jahrhundert hatte noch niemand eine Erklärung<br />
für dieses Phänomen. Dabei lag hier der experimentelle Schlüssel zum Atomaufbau.<br />
Ernest Rutherford war wegen seiner Entdeckung der radioaktiven Umwandlung von<br />
Elementen gemeinsam mit Frederick Soddy schon ein berühmter Experimentalphysiker,<br />
als er an die Universität Manchester kam. Rutherford und Soddy hatten festgestellt, dass<br />
sich chemische Elemente, die man bis dahin für unveränderlich gehalten hatte, im Prozess<br />
der Radioaktivität veränderten. Soddy regte an, den neuen Vorgang »radioaktive Umwandlung«<br />
zu nennen. Eine Umwandlung von Elementen, zum Beispiel von Blei in Gold,<br />
war ein alter Traum der Alchimisten, dessen Unmöglichkeit schon die Chemiker und<br />
Physiker im 19. Jahrhundert nachgewiesen hatten. Auf Soddys Vorschlag folgte Rutherfords<br />
scharfe Reaktion: »Beim Zeus, Soddy, man würde uns als Alchimisten hinauswerfen!«<br />
Dabei hatten sie wirklich die Umwandlung der Elemente entdeckt.<br />
In Manchester arbeitete Rutherford über Alphateilchen, stabile, positiv geladene Heliumkerne,<br />
die von radioaktiven Substanzen ausgehen. Rutherford hatte nicht die Geduld,<br />
stundenlang auf einem Schirm Szintillationen zu zählen und damit den Alphateilchenbeschuss<br />
nachzuweisen; er setzte deshalb seinen jungen Assistenten Marsden auf das<br />
Experiment an. Der Versuch ist von bestechender Einfachheit. Eine radioaktive Alpha-<br />
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