Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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dramatische Vorhersage erfolgte sieben Jahre vor der großen kosmologischen Entdeckung<br />
des amerikanischen Astronomen Edwin Hubble. Aus einer detaillierten Untersuchung<br />
ferner Galaxien schloss Hubble, dass sich das Universum tatsächlich wie eine riesige<br />
Explosion ausdehnte. Das Universum entwickelte sich!<br />
Die allgemeine Relativitätstheorie war Einsteins größte Leistung, die Vollendung des<br />
klassischen, deterministischen Weltbildes. Obwohl Einstein über die Newtonsche Physik<br />
hinausging und die Vorstellungen von Raum, Zeit und Materie in ihre moderne Form<br />
brachte, war der Rahmen seiner Physik doch völlig deterministisch. Das große Uhrwerk<br />
des Newtonschen Universums wurde von Einstein verändert - die Zahnräder und die Teile<br />
waren neu -, aber Einstein stimmte mit Newton darin überein, dass der Gang der Uhr nach<br />
wie vor bis in die unendliche Vergangenheit und die Zukunft vollständig determiniert<br />
war.<br />
Es ist schwer vorstellbar, dass ein einzelner Mensch die allgemeine Relativität geschaffen<br />
hat. Diese Theorie verbindet die Vorstellungen von Raum, Zeit, Energie, Materie<br />
und Geometrie zu einem zusammenhängenden Ganzen von ungeheurem Umfang und<br />
unabsehbaren Folgen. Wie hat Einstein die allgemeine Relativität erfunden?<br />
In Zürich und auch noch in seinen ersten Berliner Jahren stand Einstein unter dem<br />
geistigen Einfluss des Philosophen und Physikers Ernst Mach, eines großen Verfechters<br />
des Positivismus in der Physik. Mach lehrte, theoretische Physiker sollten in der Physik<br />
nie einen Gedanken verwenden, dem nicht durch experimenteile Vorgänge eine genaue<br />
und direkte Bedeutung zuerkannt werden könne. Vorstellungen ohne Zusammenhang mit<br />
der empirischen Welt galten als für die physikalische Theorie überflüssig. Die Machsche<br />
Methode wurde für die Entwicklung der neuen Physik bestimmend. Einstein war ein<br />
Meister in dieser Methode. Erinnern wir uns an seine Definitionen von Raum und Zeit:<br />
Raum ist das, was wir mit einem Maßstab messen; Zeit ist das, was wir mit einer Uhr<br />
messen. Diese Definitionen durchdrangen mit ihrem direkten Hinweis auf die Messung<br />
den ganzen überflüssigen philosophischen Ballast, der die Vorstellungen von Raum und<br />
Zeit jahrhundertelang beschwert hatte. Der Positivist besteht darauf, dass wir nur über das<br />
sprechen, was wir durch direkte Operationen, z. B. durch Messungen, erfahren können.<br />
Die physikalische Wirklichkeit wird durch tatsächliche empirische Operationen definiert,<br />
nicht durch ausgedachte Phantasien.<br />
Nachdem er sich in Berlin niedergelassen hatte, kam Einstein jedoch allmählich vom<br />
strengen Positivismus ab, aber nur zum Teil auf Grund der überzeugenden Argumente,<br />
die sein Kollege Planck zu bieten hatte. Ebenso bestimmend dafür war Einsteins eigener<br />
Erfolg mit der allgemeinen Relativitätstheorie. Der Denkansatz, mit dem er diese Theorie<br />
gefunden hatte, zeigte ihm die Grenzen der streng positivistischen Methode. Wenn Einstein<br />
Positivist geblieben wäre, hätte er die allgemeine Relativität wahrscheinlich nicht<br />
entdeckt. Einstein beschrieb später seine eigene Methode in einem Brief an den Philosophen<br />
Maurice Solovine, einen Freund aus der Berner Zeit im Patentamt. Man kann das<br />
Verfahren auch als »Einsteins Methode der Axiome« bezeichnen.<br />
In seinem Brief an Solovine zeichnete Einstein auch ein Diagramm, mit dem er seine<br />
Methode illustrieren wollte. Es sieht so aus:<br />
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