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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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steckte ihr Trugschluss? Es gibt keinen Trugschluss. Es besteht jedoch im Gedankenexperiment<br />

von EPR eine Annahme, die noch ausführlicher erläutert werden muss. In der<br />

Darstellung wird davon ausgegangen, dass die Eigenschaften des Teilchens 2, beispielsweise<br />

sein Ort und sein Impuls in London, eine objektive Existenz aufweisen, ohne<br />

dass sie überhaupt gemessen worden sind. Das EPR-Team leitete diese Eigenschaften rein<br />

durch Messungen am Teilchen 1 unter der Annahme ab, dass sie objektive Bedeutung<br />

aufwiesen. Dann kamen sie zu dem Schluss, dass die Fernwirkung gegeben sein musste,<br />

wenn die Quantentheorie stimmte. Diese Schlussfolgerung von EPR ist richtig.<br />

Es gibt aber auch eine andere Deutung dieses Versuchs, nämlich die Kopenhagener<br />

Interpretation, die abstreitet, dass eine Objektivität der Welt existiert, ohne dass man sie<br />

tatsächlich misst. Bohr, der diese Ansicht vertrat, behauptete, dass Ort und Impuls des<br />

Teilchens 2 keine objektive Bedeutung aufwiesen, solange man sie nicht direkt maß.<br />

Wenn solche Messungen durchgeführt werden, gehorchen sie den Heisenbergschen Unschärferelationen<br />

in Übereinstimmung mit der Quantentheorie. Damit kommt man um die<br />

Schlussfolgerung solcher Fernwirkungen, augenblicklicher nichtlokaler Wechselwirkungen,<br />

herum. Einstein konnte im Gegensatz zu Bohr die Vorstellung einer vom Beobachter<br />

geschaffenen Realität nie akzeptieren. Er zeigte statt dessen, dass es nicht-lokale<br />

Effekte geben musste, wenn die Realität objektiv und die Quantentheorie vollständig war.<br />

Da er eine Verletzung der Kausalität nicht hinnehmen konnte, schloss Einstein, dass die<br />

Quantentheorie unvollständig war.<br />

Über dreißig Jahre lang diskutieren die Physiker über die Schlussfolgerungen aus dem<br />

EPR-Artikel. Vielleicht steckte hinter der Quantenrealität noch eine andere Realität<br />

verborgen? Um diese Frage anzugehen, tat John Bell, ein theoretischer Physiker bei<br />

CERN in der Nähe von Genf, 1965 den nächsten Schritt auf dem Weg zur Quantenrealität.<br />

In seiner Arbeit berief er sich nicht auf den Formalismus der Quantentheorie, sondern<br />

gleich auf das Experiment. Er schlug ein echtes Experiment, keinen Gedankenversuch<br />

vor. Bell zeigte, dass die Art Unvollständigkeit der Quantentheorie, wie sie sich EPR<br />

ausgedacht hatten, nicht möglich war. Es gab nur zwei physikalische Interpretationen von<br />

Bells Experiment: Entweder war die Welt nicht-objektiv und existierte nicht in einem<br />

definierten Zustand, oder sie war nicht-lokal mit augenblicklicher Fernwirkung. Jetzt<br />

können Sie sich selbst aussuchen, welche Eigenart Ihnen mehr zusagt.<br />

In Bells Arbeit ging es um die Frage der versteckten Variablen, also die Vorstellung,<br />

dass die gewohnte Quantentheorie noch unvollständig ist und es eine hypothetische Subquantentheorie<br />

gibt, die zusätzliche physikalische Angaben über den Zustand der Welt in<br />

Form dieser neuen versteckten Variablen liefert. Wenn die Physiker diese Variablen<br />

kennten, könnten sie das Ergebnis einer bestimmten Messung (nicht nur die Wahrscheinlichkeiten<br />

verschiedener Ergebnisse) vorhersagen und sogar den Impuls und den<br />

Ort von Teilchen gleichzeitig bestimmen. Eine solche Subquantentheorie würde tatsächlich<br />

den Determinismus und die Objektivität wiederherstellen. Wenn wir uns die Realität<br />

wie ein Kartenspiel vorstellen, dann sagt die Quantentheorie lediglich die Wahrscheinlichkeit<br />

verschiedener gegebener Karten voraus. Wenn es verborgene Variablen gäbe,<br />

wäre das so, als guckte man in das Kartenspiel und sagte voraus, welche einzelnen Karten<br />

jeder einzelne Spieler in der Hand hält.<br />

Wenn die gewohnte Quantentheorie experimentell stimmt, ist damit jede Subquantentheorie<br />

versteckter Variablen und einer versteckten Realität ausgeschlossen. Der Mathematiker<br />

von Neumann konnte beweisen, dass es solche Variablen, die sich hinter dem<br />

Schleier der Quantenrealität verbargen, gar nicht geben konnte, und wegen dieses Be-<br />

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