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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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5. Leptonen<br />

E<br />

Wer hat das angeordnet?<br />

- I. I. Rabi<br />

iner meiner Bekannten, ein theoretischer Physiker norwegischer Herkunft, pflegte<br />

die blauweißen Gewässer um Cape Cod mit einem kleinen, schnellen Segelboot<br />

unsicher zu machen und damit Erinnerungen an seine Wikinger-Vergangenheit wachzurufen.<br />

Er nannte sein Boot »Lepton« nach dem griechischen Wort für »leicht« oder<br />

»rasch«. Ich erinnere mich, dass ich einmal mit ihm gesegelt bin und wir beide uns dabei<br />

den Kopf über andere Leptonen zerbrochen haben, über die Elementarteilchen, zu denen<br />

das Elektron und das Neutrino gehören. Die Physiker kennen die Leptonen und ihre Eigenschaften<br />

schon lange, aber niemand wusste, wie man sie in die Handlung des kosmischen<br />

3-D-Films einbauen kann. Sie schienen überflüssig zu sein, Schauspieler, die nicht<br />

gebraucht wurden. Erst in den letzten Jahren haben die Physiker festgestellt, wie die<br />

Leptonen und die Quarks in einer einheitlichen Theorie der Elementarquanten zusammengehören.<br />

Aber ehe wir darauf kommen, wollen wir zunächst einmal überlegen, was<br />

die Leptonen eigentlich sind.<br />

Wir erinnern uns, dass wir auf unserer Reise in die Materie das Atom erreicht haben und<br />

dann weiter in den Atomkern eingedrungen sind, der aus Protonen und Neutronen besteht.<br />

Diese beiden Teilchen entpuppten sich dabei nur als die ersten beiden einer unendlich<br />

langen Reihe von Hadronen. Dem Rätsel der Hadronen lagen die Quarks zugrunde, ein<br />

paar punktförmige Teilchen, die sich mit starken Kräften zu einer unendlichen Vielzahl<br />

von Konfigurationen, den Hadronen, verbinden. Bei den Hadronen hat unsere Reise in<br />

den Kern aufgehört. Aber die Atome bestehen aus zwei Hauptbestandteilen: dem Kern<br />

und der ihn umgebenden Elektronenwolke. Wie steht es mit dem Elektron? Wohin gehört<br />

es? Das Elektron ist, wie die Physiker heute wissen, das erste in einer neuen Klasse von<br />

Teilchen mit dem Spin 1/2, die unter dem Namen Leptonen zusammengefasst werden.<br />

Die anderen Leptonen sind das seltene Neutrino, das Myon und das Tauon; wir werden sie<br />

alle in diesem Kapitel beschreiben.<br />

Warum machen sich die Physiker die Mühe, die Leptonen getrennt von anderen Teilchen,<br />

z. B. den Hadronen und den Quarks, zu klassifizieren, aus denen sie doch bestehen?<br />

Die Hadronen stehen zueinander in sehr starker Wechselwirkung; das weist auf die<br />

starken Kräfte hin, die die Quarks in ihnen miteinander verbinden. Im Gegensatz dazu<br />

zeigen die Leptonen verhältnismäßig schwache Wechselwirkungen und bilden somit eine<br />

kleine Nische in der Welt der Quanten. Die Physiker haben das erkannt und den Leptonen<br />

eine eigene Klasse zugewiesen.<br />

Im Gegensatz zu den Quarks, denen sie in mancher Hinsicht ähneln, können die Leptonen<br />

tatsächlich frei existieren. Das Elektron ist z. B. durch schwache elektromagnetische<br />

Kräfte an den Atomkern gebunden und lässt sich leicht freisetzen. Die Physiker<br />

haben Strahlen aus befreiten Elektronen, Neutrinos und Myonen erzeugt. Die Elektronenkanone<br />

im Sockel einer Fernsehbildröhre schießt einen modulierten Elektronenstrahl<br />

auf den Bildschirm und erzeugt daraus ein Bild. Die Leptonen, z. B. das Elektron, gibt es<br />

wirklich auf der Welt. Stellen wir uns vor, wir öffnen das Programmheft des kosmischen<br />

3-D-Films an der Stelle in der Besetzungsliste, wo die Leptonen beschrieben werden.<br />

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