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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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aneinander gebunden sind. Infolgedessen sind die Quarks, da sie die farbige Ladung<br />

aufweisen, durch die farbigen Gluonen auf ewig aneinander gekoppelt. Selbst die farbigen<br />

Gluonen hängen so fest zusammen, dass sie sich nie voneinander lösen, denn auch sie<br />

verfügen über die farbige Ladung. Es kann aber auch Kombinationen von farbigen Quarks<br />

und Gluonen geben, bei denen die Summe aller farbigen Ladungen Null ist, so wie die<br />

Kombination der positiven elektrischen Ladung eines Atomkerns die negative Ladung der<br />

Bahnelektronen aufhebt und das Atom insgesamt elektrisch neutral ist. Solche »farbneutralen«<br />

Kombinationen von farbigen Quarks entsprechen genau den beobachteten<br />

Hadronen. Diese in der Chromodynamiktheorie zusammengefassten Vorstellungen werden<br />

durch zahlreiche experimentelle Beweise untermauert.<br />

Stellen wir uns vor, unser Dämon schaltete die farbigen starken Kräfte ab. Dann flögen<br />

die farbigen Gluonen davon, und Quarks würden freigesetzt werden. Es gäbe keine Hadronen,<br />

keine Protonen, Neutronen oder Pionen; der ganze Hadronenzoo löste sich in<br />

seine Grundbestandteile, die Quarks, auf, und die flögen davon. Es gäbe auch keine<br />

Atome, denn der aus Protonen und Neutronen bestehende Kern existierte nicht. Vielleicht<br />

könnten die Quarks irgendeine andere Materieform bilden, aber die Welt sähe sicherlich<br />

ganz anders aus. Ein weiser Dämon wäre gut beraten, wenn er mit den quarkbindenden<br />

Kräften nicht zu viel herumspielte.<br />

Wir sind damit am Ende unserer Betrachtung der vier grundlegenden Wechselwirkungen<br />

angekommen. Auf den ersten Blick scheinen die Gravitation, der Elektromagnetismus,<br />

die schwache und die starke Kraft nichts miteinander zu tun zu haben. Aber je<br />

tiefer die Physiker in den Aufbau der Materie eindrangen, um so deutlicher zeigte sich,<br />

dass die Unterscheidung zwischen den Wechselwirkungen keinen Sinn hatte. Das ist die<br />

wichtigste Aussage der theoretischen Physik im letzten Jahrzehnt.<br />

Jede Wechselwirkung wird durch Quanten, die Gluonen, vermittelt. Das Gluon der<br />

Gravitation ist das Graviton, das des Elektromagnetismus das Photon; bei der schwachen<br />

Wechselwirkung sind es die schwachen Gluonen, und bei der starken quarkbindenden<br />

Kraft sind es die farbigen Gluonen. Jedes dieser Gluonen wird mathematisch durch eine<br />

relativistische Quantenfeldtheorie beschrieben, die einander alle recht ähnlich sind. Vor<br />

zehn Jahren hätte man jeden ausgelacht, der gesagt hätte, die Theorie der starken Wechselwirkung<br />

ähnele der elektromagnetischen Wechselwirkung. Heute wissen wir, dass sich<br />

Quantenchromodynamik und Quantenelektrodynamik nicht sehr voneinander unterscheiden.<br />

Nach heutiger Ansicht werden alle vier Wechselwirkungen bei ultrahohen Energien in<br />

einer universellen Wechselwirkung vereinheitlicht. Wir sehen verschiedene Wechselwirkungen<br />

nur deshalb, weil in der uns bekannten Welt die physikalischen Prozesse mit<br />

niedriger Energie ablaufen und die Wechselwirkungen von sehr unterschiedlicher Stärke<br />

sein können. Die Symmetrie und die Einfachheit der Physik zeigen sich erst bei ultrahohen<br />

Energien. Die einheitlichen Feldtheorien, von denen in den letzten Jahren mehrere<br />

konstruiert worden sind, schließen diese Merkmale ein.<br />

Nach diesen einheitlichen Theorien sind alle Wechselwirkungen, die wir in der gegenwärtigen<br />

Welt wahrnehmen, die asymmetrischen Überbleibsel einer einst völlig<br />

symmetrischen Welt. Diese symmetrische Welt enthüllt sich nur bei sehr hohen Energien,<br />

die von Menschenhand nie erreicht werden können. Solche Energien gab es nur ein einziges<br />

Mal, nämlich in den ersten Nanosekunden des Urknalls, der den Ursprung des<br />

Universums darstellt.<br />

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