Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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weises dachten die Leute nicht weiter über versteckte Variablen nach. Von Neumanns<br />
Beweis war logisch einwandfrei, aber Bell zeigte als erster, dass eine der Annahmen von<br />
Neumanns für die Quantentheorie nicht galt, und damit war der ganze Beweis hinfällig.<br />
Ob nach der Quantentheorie versteckte Variablen und eine kausale Realität zulässig sind,<br />
war nach wie vor ungeklärt. Dieser Frage wandte sich Bell als nächstes zu.<br />
Bell wollte herausfinden, wie die Quantenwelt aussieht, wenn es wirklich örtliche versteckte<br />
Variablen gibt; das Wort »örtlich« ist dabei wichtig. Örtliche versteckte Variablen<br />
beziehen sich auf physikalische Größen, die örtlich den Zustand eines Objekts innerhalb<br />
einer imaginären Oberfläche bestimmen. Im Gegensatz dazu könnten nicht-örtliche versteckte<br />
Variablen augenblicklich durch Ereignisse auf der anderen Seite des Universums<br />
verändert werden. Die Annahme, dass versteckte Variablen »örtlich« sind, ist die Annahme<br />
der örtlichen Kausalität. Mit Hilfe dieser Annahme leitete Bell eine mathematische<br />
Formel, eine Ungleichung ab, die experimentell überprüft werden konnte. Das Experiment<br />
ist mindestens ein halbes Dutzendmal unabhängig voneinander durchgeführt worden,<br />
und Bells Ungleichung wurde, zusammen mit der ihr zugrundeliegenden wichtigsten<br />
Annahme der lokalen Kausalität, verletzt. Es sah so aus, als sei die Welt nicht örtlich<br />
kausal! Wir werden diesen erstaunlichen Befund nachher noch näher unter die Lupe<br />
nehmen, wollen aber zunächst Bells Experiment genauer beschreiben. Jemand hat einmal<br />
gesagt, Gott stecke im Detail, und wenn wir uns die Einzelheiten näher ansehen, erkennen<br />
wir in dem Experiment ein bemerkenswertes Kunststück des würfelnden Gottes.<br />
Bells Ungleichung gilt für eine große Gruppe von Quantenexperimenten. Ehe man sie<br />
in der Quantenwelt anwendet, sollte man erst einmal die Ungleichung für ein rein klassisches,<br />
vorstellbares Experiment ableiten. In diesem klassischen Versuch gibt es keine<br />
Quanteneigenart, ebenso wie es eine Quanteneigenart bei dem Maschinengewehr nicht<br />
gab, das auf die beiden Löcher feuerte. Bells Ungleichung wird zunächst für ein Experiment<br />
der klassischen Physik abgeleitet, weil alle Annahmen bei dieser Ableitung explizit<br />
erkennbar sind. Es gibt in einem klassischen System keine »versteckten« Variablen;<br />
alle Karten liegen auf dem Tisch.<br />
Stellen wir uns eine spezielle Nagelkanone vor, die jeweils zwei Nägel gleichzeitig in<br />
einer festgelegten Linie in entgegengesetzter Richtung abfeuert. Im Gegensatz zu den<br />
meisten Nagelkanonen, die Nägel wie Pfeile abschießen, feuert diese Maschine sie<br />
querab; ein Paar Nägel fliegt so aus der Kanone heraus, dass ihre Längsachse jeweils<br />
senkrecht zur Bewegungsrichtung steht. Obwohl jeder Nagel in einem Paar dieselbe<br />
Orientierung aufweist, haben nacheinander abgefeuerte unterschiedliche Paare vollständig<br />
zufällige Ausrichtungen zueinander. Der Grund für diese merkwürdigen Vorbedingungen<br />
zeigt sich gleich, wenn wir uns ein entsprechendes Quantensystem vorstellen.<br />
Die fliegenden Nägel werden auf zwei Metallplatten, A und B, gerichtet, von denen jede<br />
einen breiten Schlitz aufweist. Diese Schlitze verhalten sich wie echte Polarisatoren, also<br />
wie Einrichtungen, die Gegenstände mit einer bestimmten Orientierung durchlassen, den<br />
Durchgang identischer, nur anders ausgerichteter Objekte jedoch blockieren. So lassen z.<br />
B. polarisierte Sonnenbrillen Lichtwellen durch, die in einer senkrechten Orientierung<br />
schwingen, sperren aber Licht, das waagerecht schwingt. Da das meiste reflektierte Licht<br />
im Gegensatz zum direkten Licht waagerecht schwingt, mindern polarisierte Sonnenbrillengläser<br />
die Blendwirkung. Wir nennen diese Schlitze hier Polarisatoren, weil sie nur<br />
fliegende Nägel durchlassen, die mit der Ausrichtung des Schlitzes übereinstimmen, aber<br />
alle anderen abhalten. Wir können die Orientierung der Polarisatoren im Verlauf des<br />
Experiments verändern. An den Flächen A und B stehen zwei Beobachter, die auf-<br />
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