Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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wird, wogegen ein Teilchenstrahl scharfe Schatten wirft. Der Schall ist eine Welle, und<br />
deswegen können wir auch um die Ecke hören; er wird um die Ecke »gebeugt«. Die<br />
Aufsätze wurden de Broglies Doktorarbeit, und ein Exemplar wurde vom Prüfer, Paul<br />
Langevin, an Einstein geschickt. Einstein schätzte die Arbeit sehr hoch ein und tat das<br />
Seine, um de Broglies neue Gedanken anderen Physikern zur Kenntnis zu bringen.<br />
Einer der Physiker, die von de Broglies Elektronenwellen gehört hatten, war der Österreicher<br />
Erwin Schrödinger. Er dachte über die Bedeutung des Wellenkonzepts nach<br />
und entwickelte eine Gleichung, nach der sich die Elektronenwellenform verhalten<br />
musste, wenn das Elektron Teil des Wasserstoffatoms war. Mit Hilfe dieser Gleichung<br />
leitete er das Lichtspektrum des Wasserstoffs ab - es war dasselbe, das Bohr Jahre zuvor<br />
entdeckt hatte. Die merkwürdige Vorstellung vom Elektron als Welle wurde quantitativ<br />
bestätigt. Schrödingers Aufsatz erschien im Januar 1926 und markiert den Anfang der<br />
Wellenmechanik, einer weiteren, ganz allgemeinen Formulierung der neuen Mechanik<br />
des Atoms.<br />
Die »Schrödingergleichung« galt für alle Arten von Quantenproblemen. Eine Reihe von<br />
Experimenten unterstützte Schrödingers und de Broglies These, dass die Elektronen gebeugt<br />
werden konnten. Zweifellos handelte es sich hier um echte Wellen. Aber Wellen<br />
wovon? Die Interpretation der de Broglie-Schrödinger-Wellen wurde zum größten Rätsel<br />
in der neuen Wellenmechanik.<br />
Schrödinger selbst schlug eine der ersten Interpretationen vor: Das Elektron ist kein<br />
Teilchen, behauptete er, sondern eine Materiewelle, so wie eine Meereswelle eine Wasserwelle<br />
ist. Nach seiner Deutung ist die Teilchenvorstellung falsch oder nur annähernd<br />
genau. Alle Quantenobjekte, nicht nur die Elektronen, sind kleine Wellen, und die ganze<br />
Natur ist eine große Wellenerscheinung.<br />
Diese Materiewelleninterpretation wurde von der Göttinger Gruppe unter Führung von<br />
Max Born verworfen. Sie wussten, dass man einzelne Teilchen mit dem Geigerzähler<br />
zählen oder ihre Spuren in einer Nebelkammer beobachten konnte. Die Korpuskelnatur<br />
des Elektrons, sein Verhalten wie ein echtes Teilchen, war nicht ausgedacht. Aber was<br />
waren die Wellen? Max Born fand selbst die Antwort auf diese verzwickte, entscheidende<br />
Frage. Seine Deutung schafft gleichzeitig den Begriff vom würfelspielenden Gott und<br />
stellt das Ende des Determinismus in der Physik dar. Das geschah im Juni 1926, ein<br />
halbes Jahr nach Schrödingers Arbeit, und beunruhigte die physikalische Welt zutiefst.<br />
Born interpretierte die Wellenfunktion von de Broglie und Schrödinger als Hinweis auf<br />
die Wahrscheinlichkeit, ein Elektron an einem bestimmten Ort im Raum zu finden.<br />
Stellen Sie sich eine Welle vor, die sich durch den Raum bewegt. Manchmal liegt die<br />
Wellenhöhe etwas über dem Durchschnitt, manchmal darunter. Die Höhe der Welle nennt<br />
man Amplitude. Born hatte nun behauptet, das Quadrat der Wellenamplitude an jedem<br />
beliebigen Ort im Raum gebe die Wahrscheinlichkeit an, dort ein bestimmtes Elektron zu<br />
finden. In den Raumbereichen, in denen die Wellenamplitude größer ist, ist zum Beispiel<br />
auch die Wahrscheinlichkeit größer, dort ein Elektron zu finden. Vielleicht wird dort jedes<br />
zweite Mal ein Elektron nachgewiesen. Ähnlich ist die Wahrscheinlichkeit, ein<br />
Elektron zu finden, dort gering, wo die Wellenamplitude niedrig ist, beträgt also vielleicht<br />
1 : 10. Das Elektron ist immer ein echtes Teilchen, und seine Schrödingersche Wellenfunktion<br />
bezeichnet nur die Wahrscheinlichkeit, es an einem bestimmten Ort im Raum zu<br />
finden. Born erkannte, dass die Wellen nicht Materie sind, wie Schrödinger fälschlich<br />
annahm, sondern dass es Wahrscheinlichkeitswellen sind, eine Art Bevölkerungsstatistik<br />
für die Entstehung von einzelnen Teilchen, die von Ort zu Ort räumlich und zeitlich an-<br />
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