Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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siker Wolfgang Pauli zu. Ein Kollege sagte einmal über Pauli, bei ihm sei die Grobheit<br />
von der Höflichkeit nicht zu unterscheiden. Rücksichtslos kritisierte er Gedanken; seine<br />
Briefe unterschrieb er manchmal mit »die Geißel Gottes«. Als Student bei Arnold Sommerfeld<br />
in München hatte sich Pauli schon einen wissenschaftlichen Ruf durch seinen<br />
klaren Beitrag zu einer Enzyklopädie erworben, den er über die spezielle Relativitätstheorie<br />
verfasst hatte. Einmal kam Einstein zu einem Vortrag nach München, und nach<br />
dem Vortrag stand der neunzehnjährige Pauli auf und bemerkte: »Also wissen Sie, was<br />
der Herr Einstein gesagt hat, ist gar nicht so dumm...« Als er später nach Kopenhagen<br />
ging, um bei Bohr zu arbeiten, verwickelte sich Pauli immer wieder in lange Diskussionen<br />
mit Bohr. Am Ende einer solchen erhitzten Auseinandersetzung rief er einmal Bohr zu:<br />
»Seien Sie doch ruhig, Sie stellen sich an wie ein Idiot.« »Aber Pauli…«, protestierte<br />
Bohr. »Nein, es ist Blödsinn. Ich kann kein Wort mehr davon hören.« Das war so seine<br />
Art.<br />
Vor Pauli konnte kein geistiger Hochstapler oder schlampiger Denker lange bestehen.<br />
Leider wurden gelegentlich auch Physiker mit richtigen Gedanken von ihm in der Luft<br />
zerrissen, wenn er ihre Ideen für falsch hielt.<br />
Pauli hatte sich die Matrizenmathematik schnell angeeignet, klärte damit das Lichtspektrum<br />
des Wasserstoffatoms auf und erhielt dasselbe Ergebnis, das Bohr zuvor gefunden<br />
hatte. Pauli bestimmte auch das Lichtspektrum eines Wasserstoffatoms in einem<br />
elektrischen oder magnetischen Feld; das war eine Aufgabe, die sich bis dahin jeder<br />
Lösung widersetzt hatte. Die Leistungsfähigkeit der neuen Matrizenmechanik lag auf der<br />
Hand.<br />
Die Physiker bekamen aus der neuen Matrizenmechanik kein Bild vom Atom oder von<br />
den Quantenprozessen; sie war eigentlich genau dazu erfunden worden, kein physikalisches<br />
Bild mehr zu liefern. Dirac und Heisenberg vertraten die Ansicht, dass eine konsistente<br />
mathematische Beschreibung der Natur in der Physik den Weg zur Wahrheit<br />
darstellte. Die Notwendigkeit, sich die atomare Welt vorzustellen, war ein Überbleibsel<br />
aus der klassischen Physik, das in der neuen Matrizentheorie nichts zu suchen hatte. Viele<br />
Physiker waren mit dieser Ansicht unzufrieden, und während Bohr, Born, Jordan, Heisenberg,<br />
Dirac und Pauli an der neuen Matrizenmechanik arbeiteten, entstand eine andere<br />
Atomtheorie, die zur Erfindung der Wellenmechanik führte.<br />
Wir erinnern uns an Einsteins theoretische Behauptung von 1905, das Licht sei ein<br />
Teilchen. Diese Vorstellung widersprach der Tatsache, dass das Licht eine elektromagnetische<br />
Welle war. Schon 1909 meinte er, in einer künftigen Theorie des Lichts würden<br />
die Partikel- und die Wellentheorie des Lichts zusammengeführt werden. In dieser<br />
Richtung hatte es jedoch kaum Fortschritte gegeben. Es sah immer noch so aus, als könne<br />
das Licht entweder nur Teilchen oder nur Welle sein.<br />
Den nächsten Schritt tat Louis de Broglie, ein französischer Fürst, dessen geistige Interessen<br />
ihn bis in die Grenzbereiche der Physik führten. Er zog den Analogieschluss,<br />
wenn sich das Licht, das so eindeutig eine Welle zu sein schien, manchmal wie ein<br />
Teilchen verhalten konnte, nämlich wie ein Photon, konnte sich ein Elektron, eindeutig<br />
ein Teilchen, manchmal auch wie eine Welle verhalten. Die entscheidenden Gedanken<br />
waren in zwei Arbeiten vom September 1923 niedergelegt, in denen de Broglie die<br />
Wellenlänge des Elektrons ableitete. Er regte an, dass seine Vorstellung im Experiment<br />
bestätigt werden könne, wenn die Elektronen Beugungseigenschaften wie echte Wellen<br />
aufwiesen. Die Beugung einer Welle an einem Hindernis, z. B. einer Meereswelle, die an<br />
den Rand einer Mole trifft, bedeutet, dass die Welle hinter einem Hindernis abgelenkt<br />
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