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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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virtuellen Quanten, den Wellen auf dem Meer. Wenn wir diesen Schwingungen reale<br />

Energie zuführten, könnten sie so stark ansteigen, bis sie reale Teilchen werden würden.<br />

Das Vakuum ist mit den Schwingungen jedes möglichen Quants angefüllt.<br />

Dieses bemerkenswerte Konzept vom Nichts war eine Folge der neuen theoretischen<br />

Vorstellungen, die die relativistische Quantenfeldtheorie stützten. Der neue Begriff vom<br />

Vakuum war zwar theoretisch begründet, doch die experimentelle Bestätigung dieser<br />

phantastischen Idee blieb vorläufig aus. Wie konnten die Physiker den Effekt dieser virtuellen<br />

Quanten im Vakuum bestimmen?<br />

Den Raum zwischen einem Atomkern und einem Bahnelektron kann man sich als leer<br />

vorstellen; hier haben die Physiker die neuen Vakuumeffekte entdeckt. Die Erschaffung<br />

und Zerstörung virtueller Quanten äußert sich bekanntlich in winzigen Verschiebungen in<br />

der Energie des Elektrons auf seiner Bahn um den Atomkern. Dabei kann das elektrische<br />

Feld, das das Elektron auf seiner Bahn um den Kern hält, manchmal ein Elektron-Positron-Paar<br />

aus der brodelnden See der virtuellen Quanten im Vakuum erschaffen. Dieses<br />

Paar vergeht sofort wieder. Dieser als Vakuumpolarisation bekannte Effekt verändert die<br />

Bahn der Elektronen um den Kern geringfügig. Eine dieser Bahnänderungen des Elektrons<br />

im Wasserstoffatom wurde vom Experimentalphysiker Willis Lamb sehr genau<br />

gemessen. Er arbeitete mit Präzisionsmikrowellenverfahren, die bei der Entwicklung des<br />

Radar im Zweiten Weltkrieg entstanden waren. Interessant war an Lambs Messungen vor<br />

allem, dass man sie mit den theoretischen Berechnungen auf der Basis der Quantenfeldtheorie,<br />

der sogenannten Quantenelektrodynamik, vergleichen konnte. Wenn dieser exotische<br />

Effekt einer Vakuumpolarisation nicht berücksichtigt wird, müsste es zu einer<br />

Abweichung von Lambs Beobachtungen kommen. Die berechnete Energie der Elektronbahn<br />

entsprach jedoch genau den Messungen von Lamb. Die Schattenwelt der virtuellen<br />

Quanten im Vakuum hatte eine reale Auswirkung gezeitigt.<br />

Obwohl auch noch viele andere Versuche mit den von den Theoretikern vorausgesagten<br />

Vakuumpolarisationseffekten übereinstimmten, bestätigte sich das neue Konzept vom<br />

Vakuum am nachdrücklichsten beim Bau der Beschleuniger mit gegeneinander laufenden<br />

Elektronen- und Positronenstrahlen. Diese sogenannten Colliding-Beam-Maschinen, die<br />

in den siebziger Jahren aufkamen, ließen einen energiereichen Elektronenstrahl (Materie)<br />

auf einen entgegengesetzt gerichteten Positronenstrahl (Antimaterie) aufprallen. Der<br />

Zusammenstoß von Materie und Antimaterie lieferte die notwendige Energie, um die<br />

virtuellen Teilchenpaare aus dem Vakuum in die reale Existenz zu befördern.<br />

Die Colliding-Beam-Maschinen können durch Energieeinleitung ins Vakuum die<br />

Struktur des Vakuums in Form von Paaren aus virtuellen Teilchen und Antiteilchen tatsächlich<br />

sondieren. Aus dem Vakuum können ebenso Quark-Antiquark-Teilchenpaare<br />

geschaffen werden. So sind z. B. die neuen Quarks, wie das Charm-Quark, entdeckt<br />

worden. Das Paar aus Charm-Quark und Antiquark war nur eine kleine Welle auf dem<br />

Vakuummeer, die in Form eines neuen Hadrons existent gemacht werden konnte, sobald<br />

die Physiker genau die richtige Energiemenge zugeführt hatten. Die Physiker rechnen<br />

damit, dass noch mehr neue Materieformen mit diesem Verfahren entdeckt werden, die<br />

virtuellen Vakuumquanten zur Existenz zu bringen. Das wird das Drehbuch für die Experimentalphysik<br />

in den achtziger Jahren sein - die Erschaffung von Materie durch die<br />

Einleitung von Stoßstrahlenergie in das Vakuum.<br />

Wenn wir uns die Veränderbarkeit der Materie und die neue Vorstellung vom Vakuum<br />

zu eigen gemacht haben, können wir uns auch spekulativ mit dem Ursprung des größten<br />

Gebildes befassen, das wir kennen, des Universums. Vielleicht ist auch das Universum<br />

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