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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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dieser Wechsel in den Anschauungen?<br />

Anfang der sechziger Jahre entdeckten theoretische Physiker unter der Leitung von<br />

Murray Gell-Mann, dass die Hadronen Familien bildeten. Dieses Organisationsprinzip<br />

nannte man den achtfachen Weg*. Es beruhte auf einer mathematischen Symmetrie und<br />

stellte höchst erfolgreich eine Korrelation zwischen den im Experiment beobachteten<br />

Eigenschaften der Hadronen her. Wie der achtfache Weg funktionierte, war leicht zu<br />

verstehen, wenn man von der Annahme ausging, dass die Hadronen in Wirklichkeit aus<br />

neuen, kleineren Teilchen, den Quarks, bestanden, von denen nur drei zum Aufbau aller<br />

Hadronen erforderlich waren. Jedes Hadron konnte man sich so vorstellen, als bestehe es<br />

aus einigen Quarks, die einander in einer bestimmten Anordnung in Bahnen umkreisten.<br />

Da die Quarks in einer unendlichen Vielzahl verschiedener Konfigurationen kreisen<br />

konnten, gab es eine unendliche Anzahl von Hadronen. Dieses Quarkmodell hatten sich<br />

die theoretischen Physiker ausgedacht, um die Kompliziertheit der Hadronen zu vereinfachen,<br />

und das ist ihnen auch gelungen. Aber noch niemand hatte je ein Quark gesehen.<br />

Damit entstand die zentrale Frage: Wo waren die Quarks, und wie konnte man das<br />

Quarkmodell experimentell bestätigen?<br />

Noch bevor sich die theoretischen Physiker die Existenz von Quarks vorgestellt hatten,<br />

hatten Experimentalphysiker an der Stanford-Universität Beweise dafür gefunden, dass<br />

das Proton, das erste bekannte Hadron, kein punktförmiges Teilchen ohne räumliche<br />

Ausdehnung sein konnte, sondern durchaus ein Raumvolumen einnahm; es war wie eine<br />

kleine Kugel, nicht wie ein mathematischer Punkt. Sie richteten einen Strahl hochenergetischer<br />

Elektronen auf ein Protonentarget und schlossen aus den Folgen dieser Stöße,<br />

dass das Proton (und damit auch alle Hadronen) eine definierte Struktur und räumliche<br />

Ausdehnung aufwiesen. Mit der Klugheit dessen, der die Verhältnisse rückblickend betrachtet,<br />

sehen wir heute in dieser Entdeckung den ersten Fingerzeig darauf, dass die<br />

Hadronen keine Elementarteilchen waren.<br />

Auf Grund dieser Ergebnisse wurde Mitte der sechziger Jahre in der Nähe der Stanford-Universität<br />

eine noch viel größere Ausführung dieses Elektronenbeschleunigers errichtet.<br />

Hierführten Physiker die entscheidenden Experimente durch, die die Vorstellung<br />

bestätigten, dass die Hadronen aus neuen, winzigen Teilchen, den Quarks, bestanden. Die<br />

neue Maschine ist über drei Kilometer lang und befindet sich im Stanford Linear Accelerator<br />

Center (SLAC). Ihre Konstruktion unterscheidet sich grundsätzlich von derjenigen<br />

der Synchrotrone, weil die Maschine nicht einmal einen Ring aufweist. Sie besteht statt<br />

dessen aus einem über drei Kilometer langen, geraden Vakuumrohr, in dem Elektronen<br />

beschleunigt werden. Die Energie wird den Elektronen über eine Reihe von Klystrons<br />

zugeführt, Geräten, die Mikrowellenenergie in Form elektromagnetischer Wellen in regelmäßigen<br />

Abständen in das Rohr hineinpumpen. Die gebündelten Elektronen sausen<br />

auf der so gebildeten elektromagnetischen Welle das drei Kilometer lange Rohr hinunter<br />

wie ein Surfer auf einer Ozeanwelle. Am Ende ihrer Reise haben sie eine ungeheure<br />

Energie aufgenommen und stoßen dann im Experimentierbereich mit einer Vielzahl von<br />

Targets zusammen.<br />

Die Kritiker dieser Konstruktion meinten, die Elektronen, die ja primär elektromagne-<br />

* Der ursprüngliche »achtfache Weg« stammt aus einem Buddha zugeschriebenen Aphorismus:<br />

»Nun ist dies, o Mönche, die edle Wahrheit, die den Schmerz zum Stillstand bringt: dies ist der edle<br />

achtfache Weg, nämlich richtige Ansichten, richtige Absicht, richtige Rede, richtiges Handeln,<br />

richtiges Leben, richtiges Bemühen, richtiges Nachdenken, richtige Konzentration. «<br />

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