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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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ierliche Weltbild durch ein diskretes ersetzt werden muss. Weil die Diskretheit der physikalischen<br />

Größen so gering ist, ist sie mit unseren Sinnen nicht wahrnehmbar. Wenn wir<br />

z. B. aus der Ferne einen Berg Weizenkörner betrachten, sieht er aus wie ein völlig glatter<br />

Hügel. Gehen wir jedoch dichter heran, dann erkennen wir die Illusion und sehen, dass er<br />

sich in Wirklichkeit aus vielen kleinen Körnern zusammensetzt. Diese diskreten Körner<br />

sind die Quanten des Weizenberges.<br />

Ein anderes Beispiel für diese »Quantelung« kontinuierlicher Objekte ist die Wiedergabe<br />

von Fotographien in Tageszeitungen. Wenn man genau hinsieht, merkt man, dass<br />

ein Zeitungsfoto aus vielen kleinen Punkten besteht; das Bild ist »gequantelt« worden,<br />

aber das fällt einem nicht auf, wenn man es von weitem ansieht.<br />

Planck arbeitete über die Schwarzkörperstrahlung. Was versteht man darunter? Nehmen<br />

wir einen materiellen Gegenstand, ein Metallstab reicht dazu, und legen ihn in einen<br />

völlig abgedunkelten Raum. Der Metallstab ist der schwarze Körper, d. h. man kann ihn<br />

nicht sehen. Wenn man den Stab über einem Feuer bis auf hohe Temperatur erhitzt und<br />

dann wieder in den dunklen Raum legt, ist er nicht mehr schwarz, sondern glüht dunkelrot<br />

wie eine brennende Kohle in einem Lagerfeuer. Bringt man ihn auf noch höhere Temperatur,<br />

fängt das Metall an, weiß zu glühen. Das von dem heißen Metall in einem<br />

dunklen Raum ausgehende Licht hat eine Farbverteilung, die man messen kann, und sie<br />

führt zu der sogenannten Schwarzkörperstrahlungskurve.<br />

Zwei Gruppen von Experimentalphysikern an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt<br />

in Berlin führten genaue Messungen der Schwarzkörperstrahlungskurve durch.<br />

Nachdem er ihre empirische Kurve mit Vorstellungen aus der Wärmelehre in Einklang zu<br />

bringen versucht hatte, wollte Planck die physikalische Grundlage für das neue Strahlungsgesetz<br />

verstehen. In einem unglaublichen intuitiven Gedankensprung entwickelte er<br />

die Quantenhypothese, die er selbst als »Akt schierer Verzweiflung« bezeichnete. Er ging<br />

davon aus, dass das Material des schwarzen Körpers aus »schwingenden Oszillatoren«<br />

bestand (in Wirklichkeit waren das die Atome, die den Schwarzkörper bilden), deren<br />

Energieaustausch mit der Schwarzkörperstrahlung gequantelt war. Der Energieaustausch<br />

verlief nicht kontinuierlich, sondern diskret. Diese beispiellose Vorstellung war einer der<br />

großen Sprünge in der rationalen Phantasie, und Planck verbrachte den Rest seinen langen<br />

Lebens mit dem Versuch, sein Strahlungsgesetz mit dem stetigen Naturbild zur Deckung<br />

zu bringen.<br />

Planck bezeichnete die Größenordnung der Diskretheit mit der Zahl h, die später als<br />

Plancksche Konstante bekannt wurde. Sie gab sozusagen die Größe eines einzelnen Korns<br />

im Weizenberg an. Wenn man die Plancksche Konstante gleich Null setzen könnte,<br />

schrumpfte das Korn auf die Größe Null, und die stetige Beschaffenheit der Welt kehrte<br />

zurück. Die experimentell bewiesene Tatsache, dass die Plancksche Konstante h nicht<br />

gleich Null ist, bedeutet, dass die Welt in Wirklichkeit diskret ist. Planck konnte mit Hilfe<br />

seiner Quantenhypothese und einiger Vermutungen das im Versuch beobachtete Gesetz<br />

von der Schwarzkörperstrahlung ableiten. Die Berliner Experimentalphysiker erklärten in<br />

ihrem Bericht vom 25. Oktober 1900 an die Preußische Akademie: »Die von Herrn M.<br />

Planck nach bereits erfolgtem Abschluss unserer Versuche angeführte Formel... gibt<br />

unsere Beobachtungen innerhalb der Fehlergrenzen wieder.« Das war der Anfang der<br />

Quantentheorie. Einstein war 21 Jahre alt.<br />

Die Welt der theoretischen Physik, in die Einstein eintrat, war beherrscht von der durch<br />

die Newtonsche Mechanik geprägten deterministischen Welt. Plancks Arbeit über das<br />

Quant machte mit der Vorstellung vom Kontinuum in der Natur Schluss, und das war<br />

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