Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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gealtert ist.<br />
Die Relativität von Raum und Zeit stört uns, denn sie läuft unserem Gefühl zuwider. In<br />
unserer täglichen Erfahrung scheinen Raum und Zeit nicht zu schrumpfen. Wir wollen<br />
uns gern weismachen, dass diese seltsamen Effekte von Raum und Zeit nur mathematische<br />
Vorstellungen sind. Der französische Mathematiker Poincaré hat 1905 dieselben<br />
Raum-Zeit-Umwandlungsgesetze auch entdeckt, sie jedoch als Postulate ohne physikalische<br />
Bedeutung angesehen. Einstein hat als erster die physikalischen Folgen dieser<br />
Gesetze erkannt; aus diesem Grund gilt er auch als Erfinder der Relativität. Er nahm die<br />
Physik ernst. Uhren gehen wirklich langsamer, wenn sie sich bewegen.<br />
Die Raum-Zeit der speziellen Relativität kann man nicht begrifflich, sondern physisch<br />
erleben, wenn man sich vorstellt, man sei knapp siebzehn Millionen Kilometer groß. Das<br />
Licht braucht etwa eine Minute, um 17 Millionen Kilometer zurückzulegen. Wenn man<br />
dann mit den Zehen wackeln wollte, vorausgesetzt dass Nervenimpulse bis auf Lichtgeschwindigkeit<br />
beschleunigt werden können, dauerte es eine Minute, bis das Signal die<br />
Zehen erreichte und eine weitere Minute, bis es zum Gehirn zurückkäme und meldete,<br />
dass die Zehen tatsächlich gewackelt haben. Man käme sich vor wie in einem Zeitlupenfilm<br />
und hätte einen Körper aus elastischem Kautschuk. Beim Laufen höbe sich der<br />
Oberschenkel lange vor dem Fuß, denn die Nervenimpulse kämen zuerst im Oberschenkel<br />
und erst eine halbe Minute später im Fuß an. Da die Lichtgeschwindigkeit endlich<br />
ist, könnte man das Bein nicht koordiniert auf einmal heben; man wäre nicht in der<br />
Lage, dem Fuß, dem Knie und dem Oberschenkel das Signal zu übermitteln, dass sie sich<br />
gleichzeitig bewegen sollen. Es gibt kein Signal, das sich schneller als das Licht fortbewegen<br />
kann; nichts bewegt sich augenblicklich.<br />
Wir können uns auch zwei Menschen von normaler Größe vorstellen, einen auf der Erde<br />
und den anderen in einem Raumschiff, das sich fast mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt.<br />
Beide haben Sitze in der ersten Reihe und sehen der Vorstellung einer 17 Millionen Kilometer<br />
großen Tänzerin zu, die sich durch das Sonnensystem bewegt wie auf einer<br />
Bühne. Es ist eine hervorragende Darbietung, und später unterhalten sich die beiden darüber,<br />
aber sie können sich nicht einigen, was sie gesehen haben. Der Zuschauer im<br />
Raumschiff sagt, die Tänzerin habe zuerst den Arm und dann den Fuß bewegt, aber der<br />
Zuschauer auf der Erde hat es genau in der umgekehrten Reihenfolge gesehen. Selbst<br />
wenn sie versuchen, die Bewegungen der Tänzerin zu analysieren und dabei die endliche<br />
Lichtgeschwindigkeit und die Bewegung des Raumschiffs und der Erde zu berücksichtigen,<br />
können sie sich nicht einig werden. Der Grund liegt darin, dass das zweite Postulat<br />
der speziellen Relativität, wonach die Lichtgeschwindigkeit eine absolute Konstante<br />
darstellt, die Existenz einer Universalzeit für alle Beobachter ausschließt. Selbst die<br />
zeitliche Reihenfolge von Ereignissen kann für Beobachter verschieden sein, die sich<br />
relativ zueinander bewegen; solche zeitlichen Ordnungen haben keine absolute Bedeutung.<br />
Die Folgen der speziellen Relativität scheinen im Vergleich zu unseren täglichen<br />
Erlebnissen paradox zu sein. Die unbekannte Welt der speziellen Relativität wird nur<br />
dann erkennbar, wenn Geschwindigkeiten bis in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit<br />
vordringen; die Geschwindigkeiten, mit denen wir im Alltagsleben zu tun haben, sind<br />
nicht entfernt so hoch. Aber die spezielle Relativität ist eine logisch in sich schlüssige und<br />
kohärente Theorie; es gibt hier keine Paradoxa.<br />
Einstein schrieb 1905 noch eine vierte, kurze Arbeit, die in ihren letzten Konsequenzen<br />
erst 1907 voll entwickelt war. Durch die Analyse der Bewegungsenergie E eines relativistischen<br />
Teilchens von der Masse m begründete er, dass das Teilchen eine Energie<br />
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