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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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den Newtonschen Gesetzen gar nicht sein dürften.<br />

Die Physiker und die Mathematiker haben gezeigt, dass die Vorstellung von Quantenteilchen<br />

als gewöhnlichen Objekten dem Experiment widerspricht.<br />

Die Quantentheorie lehnt nicht nur den gewohnten Objektivitätsbegriff ab, sondern hat<br />

auch das deterministische Weltbild zerstört. Nach der Quantentheorie treten manche Ereignisse,<br />

so z. B. die Bewegung von Elektronen, beliebig oder zufallsbestimmt auf. Es<br />

gibt einfach kein physikalisches Gesetz, das uns sagt, wann ein Elektron springt. Allenfalls<br />

können wir die Wahrscheinlichkeit eines Sprungs angeben. Die kleinsten Rädchen<br />

im großen Uhrwerk, die Atome, gehorchen den deterministischen Gesetzen nicht.<br />

Die Erfinder der Quantentheorie haben noch einen weiteren Gegensatz zum Newtonschen<br />

Weltbild gefunden: die vom Beobachter geschaffene Realität. Sie haben festgestellt,<br />

dass nach der Quantentheorie die Entscheidung des Beobachters die Messung beeinflusst.<br />

Was in der Quantenwelt wirklich vonstattengeht, hängt davon ab, wie wir es<br />

beobachten wollen. Die Welt »existiert« einfach nicht losgelöst von unserer Beobachtung;<br />

was es »gibt«, hängt auch davon ab, was wir sehen wollen: Die Realität wird zum<br />

Teil vom Beobachter geschaffen.<br />

Diese Eigenschaften der Quantenwelt, ihre nicht vorhandene Objektivität, ihre Indeterminiertheit<br />

und die vom Beobachter geschaffene Realität, die sie von der gewöhnlichen,<br />

mit unseren Sinnen wahrnehmbaren Welt unterscheiden, bezeichne ich als »Quanteneigenart«.<br />

Einstein hatte etwas gegen die Quanteneigenart, besonders gegen den Begriff<br />

einer vom Beobachter geschaffenen Realität. Dass ein Beobachter unmittelbar in ein<br />

Messergebnis einbezogen war, widersprach seinem deterministischen Weltbild, wonach<br />

die Natur gegenüber menschlichen Entscheidungen indifferent ist.<br />

Irgendetwas in uns will die Quantenrealität nicht verstehen. Geistig akzeptieren wir sie,<br />

weil sie mathematisch schlüssig ist und hervorragend mit den Experimenten übereinstimmt.<br />

Aber der Geist kann dabei nicht zur Ruhe kommen. Wie Physiker und andere sich<br />

mit dem Erfassen der Quantenrealität abmühen, erinnert mich an die Reaktion von Kindern,<br />

die zum ersten Mal mit einem Begriff zu tun bekommen, den sie noch nicht verstehen.<br />

Der Psychologe Jean Piaget hat dieses Phänomen bei Kindern untersucht. Wenn<br />

man einem Kind von einem bestimmten Alter eine Reihe durchsichtiger Gefäße von ganz<br />

verschiedener Form zeigt, die bis zur gleichen Höhe mit einer Flüssigkeit gefüllt sind,<br />

denkt das Kind, alle Gefäße enthalten dieselbe Flüssigkeitsmenge. Das Kind versteht<br />

noch nicht, dass die Flüssigkeitsmenge mit dem Volumen, nicht nur mit der Höhe zusammenhängt.<br />

Wenn man dem Kind die richtigen Zusammenhänge erklärt, versteht es sie<br />

oft, fällt aber sofort wieder in seine alte Denkweise zurück. Erst in einem bestimmten<br />

Alter, etwa mit sechs oder sieben Jahren, ist das Kind fähig, die Beziehung zwischen<br />

Menge und Volumen zu erfassen. So ähnlich ist es mit dem Verstehen der Quantenrealität.<br />

Wenn man denkt, man habe sie endlich begriffen und sich im Geist ein Bild von der<br />

Quantenrealität entwickelt, fällt man doch sofort wieder in die alte, klassische Denkweise<br />

zurück, genauso wie die Kinder in Piagets Experiment.<br />

Wir müssen erkennen, dass die Mikrowelt der Atome, Elektronen und Elementarteilchen<br />

von der klassischen Welt, der physikalischen Welt des naiven Realismus, nicht<br />

völlig verschieden ist. Ein einzelnes Atom kann in einer Schachtel isoliert werden;<br />

Elektronen und andere Teilchen hinterlassen Spuren auf fotographischen Emulsionen<br />

oder in Nebelkammern. Wir können sie mit elektrischen und magnetischen Feldern hin<br />

und her schieben. Experimentalphysiker können bestimmte Eigenschaften dieser winzi-<br />

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