Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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dieser Definitionen spricht für einen Geist, der Großes vorhatte.<br />
Mit diesen beiden Definitionen bewaffnet, fragte Einstein, wie sich die Messungen von<br />
Raum und Zeit zwischen zwei Beobachtern verändern, die sich mit konstanter Geschwindigkeit<br />
relativ zueinander bewegen. Nehmen wir an, ein Beobachter befinde sich<br />
mit Maßstab und Uhr in einem fahrenden Zug, und sein Kollege stehe mit Maßstab und<br />
Uhr auf dem Bahnsteig. Die Person im Zug messe die Länge des Seitenfensters in ihrem<br />
Wagen. Die Person auf dem Bahnsteig messe die Länge desselben Fensters, während der<br />
Zug vorbeifährt. Wie lassen sich die Messungen dieser beiden Beobachter miteinander<br />
vergleichen? Wenn wir naiv sind, müssten wir sagen, dass sie gleich sein müssen, denn<br />
schließlich wird ja dasselbe Fenster gemessen. Das stimmt jedoch nicht, wie Einstein in<br />
einer umfassenden Analyse des Messvorgangs nachgewiesen hatte. Die Person, die mit<br />
dem Maßstab auf dem Bahnsteig steht, muss das Fenster an sich vorbeifahren »sehen«.<br />
Mit anderen Worten: Das Licht, das Informationen über die Länge des sich bewegenden<br />
Fensters enthält, muss an die auf dem Bahnsteig stehende Person weitergeleitet werden,<br />
weil sonst eine Messung überhaupt nicht möglich ist. Damit sind die Eigenschaften des<br />
Lichts in unseren Vergleich der beiden Messungen eingeführt worden, und wir müssen als<br />
erstes untersuchen, was das Licht überhaupt tut.<br />
Schon vor Einstein wussten die Physiker, dass die Lichtgeschwindigkeit endlich, aber<br />
sehr hoch ist und bei rund 300 000 Kilometer pro Sekunde liegt. Aber Einstein glaubte,<br />
mit der Lichtgeschwindigkeit habe es eine besondere Bewandtnis; sie sei eine absolute<br />
Konstante. Gleichgültig, wie schnell man sich bewegt: die Lichtgeschwindigkeit ist immer<br />
dieselbe, einen Lichtstrahl kann man nie einholen. Um ganz zu verstehen, wie<br />
merkwürdig das eigentlich ist, stelle man sich einmal vor, dass eine Kugel mit hoher<br />
Geschwindigkeit aus einem Gewehr abgefeuert wird. Die Geschwindigkeit einer Kugel<br />
ist aber keine absolute Konstante; wenn wir in einer Rakete der Kugel nachsausen, können<br />
wir sie erreichen, und sie scheint sich dann für uns in einem Ruhezustand zu befinden.<br />
Die Geschwindigkeit der Kugel hat keine absolute Bedeutung, weil sie ja immer relativ zu<br />
unserer Geschwindigkeit ausgedrückt wird. Beim Licht ist das anders; seine Geschwindigkeit<br />
ist absolut und immer dieselbe, völlig unabhängig von unserer eigenen Geschwindigkeit.<br />
Das ist die seltsame Eigenschaft des Lichts, die seine Geschwindigkeit<br />
qualitativ von der Geschwindigkeit aller anderen Dinge unterscheidet.<br />
Die Annahme der absoluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit war das zweite Postulat<br />
in dieser speziellen Relativitätstheorie. Einsteins erstes Postulat war die Feststellung,<br />
dass es unmöglich ist, eine absolut gleichförmige Bewegung zu bestimmen. Eine gleichförmige<br />
Bewegung erfolgt in einer festgelegten Richtung mit konstanter Geschwindigkeit<br />
- im Grunde genommen nur unter dem Einfluss der Trägheit. Einstein postuliert nun, dass<br />
man selbst nur feststellen kann, ob man sich unter dem Einfluss der Trägheit bewegt,<br />
wenn man seine eigene Bewegung im Vergleich zu einem anderen Objekt bestimmt. Die<br />
beiden Beobachter, einer im Zug und der andere auf dem Bahnsteig, illustrieren dieses<br />
Postulat. Für die Person auf dem Bahnsteig bewegt sich der Zug. Aber die Person im Zug<br />
kann ebenso gut annehmen, dass sie stillsteht und der Bahnsteig und damit die ganze Erde<br />
an ihr vorbeifahren. Eine gleichförmige Bewegung ist nur relativ; man kann nur sagen,<br />
dass man sich relativ zu irgendetwas anderem bewegt.<br />
Aus diesen beiden Postulaten, der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit und der Relativität<br />
der Bewegung, folgte der ganze logische Aufbau der speziellen Relativität. Aber wie<br />
Paul Ehrenfest, ein Physiker und Freund Einsteins, betonte, ist darin ein drittes Postulat<br />
eingeschlossen, das besagt, dass die beiden ersten Postulate einander nicht widersprechen.<br />
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