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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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wurde das Neutron als weiterer wichtiger Bestandteil des Kerns entdeckt. Später kam das<br />

Pion dazu; es diente als eine Art nuklearer Leim, der Protonen und Neutronen im Kern<br />

zusammenhielt. Diese und ein paar weitere Teilchen waren als einzige bekannt, ehe in den<br />

fünfziger und sechziger Jahren die Hadronenflut aus den neuen Beschleunigern hervorzudringen<br />

begann. Die neuen Hadronen bekamen Namen, beispielsweise Kaon, Rho-<br />

Meson und Lambda-Hyperon, und sie wurden mit den Buchstaben des lateinischen und<br />

griechischen Alphabets bezeichnet. Aber immer mehr Hadronen wurden entdeckt, und da<br />

den Physikern die Buchstaben ausgingen, nahmen sie zu tief gestellten und hochgestellten<br />

Zahlen hinter den Buchstaben Zuflucht, um damit die Hadronen voneinander zu unterscheiden.<br />

Es gab so viele Hadronen, dass die theoretischen Physiker schon spekulierten,<br />

in Wirklichkeit gebe es eine unendliche Anzahl.<br />

Mit der Proliferation der Hadronen tat sich eine große Schwierigkeit auf: Wie sollte<br />

man die Wechselwirkungen zwischen diesen neuen Teilchen genau bestimmen? Beantwortet<br />

wurde diese Frage erst 1953 mit der Erfindung der Blasenkammer, einer Einrichtung,<br />

die die Identifikation von Elementarteilchen, wie zum Beispiel den Hadronen,<br />

sehr erleichterte. Flüssiger Wasserstoff wird in eine Kammer gefüllt und dann durch sehr<br />

schnelle Entspannung der Kammer überhitzt. Wenn der flüssige Wasserstoff in diesem<br />

Zustand, also knapp über seinem Siedepunkt, von einem durchfliegenden Elementarteilchen<br />

gestört wird, bringt die Energie des geladenen Teilchens die Flüssigkeit zum<br />

Sieden; die Teilchenbahn ist an einer Linie von Blasen zu erkennen, die das Teilchen<br />

hinter sich herzieht, ähnlich den Blasen, die vom Boden eines Bierglases aufsteigen.<br />

Dieser Blasenstrom wird fotografiert, und aus dem sichtbaren Weg können die Physiker<br />

Rückschlüsse auf die Eigenschaften des betreffenden Teilchens ziehen. Das Gerät wirft<br />

zwar mitunter große technische Schwierigkeiten auf, aber jetzt konnte man Teilchen direkt<br />

identifizieren.<br />

Unter all den Elementarteilchen sind nur das Proton, das Elektron, das Photon und das<br />

Neutrino nachweislich stabil. Alle anderen zerfallen schließlich in stabile Teilchen. Einige<br />

der neuen Hadronen sind metastabil, d. h. sie leben gerade so lange, dass man ihre<br />

Bahnen in der Wasserstoffblasenkammer sehen kann. Die meisten Hadronen sind äußerst<br />

instabil und ziehen keine Spuren. Von den wenigen Hadronen, die in der Blasenkammer<br />

Bahnspuren hinterlassen, können die Physiker auf die Existenz der höchst instabilen<br />

Hadronen schließen. Im folgenden Jahrzehnt wurden mit Hilfe der Blasenkammer viele<br />

neue Hadronen entdeckt, die sogenannten Mesonen, Hyperonen, seltsame Teilchen, angeregte<br />

Zustände des Neutrons und des Protons, Hyperonresonanzen - ein großer Teil des<br />

ganzen Hadronenzoos.<br />

Die Blasenkammer ist ein Beispiel für die neue Technik, die im Bau der Hochenergie-Teilchenbeschleuniger<br />

ihren Höhepunkt gefunden hat. Das neue Reich des Mikrokosmos<br />

fordert von den Wissenschaftlern die Entwicklung schneller elektronischer Systeme<br />

zur Teilchenzählung, neuer Hochvakuumverfahren, Magneten mit superhoher<br />

Leistung und vieler anderer ingeniöser Einrichtungen.<br />

Aber was sagen die Hadronen, die vielen tausend neuen Teilchen, die man in den Experimenten<br />

beobachtet hat, über die endgültige Struktur der Materie aus? Die neuen<br />

Teilchen mussten auf jeden Fall ein neues Materieniveau darstellen. Man hatte erkannt,<br />

dass das Proton und das Neutron, die Hauptbestandteile des Kerns, nur zwei Teilchen<br />

sind, die sich in ihrer relativen Stabilität von vielen Tausenden anderer, weniger stabiler<br />

Hadronen unterscheiden. Die Physiker hatten allerdings gehofft, dass man durch den Bau<br />

der Materiemikroskope und den Vorstoß bis hin zu den kleinsten Dingen die Materie<br />

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