Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

12. Quant und Kosmos
H
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Der Drang, das Universum zu verstehen, ist eine der
ganz wenigen Gegebenheiten, die das Menschenleben
über das Niveau einer Farce hinausheben und ihm
etwas von der Tragödie verleihen.
- Steven Weinberg
erkunft und Bestimmung sind Fragen, die den Menschen zutiefst beschäftigen.
Jedes Kind fragt seine Eltern nach seiner Geburt und nach dem Tod. Aber schon
bei dem Versuch, solche Fragen zu beantworten, merken wir, dass unsere Antworten von
der Geschichte der Menschheit und schließlich auch von der Naturgeschichte unseres
Planeten beeinflusst sind. Woher kommen Erde und Sonne, und wie enden sie? Auf unserer
Suche nach Anfang und Ende können wir die Frage an die Sterne, die Galaxie, das
Universum stellen: »Wer hat das angeordnet? Woher kommt das alles? Wie wird es enden?«
Alle Zivilisationen haben sich mit diesen Fragen beschäftigt und versucht, sie im
Rahmen ihrer Erfahrung zu beantworten. Bei den Antworten handelt es sich oft um Mythen,
religiöse Inhalte, wie sie in den Geschichten aller menschlichen Gemeinschaften
verehrt werden. Aber wir leben in einer Zivilisation, die die Sammlung und Nutzung von
Erkenntnis an sich schätzt. Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen wenden wir
uns deshalb an die Wissenschaft. Hier erfahren wir, dass die Aussagen der Experimentalwissenschaft
zu unseren Fragen über das Universum durch den jeweiligen Stand der
Technik bedingt sind. Wir können nur erfahren, was uns unsere Instrumente zeigen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg haben sich mindestens zwei große technische Entwicklungen
abgespielt, die für unsere Fragen von Belang sind. Die erste ist der Einsatz von
Radioteleskopen und ihren elektronischen Hilfsanlagen, mit denen bislang unsichtbare
Bestandteile des elektromagnetischen Wellenspektrums untersucht werden können. Die
zweite ist die Entstehung der Kernphysik und der Elementarteilchenphysik als Experimentalwissenschaften.
Diese Fortschritte in Technik und Wissenschaft haben uns der
heutigen Ansicht vom Ursprung des Universums ein gutes Stück nähergebracht. Noch vor
zehn Jahren hätte die Geschichte vom Urknall, wie wir sie heute verstehen, so nicht erzählt
werden können. Wir haben im letzten Jahrzehnt tatsächlich mehr über den Ursprung
des Universums erfahren als in allen vorausgehenden Jahrhunderten.
Wie die Wissenschaftler an die Frage vom Ursprung des Universums herangehen,
können wir uns am besten am Vergleich mit einer Gerichtsverhandlung klarmachen. Eine
Verhandlung ist in diesem Wissenschaftszweig notwendig, weil es nur ein Universum
gibt und seine Erschaffung einmalig ist. Die Wissenschaftler können nicht losziehen und
ihre Theorien vor Ort überprüfen, denn das Ereignis ist schon vorüber. Die Entstehung
des Universums ist wie ein Verbrechen, das in der Vergangenheit geschehen ist; es passiert
nicht mehr, und die Wissenschaftler können nur noch Beweise sammeln, die auf das
Ereignis hinweisen und daraus die besten Schlüsse ziehen. Der Richter ist vielleicht ein
älterer Wissenschaftler, der am Ausgang des Verfahrens persönlich nicht mehr interessiert
ist. Der Jury gehören Vertreter der verschiedenen wissenschaftlichen Berufe an.
Verhandlungsgegenstand sind die unterschiedlichen Meinungen und Theorien über den