Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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schen Moleküle riesig und können sich in sehr komplizierterweise um sich und in sich<br />
drehen. Die Wissenschaftler verstehen alle diese Faltungen der großen Moleküle noch<br />
nicht genau. Aber das liegt nur an deren Kompliziertheit, nicht etwa an mangelndem<br />
Wissen über die grundlegenden chemischen Kräfte. Das Rätsel des Aufbaus dieser<br />
komplizierten Moleküle lässt sich nur mit Hilfe von Computern als unerlässlichem<br />
Hilfsmittel lösen. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis die grundlegende Quantentheorie<br />
auch die kompliziertesten Moleküle erklärt hat.<br />
Die Quantentheorie hat unser Verständnis des Ununterscheidbarkeitssatzes und des<br />
Problems von Identität und Verschiedenheit unendlich erweitert. Die absolute Identität<br />
der Quantenteilchen in der Hand des würfelnden Gottes gewinnt eine neue Bedeutung und<br />
liefert neue Kräfte zwischen den Teilchen. Diese Austauschkräfte sind unerlässlich, um<br />
Elektronen in ganz bestimmter Weise an die Kerne zu binden, und dadurch entstehen die<br />
Gesetze der Chemie. Ohne die abstoßende Kraft der Elektronen, Folge des Taschenspielertricks<br />
der Quantenwahrscheinlichkeiten, brächen die Atome zusammen, und es<br />
gäbe uns nicht. Das ist einer der subtileren Tricks des würfelnden Gottes.<br />
Mich hat immer die Analogie zwischen der Sprache und der Welt der Quantenteilchen<br />
fasziniert. Die deutsche Schriftsprache baut sich auf das Alphabet, eine Menge von 26<br />
verschiedenen Buchstaben mit einigen Interpunktionszeichen, auf. Durch entsprechende<br />
Anordnung dieser verschiedenen Buchstaben kann man Worte und Sätze bilden. Obwohl<br />
ein Buchstabe a mit einem anderen Buchstaben a identisch ist, können die Worte und die<br />
Sätze verschieden sein; es eröffnen sich die vielfältigsten Möglichkeiten. Auch in unserem<br />
Universum gibt es nur wenige Grundbausteine: Quarks, Leptonen und Gluonen. Sie<br />
sind die Buchstaben im Alphabet der Natur. Mit diesem recht kleinen Alphabet werden<br />
Worte gebildet, die Atome. Die Worte werden nach einer ganz eigenen Grammatik, den<br />
Gesetzen der Quantentheorie, aneinandergereiht und bilden Sätze, die Moleküle. Bald<br />
haben wir Bücher und ganze Bibliotheken aus molekularen »Sätzen«. Das Universum ist<br />
wie eine Bibliothek, in der die Worte Atome sind. Stellen Sie sich nur vor, was mit diesen<br />
hundert Worten schon alles geschrieben worden ist! Unser Körper ist ein Buch in dieser<br />
Bibliothek, gekennzeichnet durch die Anordnung von Molekülen. Das Universum als<br />
Literatur ist natürlich nur eine Metapher; das Universum wie auch die Literatur sind<br />
Organisationsformen identischer, untereinander austauschbarer Objekte; es sind Informationssysteme.<br />
Wir sehen jetzt, dass die Bedeutung der absoluten Identität, wie sie in der Quantentheorie<br />
enthüllt wurde, darin besteht, dass sie die Kräfte zu erklären vermag, die die Welt<br />
zusammenhalten. Aus der Identität entwickelte sich die Verschiedenheit, die Verschiedenheit<br />
aller Dinge auf unserer Welt.<br />
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