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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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Ursprung des Universums. Die Anwälte, meist theoretische Physiker und Astrophysiker,<br />

verteidigen in ihren Plädoyers ein bestimmtes Bild von der Schöpfung und rufen dazu als<br />

Zeugen Experimentalphysiker auf, die Daten vortragen.<br />

Manche Leute behaupten, eine Verhandlung sei gar nicht nötig; das Universum sei nie<br />

entstanden, sondern habe von jeher etwa so existiert, wie es sich uns heute darstellt. Diese<br />

einst sehr verbreitete Ansicht ist das stationäre Modell vom Universum: Es gibt keinen<br />

Anfang und kein Ende; das Universum befindet sich im ewigen Gleichgewicht. Das stationäre<br />

Modell konnte noch vor einem Jahrzehnt bestehen, weil nur sehr wenige Beweise<br />

für die Entstehung des Universums vorlagen. Aber heute hat sich die Situation von Grund<br />

auf verändert.<br />

Nach dem gegenwärtigen Bild von der Schöpfung, dem sogenannten »Standardmodell<br />

vom Urknall«, ist das ganze Universum in einer riesigen Explosion entstanden. Alle<br />

Materie, die Sterne und die Galaxien, waren einst in einer heißen, dichten Ursuppe konzentriert.<br />

Diese Materiesuppe expandierte schnell und explodierte. Dabei kühlte sie ab,<br />

und so konnten Kerne, dann Atome und schließlich viel später auch Galaxien, Sterne und<br />

Planeten aus ihr auskondensieren. Diese Explosion ist immer noch im Gang, nur ist das<br />

Universum mittlerweile bei seiner Expansion schon viel kälter geworden. Im Gegensatz<br />

zu unserem Eindruck vom unveränderlichen Himmel war und ist das Universum ein Ort<br />

heftigster Veränderungen.<br />

Die Kosmologie vom Urknall stützt ihren Fall auf zwei Beweise.<br />

Der erste Beweis ist die Entdeckung der Expansion des Universums durch Edwin<br />

Hubble 1929-1931. Er beobachtete, dass die Rotverschiebung des Lichts von entfernten<br />

Galaxien deren Abstand von uns proportional ist. Seine Schlussfolgerung bezog sich<br />

darauf, dass in einem Atom, das sich von uns mit hoher Geschwindigkeit weg bewegt, z.<br />

B. in einer fernen Galaxie, die Spektrallinien in Abhängigkeit von seiner Geschwindigkeit<br />

nach Rot verschoben sind. Das ist eine Dopplerverschiebung wie die Verschiebung in der<br />

Schallfrequenz einer Eisenbahnpfeife, wenn der Zug von uns weg fährt. Da die Rotverschiebung<br />

proportional der Geschwindigkeit ist, müssen auch die Geschwindigkeit einer<br />

fernen Galaxie und ihr Abstand von uns proportional sein. Die gleichmäßige Expansion<br />

des Universums ist sicherlich die einfachste Schlussfolgerung, die wir aus Hubbles Daten<br />

ziehen können. Zu allen anderen Interpretationen wäre ein neuer, exotischer Effekt notwendig,<br />

für den es bis heute keine Beweise gibt.<br />

Die zweite wichtige experimentelle Feststellung ist die Mikrowellenuntergrundstrahlung,<br />

die Arno A. Penzias und Robert W. Wilson 1964 entdeckt haben. Diese in den Bell<br />

Laboratories tätigen Wissenschaftler stellten fest, dass der schwarze leere Raum des<br />

Universums nicht absolut kalt ist, sondern eine geringe Temperatur von 3 Kelvin* über<br />

dem absoluten Nullpunkt aufweist. Diese Temperatur ist auf ein Strahlungsbad aus<br />

Photonen zurückzuführen, die den ganzen Raum durchdringen. Die Verteilung der Frequenzen<br />

oder Farben dieser Photonen ist gemessen worden; sie entspricht genau der<br />

Planckschen Schwarz- körperstrahlungskurve für einen schwarzen Körper mit einer<br />

Temperatur von 3 Kelvin. In diesem Fall ist der schwarze Körper das ganze Universum.<br />

Dieses Strahlungsbad soll vom Urknall übriggebliebene Wärme sein, so wie man aus<br />

der Wärme von Steinen um ein Lagerfeuer schließt, dass dort vor nicht allzu langer Zeit<br />

* Die Temperaturskala nach Kelvin beginnt im Gegensatz zur bekannten Skala nach Celsius beim<br />

absoluten Nullpunkt, der niedrigsten Temperatur, so dass 0 Kelvin der Temperatur von -273° C<br />

entspricht.<br />

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