Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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8. Das Sein und das Nichts<br />
D<br />
184<br />
Es gibt keine zentralere Überlegung als die, dass der<br />
leere Raum nicht leer ist. Er ist Schauplatz der heftigsten<br />
Physik.<br />
- John A. Wheeler<br />
ie Natur«, so sagt Aristoteles, »verabscheut das Vakuum.« Er beobachtete, dass<br />
sich bei jedem Versuch, alle Materie aus einem Bereich des Raums zu entfernen,<br />
im allgemeinen sofort wieder Materie hinein ergießt und die entstandene Lücke auffüllt.<br />
Die Materie ist allgegenwärtig. Unser modernes Konzept besagt genau das Gegenteil:<br />
Materie stellt im Universum die Ausnahme dar. Der Raum zwischen den Sternen ist<br />
großenteils oder fast leer, und selbst die feste Materie besteht im wesentlichen aus leerem<br />
Raum, die gesamte Masse ist nur in den winzigen Atomkernen konzentriert. Fast alles ist<br />
Vakuum.<br />
Aber auch die alte Vorstellung von Vakuum als dem leeren Raum, dem Nichts, hat sich<br />
geändert. Nach der Erfindung der relativistischen Quantenfeldtheorie in den dreißiger und<br />
vierziger Jahren entwickelten die Physiker eine neue Vorstellung vom Vakuum: Das<br />
Vakuum ist nicht leer; es ist ein Plenum. Das Vakuum, der leere Raum, besteht in Wirklichkeit<br />
aus Teilchen und Antiteilchen, die spontan entstehen und vergehen. Alle Quanten,<br />
die die Physiker bisher entdeckt haben oder noch entdecken werden, werden in dem<br />
Armageddon geschaffen und zerstört, das das Vakuum darstellt. Wie ist so etwas möglich?<br />
Der Raum erscheint nur deshalb leer, weil das große Werden und Vergehen aller<br />
Quanten in so kurzen Zeiten und auf so kurzen Entfernungen stattfindet. Auf große Entfernung<br />
wirkt das Vakuum ruhig und glatt - wie der Ozean, der vollkommen glatt aussieht,<br />
wenn wir in großer Höhe in einem Düsenflugzeug darüber hinweg fliegen. Aber<br />
von einem kleinen Boot direkt auf der Meeresfläche aus betrachtet, kann die See hochgehen<br />
und sich in großen Wellen bewegen. Ähnlich schwankt das Vakuum mit der Erschaffung<br />
und Zerstörung der Quanten, wenn wir es uns aus der Nähe ansehen. Selbst auf<br />
der Ebene der Atome sind diese Vakuumschwankungen der Quanten zwar extrem klein,<br />
aber doch zu beobachten. Aus Messungen von atomaren Energieniveaus wissen die<br />
Physiker, dass es Vakuumschwankungen wirklich gibt; wenn sie noch kleinere Abstände<br />
erkennen könnten, würden sie das Vakuum als brodelndes Meer aller Quanten sehen. Statt<br />
der Ansicht von der Natur, die das Vakuum verabscheut, lässt das Bild der neuen Physik<br />
eher darauf schließen, dass das Vakuum die ganze Physik ist. Alles was je existiert hat<br />
oder existieren kann, befindet sich potentiell schon dort im Nichts des Raums. Die Physiker<br />
sind zu dieser bemerkenswerten Ansicht vom Vakuum durch eine genauere Kenntnis<br />
des Heisenbergschen Unschärfeprinzips und durch die Existenz der Antiteilchen gekommen.<br />
Das funktioniert so.<br />
Ein rigoroses Gesetz in der modernen Physik ist der Satz von der Erhaltung der Energie,<br />
Wir können uns vorstellen, dass es von einem Energiebuchhalter überwacht wird, der die<br />
gesamte Energie in einer physikalischen Wechselwirkung genau verfolgt. In seinem<br />
Hauptbuch verzeichnet er Energieausgaben und -einnahmen, und die beiden Spalten<br />
müssen sich genau ausgleichen. Das ist das Gesetz von der Erhaltung der Energie.