Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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sind, verborgene Symmetrien sind.<br />
Die Vorstellung von den gebrochenen Symmetrien wurde um die Mitte der sechziger<br />
Jahre weiterentwickelt; der Grundgedanke war eigentlich ganz einfach. Die Gleichungen,<br />
die die Wechselwirkung von Eichfeldern mit anderen Feldern beschrieben, mussten die<br />
Yang-Mills-Symmetrie aufweisen, ihre Lösungen jedoch nicht. Da aber die Lösungen der<br />
Gleichungen die wirkliche Welt beschreiben, brauchte sich die Eichsymmetrie auch nicht<br />
direkt zu zeigen. Die Physiker bezeichnen solche asymmetrischen Lösungen symmetrischer<br />
Gleichungen als »spontan gebrochene Symmetrie«; das ist so wie die Symmetrie<br />
einer Akrobatenpyramide: symmetrisch, aber nicht stabil. Die natürliche Tendenz, und<br />
das macht die Nummer so aufregend, geht dahin, dass die Symmetrie wieder zerstört<br />
wird.<br />
Der Gedanke einer spontan gebrochenen Symmetrie diente Steven Weinberg und<br />
Abdus Salam 1967 zur Entwicklung ihrer Eichfeldtheorie der einheitlichen elektromagnetischen<br />
und schwachen Wechselwirkungen - einer Theorie, die das Musterbeispiel aller<br />
künftigen einheitlichen Feldtheorien wurde. Viele Vorstellungen, aus denen diese vereinheitlichte<br />
Feldtheorie aufgebaut wurde, waren schon vorher bekannt gewesen. Wie<br />
Weinberg sagte: »Hier stößt man sofort auf eine alte Art von Symmetrie, die in ferner<br />
Vergangenheit einmal von Schwinger und Glashow und später von Salam und Ward<br />
vorgeschlagen und zu diesem Zweck von mir in der Arbeit von 1967 wieder aufgegriffen<br />
wurde.« Weinberg und Salam zeigten zum ersten Mal, wie diese Vorstellungen von einer<br />
gebrochenen Eichsymmetrie in einer realistischen Feldtheorie mit den richtigen experimentellen<br />
Folgen zusammengefasst werden konnten. 1979 teilten sich Glashow, Weinberg<br />
und Salam für ihre Arbeiten einen Nobelpreis.<br />
Dieser bemerkenswerten Feldtheorie liegt der Gedanke zugrunde, dass eine spontan<br />
brechende Symmetrie den Unterschied zwischen der schwachen und der elektromagnetischen<br />
Wechselwirkung bedingt. Im symmetrischen Zustand gibt es vier gleichermaßen<br />
masselose Gluonen. Aber nach einem spontanen Bruch der Symmetrie bleibt nur eines<br />
dieser Gluonen ohne Masse, und dieses Teilchen wird als Photon der elektromagnetischen<br />
Wechselwirkung identifiziert. Die anderen drei Gluonen gewinnen eine riesige Masse<br />
vom Hundertfachen der Protonenmasse. Das sind die schwach wechselwirkenden Gluonen,<br />
normalerweise W + und W - genannt, zwei Teilchen mit gleicher Masse, die eine positive<br />
und eine negative elektrische Ladungseinheit tragen, und das Z 0 , ein elektrisch<br />
neutrales schwaches Gluon. Die verschiedenen Massen der vier ursprünglich masselosen<br />
Gluonen zeigen die gebrochene Symmetrie. Steven Weinberg hat diesen Gedanken folgendermaßen<br />
zusammengefasst:<br />
»Selbst wenn in einer Theorie ein hohes Maß an Symmetrie postuliert wird, müssen<br />
die... Zustände der Teilchen diese Symmetrie keinesfalls zeigen... In der Physik scheint<br />
mir nichts so aussichtsreich zu sein wie die Vorstellung, dass eine Theorie ein hohes Maß<br />
an Symmetrie aufweisen kann, die uns im alltäglichen Leben verborgen bleibt.«<br />
Wie kann eine Symmetrie spontan gebrochen werden? Abdus Salam nennt uns dazu<br />
folgendes Beispiel. Nehmen wir an, mehrere Personen werden zum Essen an einem<br />
runden Tisch eingeladen. Neben jedem Gedeck steht zwischen den Esstellern ein Salatteller.<br />
Wenn man die Regel nicht kennt, könnte man annehmen, dass sich der eigene Salatteller<br />
entweder links oder rechts vom Gedeck befindet; er ist symmetrisch. Wenn aber<br />
ein Gast den Salatteller an seiner rechten Seite nimmt, müssen sich alle anderen danach<br />
richten. Die Rechts-Links-Symmetrie wird »spontan gebrochen«. Die Symmetrie des<br />
Weinberg-Salam-Modells ist komplizierter, aber der Grundgedanke ist ähnlich: Die Lö-<br />
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