Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV
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tische Wechselwirkungen zeigten, könnten nie etwas über den Aufbau von Hadronen<br />
aussagen und behaupteten felsenfest, man brauche Protonenstrahlen, um solche starken<br />
Wechselwirkungen zu untersuchen. Die Kritiker hatten unrecht. Als der Aufbau der<br />
Hadronen bestimmt wurde, konnten die Quarks innerhalb der Hadronen durch die<br />
elektromagnetische Wechselwirkung des Elektrons, nicht durch die starke Wechselwirkung<br />
des Protons, ganz genau sondiert werden. Wenn es innerhalb der Hadronen keine<br />
Quarks gegeben hätte, wäre ironischerweise die Behauptung der Kritiker unterstützt<br />
worden. Die SLAC-Experimente bestätigten aber das gewohnte Bild vom Quarkmodell:<br />
Die Hadronen bestanden aus Quarks, die durch starke Kräfte gebunden waren.<br />
Ende der sechziger Jahre stand infolge der Elektronenstreu- versuche und anderer Experimente<br />
mit Neutrinostrahlen fest, dass ein neues Materieniveau entdeckt worden war:<br />
die Quarks. Alle Hadronen, der große Zoo der subnuklearen Teilchen, ließen sich offenbar<br />
aus nur drei Quarks aufbauen. Eine ungeheure Vereinfachung erwuchs aus dem<br />
Hadronenchaos. Aber wie untersucht man Quarks oder entdeckt weitere, vorausgesetzt, es<br />
gibt sie überhaupt? Dazu musste eine neue Beschleunigertechnik entwickelt werden, eine<br />
Maschine, in der Elektronen- und Positronenstrahlen zusammenstoßen, ein neues Materiemikroskop,<br />
das noch kürzere Abstände untersuchen könnte. Diese Maschinen haben<br />
tatsächlich Materie in Form von Elektronen mit Antimaterie in Form von Antielektronen,<br />
den sogenannten Positronen, zum Zusammenstoß gebracht. Wenn man Materie mit Antimaterie<br />
zusammenbringt, kommt es zu einer spektakulären Vernichtung, zum Zerfall in<br />
zahllose verschiedene Hadronenteilchen. Mithin eignet sich dieses neue Verfahren der<br />
gegenläufigen Materie- und Antimateriestrahlen mit anschließendem Zusammenstoß<br />
hervorragend zur Erschaffung neuer Materieformen.<br />
Die ersten Ergebnisse der neuen Technik kamen aus einer Strahlkollisionsmaschine in<br />
Frascati in Italien. Dann wurde eine ähnliche Anlage, allerdings mit viel höherer Energie,<br />
im Stanford Linear Accelerator Center errichtet. Im November 1974 verkündeten die<br />
Experimentalphysiker an dieser Kollisionsstrahlmaschine und auch im Brookhaven National<br />
Laboratory den erstaunten Fachkollegen die Entdeckung eines bemerkenswerten<br />
Hadrons, das aus einem neuen, vierten Quark bestand. Im Anschluss daran wurden weitere.<br />
aus diesem vierten Quark bestehende Hadronen in Stanford entdeckt und in einem<br />
deutschen Forschungszentrum bei Hamburg bestätigt - vielleicht der überzeugendste<br />
Beweis für die Richtigkeit des Quarkmodells für die Hadronen. Dann wurde 1978 im<br />
Fermi National Accelerator Laboratory in der Nähe von Chicago noch ein Hadron nachgewiesen,<br />
das zweifelsfrei aus einem neuen, massiveren, fünften Quark bestand. Die<br />
genauen Eigenschaften dieser aus dem vierten und dem fünften Quark auf gebauten<br />
Hadronen wurden von Physikern mit Hilfe der Strahlkollisionsmaschinen untersucht. Das<br />
waren jetzt die neuen Schiffe, mit denen man sich in das Reich der Quarks wagte.<br />
Viele Theoretiker glauben, dass mindestens ein sechstes Quark mit noch höherer Energie<br />
existieren muss; aber diese Entdeckung liegt noch in der Zukunft. Neue Hochenergiebeschleuniger<br />
sind im Bau. In Brookhaven ist gerade der erste Spatenstich für einen<br />
Protonenspeicherring getan worden. Bei CERN in der Nähe von Genf gehen Anfang der<br />
achtziger Jahre vielleicht ein riesiger Protonen-Antiprotonen-Kollisionsring und ein<br />
großer Elektronen-Positronen-Kollisionsring in Betrieb. Ein Protonensynchrotron wird in<br />
Serpuchow in der Sowjetunion geplant, und auch Japan baut an einem neuen Beschleuniger.<br />
Die Vereinigten Staaten, die einst die Hochenergiephysik für sich gepachtet zu<br />
haben schienen, sind jetzt in der Erforschung der Materie gleichberechtigte Partner der<br />
anderen Industrieländer.<br />
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