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Heinz R. Pagels Cosmic Code - Globale-Evolution TV

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Vor Einstein hatten sich die Physiker Energie und Masse immer als verschiedene Begriffe<br />

vorgestellt. Das scheint sich auch aus unseren Erfahrungen abzuleiten. Was hat die<br />

Energie, die wir beim Hochheben eines Steins aufwenden, mit der Masse des Steins zu<br />

tun? Die Masse vermittelt den Eindruck einer materiellen Präsenz, die Energie nicht.<br />

Masse und Energie waren auch Größen, deren Erhaltung voneinander getrennt zu sein<br />

schien. Im 19. Jahrhundert entdeckten die Physiker das Gesetz von der Erhaltung der<br />

Energie: Energie kann weder geschaffen noch zerstört werden. Wenn man einen Stein<br />

hebt, ist dabei Energie aufgewandt worden, aber nicht verlorengegangen. Der Stein verfügt<br />

jetzt über potentielle Energie, die wieder freigesetzt wird, wenn man ihn fallen lässt.<br />

Es gab auch ein eigenes Erhaltungsgesetz für die Masse: Masse konnte weder geschaffen<br />

noch zerstört werden. Wenn ein Stein zerbricht, haben alle Bruchstücke zusammen dieselbe<br />

Masse wie der ursprüngliche Stein. Die Unterscheidung zwischen Energie und<br />

Masse und ihre getrennte Erhaltung waren 1905 im Denken der Physiker fest verankert,<br />

denn für beides lagen umfangreiche experimentelle Begründungen vor.<br />

Vor diesem gedanklichen Hintergrund erkennt man erst, wie neu Einsteins Vorstellung<br />

gewesen ist.<br />

Einstein entdeckte die Folgerung aus den Postulaten der Relativitätstheorie, dass die<br />

Unterscheidung zwischen Energie und Masse und die Vorstellung von ihrer getrennten<br />

Erhaltung aufgegeben werden mussten. Diese umwälzende Entdeckung ist in seiner<br />

Gleichung E = mc 2 zusammengefasst. Masse und Energie sind einfach verschiedene<br />

Darstellungsformen derselben Sache. Alle Masse um uns herum ist eine Form von gebundener<br />

Energie. Wenn auch nur ein kleiner Teil dieser gebundenen Energie je freigesetzt<br />

würde, wäre das Ergebnis eine katastrophale Explosion wie die einer Atombombe.<br />

Natürlich ist die Materie rings um uns nicht im Begriff, sich selbst in Energie umzuwandeln;<br />

dazu bedarf es schon ganz besonderer physikalischer Bedingungen. Aber zu<br />

Beginn der Zeiten, beim Urknall, der das Universum entstehen ließ, wandelten sich Masse<br />

und Energie frei ineinander um. Heute kommen uns Energie und Masse nur verschieden<br />

vor, und irgendwann in ferner Zukunft wandelt sich vielleicht die Materie, die wir heute<br />

um uns sehen, wieder ungehindert in Energie um.<br />

Wie gut ist die spezielle Relativitätstheorie bewiesen? Heute gibt es eine ganze Technik,<br />

die von ihrer Richtigkeit abhängt - praktische Geräte, die überhaupt nicht funktionierten,<br />

wenn die spezielle Relativität falsch wäre. Das Elektronenmikroskop ist ein<br />

solches Gerät. Bei der Fokussierung des Elektronenmikroskops werden Effekte der Relativitätstheorie<br />

benutzt. Die Grundsätze der Relativitätstheorie finden auch Eingang in<br />

die Konstruktion von Klystrons, das sind Elektronenröhren, die Radaranlagen mit Mikrowellenenergie<br />

versorgen. Vielleicht der beste Beweis für das Funktionieren der speziellen<br />

Relativitätstheorie ist aber der Betrieb der riesigen Teilchenbeschleuniger, die subatomare<br />

Teilchen, wie Elektronen und Protonen, nahezu auf Lichtgeschwindigkeit bringen.<br />

Der dreieinhalb Kilometer lange Elektronenbeschleuniger in der Nähe der Stanford-Universität<br />

in Kalifornien beschleunigt Elektronen, bis ihre Masse nach den Vorhersagen<br />

der Relativitätstheorie am Ende ihrer dreieinhalb Kilometer langen Reise um<br />

den Faktor 40 000 angewachsen ist.<br />

Eine der seltsamsten Prognosen der Relativitätstheorie ist die Verlangsamung sich<br />

bewegender Uhren. Interessanterweise ist das eine der am genauesten nachgeprüften<br />

Vorhersagen der Theorie. Wir können zwar wirkliche Uhren nicht bis auf Lichtgeschwindigkeit<br />

beschleunigen, aber es gibt ein winziges subatomares Teilchen, das Myon,<br />

das sich genau wie eine winzige Uhr verhält. Nach einem Bruchteil einer Sekunde zerfällt<br />

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