Band 51 . 2008 - Baarverein.de
Band 51 . 2008 - Baarverein.de
Band 51 . 2008 - Baarverein.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ein Zeitsprung<br />
haut auch KÖSTLERS Essay: "Nach allen Erfahrungen <strong>de</strong>r letzten zweihun<strong>de</strong>rt Jahre",<br />
so spitzt Köstler im Essay seine Skepsis gegenüber einer allzu einseitig ö konomisch<br />
diktierten Forstwirtschaft zu, " mi sn'auen wi r im Wal<strong>de</strong> <strong>de</strong>n hurtigen Rati<br />
onellen und fi xen Tagesjongleuren" . Und auf KARL GAYER beruft er sich explizit,<br />
wenn er auf di e unterschi edlichen Entwicklungsrichtungen in <strong>de</strong>r Forstwirtschaft<br />
näher eingeht. Das " Optimum <strong>de</strong>r Waldbehandlung" sei nur erreichba r, wenn <strong>de</strong>r<br />
Wirtschafter " <strong>de</strong>n Wald Wald bleiben lässt" . Zu diesem Optimum gehöre " die<br />
natürliche Waldgesundheit mit <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>r Bestockung aus <strong>de</strong>n<br />
stando rrsheimisc hen Baumarten und erträglichen Gastbaumarten, mit allen Lebewesen<br />
<strong>de</strong>r natürlichen Biozönosen; solcher Wald ist wenig anfällig gegen di e in<br />
unseren Gebieten gelä ufig gewor<strong>de</strong>nen Schä<strong>de</strong>n, es ist nicht so schwer, ihm die notwendige<br />
Sicherung für einen geordneten Betrieb zu geben." Zum Optimum gehörten<br />
darüber hinaus reichere H olzvorräte; aus guten und gepflegten Holzvorräten<br />
ließen sich auch <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nkraft angemessene hohe Erträge nutzen. "Schließ lich a ber<br />
wissen wir ", schreibt KÖSTLER, "dass solche gesun<strong>de</strong>n, gesicherten, vorrätigen und<br />
ertragsreichen Wäl<strong>de</strong>r auch sc hön sind. "<br />
"Schöne Wäl<strong>de</strong>r!", ruft er aus, auch darauf komme es an. Im Fürstenbergischen<br />
find e er sie, zumal sich hi er ja auch noch ein weiter Bogen spannen lässt über<br />
di e Schätze <strong>de</strong>r Donaueschinger Sammlungen hinweg, über <strong>de</strong>ren Baum- und Wa lddarstellunge<br />
n, von <strong>de</strong>n H andschriften <strong>de</strong>s ibelungenlieds, über die Tafeln <strong>de</strong>s Helleraltars<br />
bis hin zu <strong>de</strong>n aquarellierten Fe<strong>de</strong>rzeichnungen <strong>de</strong>s J. GüLL aus <strong>de</strong>m späten<br />
18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, wie sie im Fürstlich Fürstenbergischen Kupferstich-Kabinett<br />
zu bewun<strong>de</strong>rn waren. In <strong>de</strong>r hier praktizierten Wald- wie in <strong>de</strong>r Kunstpflege erkennt<br />
<strong>de</strong>r Essayist " Lebensri chtungen eines Fürstenhauses", die durchaus nicht nur<br />
retrospektive Elemente enthielten. Wo doch in <strong>de</strong>r künfti gen Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Menschheit die Ehrfurcht vor <strong>de</strong>n Lebenskräften <strong>de</strong>r atur eine entsc hei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle<br />
spielen wer<strong>de</strong>. Bäume und Wäl<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Kulturlandschaft brauche es, weil die<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Technik viele zu einer Überschätzung <strong>de</strong>r materiellen<br />
Dinge verführten "bei einer gleichzeitige n Verkümmerung <strong>de</strong>r Seelenkräfte und<br />
einer Geringschätzung <strong>de</strong>r geistigen Welt". Freilich stehe <strong>de</strong>m aturerleben " das<br />
Problem <strong>de</strong>r Vermassung" entgegen. Und das in doppelter Hinsicht: zum einen<br />
durch die besorgniserregen<strong>de</strong> Entw icklung <strong>de</strong>r Erdbevölkerung, zum an<strong>de</strong>rn, weil<br />
"diese steigen<strong>de</strong>n Massen in sich immer mehr die individuellen Unterschie<strong>de</strong><br />
verlieren und durch bewusste staatli che Machtkräfte o<strong>de</strong>r bestimmte technische<br />
Einrichtungen wie Funk, Film und Fernsehen geno rmt wer<strong>de</strong>n." Unverkennbar<br />
seien die Ten<strong>de</strong>nzen zur ivellierung, zur Bürokratisierung und Mechanisierung <strong>de</strong>s<br />
ganzen Menschen.<br />
Wartenberg<br />
Die "Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Versenkung in <strong>de</strong>n schi cksalhaften Abla uf <strong>de</strong>s menschlichen Lebens",<br />
eine Lehrstun<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m konkreten Hintergrund <strong>de</strong>r Baaremer Kulturlandsc<br />
haft, schl ägt für die Stu<strong>de</strong>nten (a n einem sonne- und schneelosen Frühwintertag,<br />
wie wir erfahren) a uf <strong>de</strong>m Wa rten berg: " eudingen, Unterhö lzer, Donaueschingen<br />
und <strong>de</strong>r Warten berg selbst sind großartige Beispiele für <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zeiten von<br />
<strong>de</strong>r ersten Rodung bis in di e Gegenwart, Zeugen einer wa hren Kulturgeschichte."<br />
11 7