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Band 51 . 2008 - Baarverein.de

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her Frauen"<br />

Abscbiedswo rte <strong>de</strong> Spa rtanerkö ni gs Leonidas kurz vo r seinem aus ichtslosen<br />

Kampf gegen di e persische Übermacht an <strong>de</strong>n Thermopylen. Denn Ricbard Glove rs<br />

H el<strong>de</strong>ngedi cbt Leonidas ist letzte Lektüre vor ihrem Tod 30 .<br />

Z wa r wer<strong>de</strong>n Bücber auch gescbrieben, um zu beunrubigen, wachzurütteln ,<br />

M einungen umzustoßen, mit <strong>de</strong>m Elend di eser Welt zu konfrontieren und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

bera uszufor<strong>de</strong>rn . Aber zeigen nicht Geschi chte und Literaturgescbicbte,<br />

dass sie ebenso eine emanziparori sche und therapeutische Kra ft haben können?<br />

In<strong>de</strong>m sie nämlich jeman<strong>de</strong>n am erzählten Schicksal an<strong>de</strong>rer Frauen, Leonidas'<br />

Gattin etwa, teilnehmen lassen, an einem vo n Trennung und Ab chied schmerz bestimmten<br />

Leben, das ba ld darauf im Tod en<strong>de</strong>t. Weise Ärzte sollen bin und wi e<strong>de</strong>r<br />

a ls Medizin da richtige Buch verschreiben, das <strong>de</strong>m Patienten a ufhilft 3 1 . Gena uer:<br />

Elisa beth mag ihr Sterben wie das <strong>de</strong>s Spartaners als Pflichterfüllung aus Vaterland<br />

liebe sehen und beeindruckt ein vom Lei<strong>de</strong>n und Schmerz <strong>de</strong>r Königin, mehr<br />

noch davon, dass und wie diese a lles überwin<strong>de</strong>t.<br />

O<strong>de</strong>r ve rsagt jegliche Thera pie und gibt sich di e rodkranke Leserin am En<strong>de</strong><br />

auf? Keine Thermopylen mehr! Die Schlacht ist geschlagen, bevor sie beginnt. Keine<br />

Sache mehr, die Ka mpf und Opfer (um und fü r <strong>de</strong>n ge liebten M ann Laßberg) lobnt.<br />

Bezeichnend ist ja, dass di e Fürstin kein a lt<strong>de</strong>utsches H el<strong>de</strong>nepos aus <strong>de</strong>r Laßberg­<br />

Sammlung als letzte Lektüre wählt, ni cbt Zeitgenössisches, nichts von Theodor<br />

Kö rner, <strong>de</strong>r 1812 seinen Freiheitskampf gegen <strong>de</strong>n vo n Elisa beth gehas ten N apoleon<br />

mi t <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Spa rtaner vergleicht:<br />

In <strong>de</strong>m blut'gen Tal <strong>de</strong>r Thermopylen<br />

Wo <strong>de</strong>r Griechen freie Scharen fie len,<br />

Grub in Mannor Ihrer Brü<strong>de</strong>r Dank:<br />

Wand/"el; sag's <strong>de</strong>n kin<strong>de</strong>rlosen Eltern,<br />

dass fürs Vaterland auf diesen Fel<strong>de</strong>rn,<br />

Spartas kühne H el<strong>de</strong>njugend sank<br />

M it ihrer Wertschätzung für das alte romantische Epos32 steht Elisa beth nicht<br />

a llein . Begeistert von Original und <strong>de</strong>r von ihr benutzten Übersetzung von Johann<br />

Arno ld Eben aus <strong>de</strong>m Jahr 1778 ä ußert sich ( chon 17<strong>51</strong> ) <strong>de</strong>r Lyriker <strong>de</strong>r Aufkl<br />

ä rung, Karl Wilhelm Ramler: flammend seien edle Ge innungen ausgedrückt, was<br />

ihn an Kl opsrock erinnere 33 . Und nicht nur das" Wo man singet, lass d ich ruhig ni e<strong>de</strong>r"<br />

sta mmt vom be<strong>de</strong>utendsten <strong>de</strong>ut chen Spaziergä nger Jo hann Gottfried Seume<br />

(1763-1810) In <strong>de</strong>m im Arrest entstan<strong>de</strong>nen Ged icht Das Opfer mit Glovers Vo rspruch<br />

La, they country caUs preist er <strong>de</strong>n H erakli<strong>de</strong>n Leonidas und seine Freiheitskämpfer;<br />

in <strong>de</strong>r Fu ßnote gesteht er, <strong>de</strong>r eng lische Auror sei sein absoluter<br />

Favorit; wä hrend seiner Gefangenschaft sei das Buch ein H ochgenuss gewesen und<br />

ha be ihm geho lfe n, di e Hoffnung a uf Freilassung nicht a ufzuge ben 34 •<br />

Offe nbar kommt es nicht nur darauf an, was gelesen w ird, son<strong>de</strong>rn wie und<br />

wann es gelesen wird, in welcher Ve rfassung, in welcher Stimmung - als Beichte<br />

etwa - und in welcher Lebenslage. Der Bl ick auf di e letzte Lektüre dreier Großer kann<br />

das zeigen. Auf Otro von Bismarcks Nachttisch neben <strong>de</strong>m Sterbebett liegt einzig<br />

ein <strong>Band</strong> mit Gedi chten vo n Friedrich Schiller 3S, <strong>de</strong>r die Menschen dichterisch aus<br />

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