Band 51 . 2008 - Baarverein.de

hagen erfahren müssen, dass und wie Antijudaismu
und rassi tischer Antisemitismus
a uch in Baden ihr böses, unsittl iches und
teufli sches Spiel getrieben, dass sich in Pogro
men uns heute unerklä rliche Wut, Angst
und später auch eid entladen ha ben und
dass es nach H anna h Arendt bitter-ironi ­
sc her Ein schätzung lange Zeit ge timmt hat,
vor diesem Treiben sei "man nur noch a uf
dem M o nde sicher ".
Und nicht einma l unter der Erde ko mmen
badische Juden zur Ruhe. Ihnen wird nachgestellt,
o hne Sinn und Versta nd, w ie di e
Schändung ihrer Grä ber durch vier Rec htsradika
le in Lhringen im Sommer 2007 zeigt.
Aus KAuFMA r I S re ich bebildertem Büchlein
erfährt ma n nun, dass in eben dieser Kaisertuhlgemeinde
um 1870 9% der Bevölk erung
juden waren, di e den Gottesdienst in
der wenige Jahre zuvor Synagoge gebauten
besuchen konnten, bis Nazis in der ominösen
Krista llnacht 1938 dieses Zeugni
s jüdischen Lebens zerstörten.
Auch im benachba rten Endingen,
wo Reliq ui en der "Unschuldigen
Kinder" in der Peterskirche a ufbewahrt
waren und wo ] 462 d rei
der H ostienschändung und de
Ritua lmords verdächtigte Onkel
des gelegentlich am Ka i erlichen
H ofgericht in Rorrweil tä tigen
Obera nwa lts a ller deutschen Juden,
j osel von Rosheim (neben-
"'-.............
bei: ein Z iel der letzten j a hresexkursio n des
Baarverein s), hingerichtet wurden, war maßloser
Fremdenhass an der Tagesordnung.
Der Autor redet Tachles: Werner achmanns
zweifelh afte Fina nzgeschäfte und seine
Verteidigung der Ro lle, die H ans Filbinger
a ls M a rinerichter gespielt hat, kritisiert er
ebenso w ie di e mitunter lässige Entnazifi zierung
oder di e schl eppende Wiedergutl11achungspo
litik nach 1949. Und Kummer machen
ihm, w ie bei wachsender Zahl der Gemeindemitgli
eder der Synagogenbesucb eher
a bnimmt und dass fast die H ä lfte der jüdischen
Fa milien ihre Kinder nicht (mehr) in
den Religio nsunterricht schicken.
D er " Kleinen Geschichte der juden in Baden
" sind ein Glossar, eine Zeittafel, Listen
der Friedhö fe und Synagogen (a ber kein amen-
und Sachregister) beigefügt; Internet­
Lin ks und das teil weise kommentierte Litera
ru rverzeichnis helfen bei Weiterdenken
und -arbeiten. Was Ka rl j aspers
1955 über Hanna h Arendts An­
tisemitismus-Srudie gesagt hat,
t.; .. l.l.*- gilt jetzt für KAUFMA I NS Pa no
rama: " Der Geist der Wa hrhaftigkeit
ist in ihm am Werke, um
rea le Erkenntnis zu gewinnen,
wo hl wissend, dass die ganze
und vollstä ndige Erkenntnis
nicht erreichba r ist, bereit, a uf
Gründe zu hö ren, die mit Ta tsachen
operi eren. "
JUDE'" IN BADEN
Die Protokolle der Regierung von Baden · Erster Band: Die Landesverwaltung
Baden und das Staatssekretariat Wohleb 1945-1947 . Bearbeitet von KURT
HOCHSTUHL . Herausgegeben von der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg . Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag 2006; XCIX
und 240 Seiten; ISBN- 13: 978-3- 17-019225-6; 28,- Euro
Am Anfa ng wa r die Acht am Rhein , jener
nach 1945 von Fra nkreich besetzte deutsche
Südwesten, dessen Achterkopf das neue
Rheinla nd-Pfa lz, dessen " Ba uch" unterha lb
der Ta ille, Süd-Baden bildete und dessen beide
Teile g roßenteils ein riesiges Fragezeichen
bildend Vater Rllein umfloss.
" Wer wi ll des Stro mes Hüter sein? " dichtete
einst Max Schneckenburger, eine Frage,
d ie sich ähnlich jetzt zuerst einma l der
Besa tzungsmacht stellte: D as "Teile!" war
geschafft, jetzt musste das "H errsche!" fo lgen.
Im Kl a rtext hieß das für die Fra nzosen,
von ihnen kontro lli erte und von Deutschen
getragene provisorisc he Verwa ltungs- und
Regierungsorgane, so gena nnte Kabinette, zu
berufen und dieser Ersten Gewa lt exekutive
Befu gnisse zu geben. Eine ko ntrollierende
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