Band 51 . 2008 - Baarverein.de

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Das System Guidos hatte a uch a uf das Fo rmat der liturgischen Ge angbücher Einfluss genommen. N achdem di e Scho la ni cht mehr a uswendig sillgen musste, sondern jeder Sänger die M elodi e durch da Liniensystem a bsingen konnte, gewann die schriftliche Vo rl age a n Bedeutung. In der Regel wurden di e Codice größer, damit mehrere Sänger aus einer Ha ndschrift sin gen konnten. Die es liturgische Buch stand a uf ein em hohen Pult, so dass die Sä nger di e oten und den Text ehen konnten 12 Das untersuchte Fragment gehörte noch zu den kl einen Gebra uchshandschriften. Anstelle der üblichen 4 Linien wurden a uf dem Fragment meistens 5 Lini en 13 ein gezeichnet, wobei di e 5. Linie, einma l oben und einmal unten, unbeschrieben bli eb. Di e 5 . Linie w urde quasi a l Ersa tzlinie eingesetzt, die bei höheren oder tieferen T ö nen der M elodi enfo lge gebra ucht wurde. Chara kteri stisch für die goti sche otenschri Et ist di e vertikale Stellung der Virga und di e rh ombena rtige Verdickung des otenkopfes, die hier n och nicht sehr a usgeprägt ist. (Au di eser chri ft entwickelte sich im ] 5./1 6.Jh. in Deutschl and die Hufnagelnotati on. ) Am Ende der Linien des Fragments befind et sich kein Kustos. Wie schon bei den a nderen untersuchten Fragmenten des Stadta rchivs festgestellt w urde, kö nnen a uch di ese O ffiziengesänge dem Sr. Galler Kreis zugeordnet werden. Auch zum Kl oster Rhein a u bestehen Verbindungen. Die Handschrift wurde um 1300 geschrieben. Äußerst interessant ist, da s in der 7. Reihe der otenlinien über die urp rüngliche ota ti on 12 oten mit nach rechts unten gezeichneten H älsen eingetragen wurden, die nur als Umrisse gezeichnet wurden, wie heute ungefähr eine halbe ote. Di es bedeutet, dass di e M elodi e a n dieser Stell e, etwa 300 Jahre später als die Urschrift, va riiert gesungen w urde, also noch um 1600, denn bereits im 15 . Jh. wurden die "schwarzen" Noten in , weiße" oten umgestellt. Die bisher schwarz a usgefüllten oten (Quadra te und Ra uten etc.) wurden nur in Umrisslinien geschrieben und dagegen die kl einen Werte nun a usgefi.illt l4 . Demnach muss das Fragment noch in di eser Zeit Teil einer vollstä ndigen H a ndschrift gewesen sein , da es ka um anzunehmen ist, da s di e M elodievari ante a uf da bereits als Ei nba nd benutzte Fragment geschrieben wurde. Diese otenüber chreibung könnte ein Hinweis sein, da s da ehema li ge Antiphonar in Villingen benutzt w urde und dann später als M a kulatur Verwendung gefunden hatte. Da Fragment des ehema li gen Antiphona rs kann frühes tens in der ersten H älfte des 17. Ja hrhundert als Einband benutzt worden sein . Texte der Gesänge a uf dem Ha uptblatt: 1. Responsorium: ,,[Angelis suis mandavit dei te ut custodiant te in omnibus viis tuis. 111 manibus /)ortabunt te ne unquam offendas ad lapidem pedem tuum." (Auch in r. Gallen, Rhein au D3) . Eine spätere H a nd schrieb als Alterna ti ve zu di e em Responsorium "Tribularer, si nescirem misericordias tuas, Domine". 2. Antiphon: "Propicius esto domine peccatis {nostris pro pter nomen tuumJ, nequando dicant gentes, ubi est deliS eorum ?" (Auch in St. Gallen, D3 und Pa sa u). 90
· ehen Fürstenber 3. Responsorium: "Adiuva nos deus safutaris noster. ;< Vers: "et !Jropter honorem n0111inis tui domine libera 110S. " (Auch in Sr. Gallen ) 4. Antiphon: ,,[ E]xsllrge, Domine nO/1 con{ortetur hofmo] iudicentul' gentes in conspectu tuo." (Ln ital. und span. Quellen ). 5. ,, 11. convertendo inimicum meum [retror] sum infirmabuntur a perient a {aeie." (Wurde in keiner der untersuchten Quellen gefunden ). 6. Psalm: " Laetatlls sum o " (Steht bei der Vesper in der O sterwoche in 03). Am unteren Teil des Pergamentblattes wurden ca. 11 cm ebenfalls eines Pergamenrfragments gegengesetzr angeklebt. Dara uf konnte noch fo lgende Antiphon erkannt werden: 7. Antiphon: " Domine [re{u]giu111 tactus es nobis a generatiOlle let progenie]." (A uch in Sr. Gallen, D3, Passau). Auf der Rückseite des Ei nbandes befindet sich ein zerrissene Fragment, dessen darauf aufgezeichneter Text dem 119. Psalm entnommen wurde. 8. Antiphon: " Ad d0111inu111 dum tribularer clamavi de ventre in{eri, et exaudivit 111e. " (a uch in St. Gallen, Rheinau, 03 und Passau). In dem ehemaligen Antiphonar wurden gelegentlich Textverschiebungen oder Textvarianten aufgezeichnet. Die 8. Antiphon beginnt in allen Quellen mit , Dum tribularer cfamaui ad dominu111 ... " 9. Antiphon: " Domine [libera ani111a111 mea111 a labiis] iniquis et a lingua dolosa. " (in Sr. Ga llen, Rheinau, 03 [St. Stephanus]). [ ] Ergänzug des Textes Durch di e Zusammenklebung verschi edener Fragmente, die a lle a us demselben Antiphonar stammen, wird deutlich, dass mehrere Pergamentblätter für den Einband benutzt wurden. Wie schon die Offiziengesänge der anderen untersuchten Fragmente des Stadta rchivs sind auch diese Aufzeichnungen dem Bodenseekreis um Sr. Gallen, Reichenau und Rheinau zuzuordnen, obwohl auch eigenständige Einsetzungen von liturgischen Gesänge n vo rhanden sind. Die Textvarianten zeigen di e Eigenständigkeit di eses ehemaligen Antiphonars. 91
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