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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Die wirtschaftliche Lage <strong>im</strong> Jahr 2004<br />

noch auf niedrigem Niveau. Eine Gefahr für die Preisniveaustabilität<br />

wurde somit vom Ausmaß des Kreditzuwachses<br />

nicht signalisiert.<br />

Inflationserwartungen: Vereinbar mit<br />

Preisniveaustabilität<br />

141. Das Vorliegen geringer Inflationsrisiken wurde<br />

ferner durch weiterhin stabile Inflationserwartungen<br />

angezeigt. Die <strong>im</strong> August des Jahres veröffentlichten<br />

Ergebnisse der Umfragen unter professionellen Prognostikern<br />

durch die Europäische Zentralbank (Survey of<br />

Professional Forecasters) wiesen für den geldpolitisch<br />

relevanten Zeithorizont von zwei Jahren Inflationserwartungen<br />

in Höhe von 1,9 vH aus, ähnlich wie die<br />

Befragung von Consensus Economics vom April mit<br />

1,6 vH, die sich allerdings nur auf einen Einjahreshorizont<br />

bezieht. Berücksichtigt man zusätzlich die<br />

Prognosen der OECD sowie des Internationalen Währungsfonds,<br />

so ergibt sich für das Jahr 2005 eine<br />

erwartete Inflationsrate in Höhe von 1,4 vH bis 1,8 vH<br />

bei einem Mittelwert in Höhe von 1,6 vH. Die Projektionen<br />

der Europäischen Zentralbank, welche seit Juni vierteljährlich<br />

statt wie zuvor nur halbjährlich veröffentlicht<br />

werden, beliefen sich <strong>im</strong> September auf Werte in Höhe<br />

von 1,3 vH bis 2,3 vH für das Jahr 2005 (Schaubild<br />

32 a)).<br />

Ex-post betrachtet fällt auf, dass sich die tatsächliche<br />

Inflationsrate zumeist am oberen Ende des Projektionskorridors<br />

bewegt, was darauf hinweist, dass die Europäische<br />

Zentralbank die Inflationsrate in der Vergangenheit<br />

tendenziell unterschätzt hat. Mit Blick auf das<br />

Bruttoinlandsprodukt ist dagegen eine merkliche Überschätzung<br />

zu konstatieren: So lagen die tatsächlich realisierten<br />

Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts seit<br />

Anfang des Jahres 2001 mit einer Ausnahme stets unterhalb<br />

des Projektionskorridors (Schaubild 32 b)).<br />

Alternativ lassen sich die langfristigen Inflationserwartungen<br />

aus der Differenz zwischen den Renditen der nominalen<br />

französischen Staatsanleihen und denen der an<br />

den HVPI des Euro-Raums indexierten (mit einer Laufzeit<br />

bis zum Jahr 2012) ableiten. Die so gemessenen Inflationserwartungen<br />

stiegen <strong>im</strong> Jahresverlauf leicht an<br />

und lagen in den ersten neun Monaten mit einem durchschnittlichen<br />

Wert von 2,2 vH etwas höher als <strong>im</strong> Vorjahr<br />

(1,9 vH). Dieser Indikator sollte jedoch aufgrund<br />

diverser Prämien, die ihren In<strong>for</strong>mationsgehalt einschränken<br />

können, mit Vorsicht beurteilt werden: So<br />

könnten die <strong>im</strong> Verlaufe des Jahres beobachteten kräftigen<br />

Ölpreissteigerungen die Inflationsunsicherheit unter<br />

den Marktteilnehmern verstärkt und zu höheren Risikoprämien<br />

geführt haben, die sich in der Renditedifferenz<br />

zwischen nominalen und inflationsindexierten Anleihen<br />

niederschlagen. Darüber hinaus kann der Nominalzins<br />

der Anleihen durch Liquiditätsprämien beeinflusst sein,<br />

die nicht unbedingt höhere Inflationserwartungen signalisieren.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung<br />

der Indikatorfunktion inflationsindexierter Anleihen<br />

sind die Inflationserwartungen für den Euro-Raum mit<br />

der Zielvorgabe für Preisniveaustabilität weitgehend<br />

kompatibel.<br />

Geldpolitische Ausrichtung weiterhin expansiv<br />

142. Insgesamt können die Rahmenbedingungen wegen<br />

der <strong>im</strong> historischen Vergleich niedrigen Zinsen nach<br />

wie vor als expansiv bezeichnet werden. Die kurzfristigen<br />

Geldmarktzinsen lagen mit rund 2 % weiterhin auf<br />

einem historisch niedrigen Niveau. Aber auch die kurzfristigen<br />

auf Basis der tatsächlichen Inflationsrate berechneten<br />

Realzinsen erreichten mit jahresdurchschnittlich<br />

0,4 % das Niveau des Jahres 1978. Im Durchschnitt<br />

der achtziger und neunziger Jahre hatten die kurzfristigen<br />

Realzinsen 4,3 % betragen. Seit dem Jahr 2000 beliefen<br />

sich die kurzfristigen Realzinsen dagegen <strong>im</strong><br />

Durchschnitt auf 1,2 %.<br />

143. Berücksichtigt man bei der Beurteilung des geldpolitischen<br />

Expansionsgrades zusätzlich zum Zinsniveau<br />

die Kriterien Preisniveaustabilität und konjunkturelle<br />

Entwicklung, so gelangt man zum Konzept der<br />

Taylor-Regel (Taylor, 1993). Der (reale) Taylor-Zins<br />

gibt einen Näherungswert für das Zinsniveau an, welches<br />

grundsätzlich dem Niveau eines gleichgewichtigen,<br />

neutralen Zinses entspricht und sich nur dann von diesem<br />

unterscheidet, wenn Abweichungen der (erwarteten)<br />

Inflation vom Preisniveaustabilitätsziel vorliegen<br />

oder die (erwartete) Output-Lücke einen Wert ungleich<br />

null ann<strong>im</strong>mt.<br />

Der neutrale oder natürliche Realzins kann dabei als<br />

derjenige reale kurzfristige Zinssatz definiert werden,<br />

der auf lange Sicht (das heißt über einen Zeitraum, in<br />

dem sich Wirkungen von Schocks abbauen) mit einem<br />

potentialgerechten Produktionswachstum und einer zielgerechten<br />

Inflationsrate vereinbar ist. Er lässt sich jedoch<br />

nicht direkt beobachten und ist in der längeren<br />

Frist variabel, so dass lediglich näherungsweise Angaben<br />

über seine Höhe gemacht werden können. Die Beurteilung<br />

der Geldpolitik unter Berücksichtigung dieses<br />

Indikators unterliegt daher gewissen Einschränkungen.<br />

Best<strong>im</strong>mungsgrößen des natürlichen Realzinses sind die<br />

langfristigen Determinanten von Ersparnis und Investitionen.<br />

Dazu gehören die Zeitpräferenzen der Konsumenten,<br />

das durch die technologische Entwicklung beeinflusste<br />

Produktivitätswachstum, die Veränderung der<br />

Bevölkerung <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter sowie institutionelle<br />

und makroökonomische Rahmenbedingungen – wie<br />

die Fiskal-, Geld- oder Wechselkurspolitik und die institutionellen<br />

Rahmenbedingungen der Finanzmärkte.<br />

Zur Ermittlung des natürlichen Realzinses werden meist<br />

Schätzverfahren verwendet, die die Entwicklung der tatsächlichen<br />

Realzinsen glätten. Der einfachste Ansatz zur<br />

näherungsweisen Berechnung des natürlichen Realzinses<br />

besteht in einer Durchschnittsbildung der tatsächlichen<br />

kurzfristigen Realzinsen. Für den Euro-Raum legt<br />

die Entwicklung der Realzinsen nahe, dass diese <strong>im</strong><br />

Euro-Währungsgebiet in den letzten Jahren gesunken<br />

sind. Diesen Eindruck vermitteln nach Angaben der<br />

Europäischen Zentralbank (2004b) auch anspruchsvollere<br />

Verfahren. Für einen Rückgang des Gleichgewichtszinses<br />

<strong>im</strong> Euro-Raum sprechen der sinkende<br />

Produktivitätszuwachs, das langsamere Wachstum der<br />

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