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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Die wirtschaftliche Lage <strong>im</strong> Jahr 2004<br />

Bevölkerung, der Wegfall der Wechselkursrisikoprämien<br />

mit der Einführung des Euro <strong>im</strong> Januar 1999 und<br />

die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte in den<br />

neunziger Jahren, welche mit einer niedrigeren<br />

Risikoprämie auf die Renditen mittel- bis langfristiger<br />

Staatsanleihen belohnt wurde. Für den aktuell gültigen<br />

natürlichen Realzins <strong>im</strong> Euro-Raum ergeben Berechnungen<br />

der Europäischen Zentralbank Werte zwischen 2 %<br />

und 3 %. Wegen der grundsätzlich nur zögerlichen Anpassung<br />

des natürlichen Realzinses erscheint es jedoch<br />

als legit<strong>im</strong>, diesen <strong>im</strong> Rahmen der folgenden Berechnungen<br />

als konstant anzunehmen.<br />

144. Bei der Verwendung einer Taylor-Regel zur Beurteilung<br />

der geldpolitischen Rahmenbedingungen ist allerdings<br />

zu beachten, dass sie ursprünglich lediglich<br />

einen Zusammenhang zwischen Zinsentwicklung, Inflation<br />

und Output-Lücke beschrieben hat, nicht aber als<br />

Möglichkeit zur nachträglichen Beurteilung oder gar als<br />

Orientierungshilfe der praktischen Geldpolitik dienen<br />

sollte. Eine Schätzung geldpolitischer Reaktionsfunktionen<br />

in Form von Taylor-Regeln wirft somit Probleme<br />

auf, da zum einen nicht davon auszugehen ist, dass sich<br />

Zentralbanken bei ihrer Zinssetzung (ausschließlich) an<br />

derart s<strong>im</strong>plen Regeln orientieren, sondern zusätzliche<br />

Variablen in ihre Entscheidungsfindung einfließen lassen.<br />

Zum anderen muss berücksichtigt werden, dass die<br />

Zentralbanken <strong>im</strong> Zeitpunkt ihrer Entscheidung nicht<br />

über eine perfekte Voraussicht verfügen. Bei einer<br />

Schätzung von Reaktionsfunktionen für die Geldpolitik<br />

sollten daher idealerweise Echtzeit-Daten verwendet<br />

werden, die jedoch häufig nicht für lange Zeiträume verfügbar<br />

sind. Im Hinblick auf den Euro-Raum muss zudem<br />

bedacht werden, dass eine einheitliche Geldpolitik<br />

<strong>im</strong> Zeitraum vor dem Jahr 1999 nicht existierte, was die<br />

Aussagekraft von geschätzten Taylor-Regeln zusätzlich<br />

einschränkt. Allerdings mag die dominierende Rolle der<br />

deutschen Geldpolitik diesen Einwand etwas abschwächen.<br />

145. Die von Taylor ursprünglich für die US-amerikanische<br />

Notenbank geschätzte geldpolitische Regel hatte<br />

folgende Gestalt:<br />

Die hier durchgeführte Kleinste-Quadrate-Schätzung<br />

basiert auf Quartalsdaten für den Zeitraum des<br />

Jahres 1980 bis zum zweiten Quartal 2004. Daten vor<br />

dem Jahr 1999 sind dem Area-Wide-Model entnommen<br />

und wurden aus den nationalen Größen durch Gewichtung<br />

berechnet. Als kurzfristiger Zinssatz fand der<br />

Dre<strong>im</strong>onats-EURIBOR Berücksichtigung. Die Inflai<br />

t = 2 + π t + 0,5(π t – 2) + 0,5(y t – y gg )<br />

oder allgemeiner ausgedrückt:<br />

i t = (r gg + π t ) + (1 – c 1 )(π t – π gg ) + c 1 (y t – y gg )<br />

(1a)<br />

(1b)<br />

mit i t dem kurzfristigen Nominalzins als geldpolitischer<br />

Instrumentvariable, π t als (erwarteter) Inflationsrate,<br />

r gg = 2 als realem Gleichgewichtszins, π gg = 2 als angestrebter<br />

gleichgewichtiger Inflationsrate und (y t – y gg ) als<br />

(erwarteter) Output-Lücke, wobei y t die (logarithmierte)<br />

reale Produktion und y gg das (logarithmierte) Produktionspotential<br />

darstellt. Eine Um<strong>for</strong>mung der Gleichung<br />

(1b) liefert folgende Darstellung der Taylor-<br />

Regel:<br />

i t = (r gg – (1 – c 1 )π gg ) + (2 – c 1 )π t + c 1 (y t – y gg ) (2)<br />

Mit dem ursprünglich von Taylor für c 1 gesetzten Wert<br />

in Höhe von 0,5 ergeben sich aus Gleichung (2) die häufig<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang mit der Taylor-Regel genannten<br />

Koeffizienten in Höhe von 1,5 für die Inflation und<br />

0,5 für die Output-Lücke.<br />

146. Bedenkt man zusätzlich, dass Zentralbanken Zinsen<br />

zumeist nicht abrupt erhöhen, sondern eine Zinsglättungspolitik<br />

betreiben, so bietet es sich an, das<br />

Zinsniveau der Vorperiode mit in die Gleichung einzubeziehen.<br />

Der Geldmarktzins wird dann zu einem Anteil<br />

von (1 – c 2k ) von dem ursprünglichen Taylor-Zusammenhang<br />

und zu einem Anteil in Höhe von c 2k von<br />

den Zinsen der Vorperioden best<strong>im</strong>mt:<br />

i t = (1 – Σ c 2k)[c 3 + (2 – c 1 )π t + c 1 (y t – y gg )] (3)<br />

+ c 2ki i t-k<br />

Σ<br />

mit c 3 = (r gg – (1 – c 1 )π gg ) und 1 ≤ k < ∞<br />

Zur Verfeinerung der Regel wären weitere Variationen<br />

denkbar. Dazu gehören die Berücksichtigung zusätzlicher<br />

Entscheidungsgrößen für die Geldpolitik (zum Beispiel<br />

Geldmenge, Wechselkurse oder Aktienindizes) die<br />

Betrachtung verschiedener Varianten des Produktionspotentials,<br />

die Verwendung der Industrieproduktion statt<br />

des Bruttoinlandsprodukts, die Verwendung verschiedener<br />

Preisindizes, die Verwendung von Vorläufen und<br />

Nachläufen in den Zielvariablen zur Berücksichtigung<br />

unterschiedlicher Erwartungsbildung sowie die Betrachtung<br />

unterschiedlicher Instrumentvariablen.<br />

147. Eine Schätzung von Gleichung (3) für den Euro-<br />

Raum ergibt für den Koeffizienten des Preisniveaustabilitätsziels<br />

(2 – c 1 ) einen Wert in Höhe von 1,2 und für<br />

den Koeffizienten des Produktionsziels einen Wert in<br />

Höhe von 0,8. Damit ist die Bedingung für ein stabiles<br />

System erfüllt, dass ein Anstieg der Inflationsrate zu einem<br />

überproportionalen Anstieg des Nominalzinses<br />

führt. Der gleichgewichtige Realzins (c 3 + (1 – c 1 )π gg )<br />

läge <strong>im</strong> Rahmen dieses Ansatzes für Werte von π gg in<br />

Höhe von 1,75 vH bei 2,1 %. Es gehen sowohl um ein<br />

Quartal als auch um zwei Quartale verzögerte Zinsen in<br />

die Schätzung ein. Die Summe aus den beiden Koeffizienten<br />

dieser verzögerten Zinsen (c 21 + c 22 ) hat einen<br />

Wert in Höhe von 0,9.<br />

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