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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Die wirtschaftliche Lage <strong>im</strong> Jahr 2004<br />

Kasten 1<br />

Finanzierung des US-Leistungsbilanzdefizits: Gibt es ein neues Bretton Woods?<br />

Angesichts des nochmals ausgeweiteten Leistungsbilanzdefizits der Vereinigten Staaten hat sich die Diskussion,<br />

inwieweit ein derart hohes Leistungsbilanzdefizit Bestand haben kann, in diesem Jahr weiter <strong>for</strong>tgesetzt. Aufgrund<br />

des hohen Anteils asiatischer Länder an der Finanzierung des US-amerikanischen Leistungsbilanzdefizits – <strong>im</strong><br />

vergangenen Jahr finanzierten allein die asiatischen Notenbanken 71 vH, mit Japan, China und Taiwan, aber auch<br />

in zunehmenden Ausmaß mit Indien und Südkorea als Hauptfinanziers – stand dabei insbesondere die Frage <strong>im</strong><br />

Mittelpunkt, wie lange mit einer anhaltend hohen Finanzierungsbereitschaft zu rechnen sei.<br />

Eine Extremposition, nach der selbst langfristig nicht mit einem Rückgang der Kapitalzuflüsse zu rechnen sei,<br />

wird dabei von einer Gruppe von Ökonomen eingenommen, die hinter dem <strong>for</strong>tgesetzten US-amerikanischen<br />

Leistungsbilanzdefizit auf der einen Seite und den ausgeprägten Leistungsbilanzüberschüssen von Schwellenländern<br />

wie China auf der anderen Seite die Entstehung eines neuen Bretton Woods sehen (Dooley et al., 2003 und<br />

2004a, b, c).<br />

Damit wird das neue Reg<strong>im</strong>e mit dem <strong>im</strong> Juli 1944 ins Leben gerufenen und für fast 30 Jahre geltenden fixen<br />

Wechselkurssystem verglichen. Das Bretton-Woods-System war in Reaktion auf die Abwertungswettläufe und<br />

den Protektionismus zwischen den beiden Weltkriegen entstanden. Während dieser Zeit hatten viele Länder<br />

durch diese so genannte Beggar-my-neighbour-Politik versucht, ihre Ausfuhr zu erhöhen und Arbeitslosigkeit<br />

ins Ausland zu exportieren, um <strong>im</strong> internationalen Wettbewerb bestehen zu können und die inländische Beschäftigung<br />

stabil zu halten. Das Bretton-Woods-System – <strong>im</strong> Wesentlichen ein Goldstandard, jedoch mit dem<br />

US-Dollar als Reservewährung – sollte diesen Missstand beseitigen. Alle Währungen standen in einem festen<br />

Verhältnis zum US-Dollar, das jeweils <strong>im</strong> Einvernehmen mit dem Internationalen Währungsfonds geändert werden<br />

konnte; der Preis für Gold war auf 35 US-Dollar je Unze fixiert. Die Mitgliedsländer des gleichzeitig etablierten<br />

Internationalen Währungsfonds hielten ihre Devisenreserven fast ausschließlich in US-Dollar, Sonderziehungsrechten<br />

oder Gold und hatten – zumindest bis zum Jahr 1971 – das Recht auf jederzeitige Einlösung<br />

ihrer US-Dollar-Reserven bei der US-amerikanischen Notenbank in Gold. Während die Vereinigten Staaten nur<br />

äußerst selten intervenierten, waren Devisenmarktinterventionen für die übrigen Länder zur Fixierung ihrer<br />

Wechselkurse zum US-Dollar am oberen oder unteren Interventionspunkt verpflichtend. Spekulative Kapitalströme<br />

aus US-Dollar-Anlagen, die aus Abwertungsbefürchtungen des US-Dollar resultierten und mit einer<br />

Reihe von Währungskrisen einhergingen, führten schließlich <strong>im</strong> März 1973 zum Zusammenbruch des Bretton-<br />

Woods-Systems.<br />

Gemäß dem Ansatz dieser Autoren spiegelt sich in dem ausgewogenen Verhältnis zwischen Defizit auf der einen<br />

und Überschüssen auf der anderen Seite eine Art Gleichgewicht zwischen den Vereinigten Staaten als so genanntem<br />

Kernland und den ostasiatischen Staaten als so genannten Peripherieländern wider. Letztere verfolgten mit<br />

Hilfe eines unterbewerteten Wechselkurses eine exportorientierte Entwicklungspolitik mit dem Ziel einer schnellen<br />

Mobilisierung des asiatischen Arbeitskräftepotentials sowie des Aufbaus eines effizienten inländischen Kapitalstocks.<br />

Aber auch für die Vereinigten Staaten sei diese Situation vorteilhaft, denn sie profitierten von einer Investition<br />

der Überschüsse der Peripherie <strong>im</strong> Kernland, nämlich in Form einer Finanzierung des USamerikanischen<br />

Leistungsbilanzdefizits seitens der asiatischen Notenbanken und von Investitionsmöglichkeiten in<br />

der Peripherie unter Nutzung der günstigen Arbeitskosten.<br />

Für die Frage nach der Finanzierbarkeit des US-amerikanischen Leistungsbilanzdefizits steht jedoch gemäß dieser<br />

Ansicht die Tatsache <strong>im</strong> Vordergrund, dass die asiatischen Schwellenländer ihrerseits auch für die Zukunft ein Interesse<br />

an einem Leistungsbilanzüberschuss haben. Entsprechend den Erfahrungen des ursprünglichen Bretton-<br />

Woods-Systems sei es für die asiatischen Länder – wie Anfang der siebziger Jahre für die europäischen Länder –<br />

erst dann vorteilhaft, von dieser Entwicklungsstrategie abzuweichen und zu flexiblen Wechselkursen überzugehen,<br />

wenn die inländischen Güter- und Finanzmärkte einen <strong>for</strong>tgeschrittenen Entwicklungsgrad erreicht hätten.<br />

Dieser sei aber auf mittlere Frist nicht zu erwarten.<br />

Dieser Begründung der langfristig gesicherten Finanzierung des US-amerikanischen Leistungsbilanzdefizits wird<br />

wegen der recht einengenden zugrunde liegenden Annahmen eine Reihe von Argumenten entgegengehalten. Sie<br />

beziehen sich zum einen auf die Frage, inwiefern die asiatischen Länder tatsächlich eine exportorientierte Entwicklungspolitik<br />

betreiben. Zum anderen wird die dauerhafte Vermeidbarkeit einer Aufwertung der asiatischen<br />

Währungen bezweifelt.<br />

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