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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Deutschland: Exportgetragener Aufschwung – keine Linderung der binnenwirtschaftlichen Probleme<br />

Wenn auch die bisherige Diskussion wenig Hinweise auf ein generelles Marktversagen in der Finanzierung von<br />

KMU zu Tage gefördert hat, so kann man doch davon ausgehen, dass Kreditrationierung in speziellen Segmenten<br />

dieses Marktes eine Rolle spielt. Dies trifft vor allem für den Bereich des Wagniskapitals in der Gründungsphase<br />

von Unternehmen zu. Es handelt sich hierbei allerdings um ein generelles Problem der Finanzierung von Innovationen<br />

über alle Bankengruppen hinweg. Typischerweise spielen Banken erst in den späteren Wachstumsphasen,<br />

wenn eine ausreichende Unternehmenshistorie vorliegt, eine Rolle bei der Finanzierung. Viele Länder haben vor<br />

diesem Hintergrund spezielle Programme für Wagniskapital und zur Mittelstandsförderung eingerichtet und unterhalten<br />

zum Teil auch spezielle öffentliche Förderinstitute. Entscheidend ist dabei, dass diese sich auf die Behebung<br />

eines Marktversagens beschränken und nicht in die Geschäftsfelder von anderen Unternehmen eindringen.<br />

Mögliche Ineffizienzen des deutschen Bankensystems<br />

durch Wettbewerbsverzerrungen und unausgenutzte<br />

Skaleneffekte<br />

378. Neben der Untersuchung möglicher Auswirkungen<br />

der schwachen Ertragslage auf die Stabilität des deutschen<br />

Bankensystems ist die Frage von Interesse, ob die<br />

gesunkene Eigenkapitalrentabilität zumindest teilweise<br />

durch die gegenwärtige Marktstruktur erklärt werden<br />

kann. Insbesondere der Internationale Währungsfonds<br />

hat die – kontrovers diskutierte – These aufgestellt, dass<br />

die Ertragsschwäche aus der Drei-Säulen-Struktur des<br />

deutschen Bankensystems resultiert, mit welcher allokative<br />

Ineffizienzen in Form einer Verschwendung von<br />

Ressourcen verbunden seien.<br />

Bei der folgenden Untersuchung des deutschen Bankensystems<br />

auf möglicherweise bestehende Ineffizienzen<br />

werden zwei D<strong>im</strong>ensionen der Ressourcenverschwendung<br />

unterschieden, die allerdings in engem Zusammenhang<br />

stehen: Zum einen könnten Wettbewerbsverzerrungen<br />

auf dem Bankenmarkt vorliegen – sei es in der Form<br />

einer starken Machtstellung best<strong>im</strong>mter Banken oder in<br />

der Form sonstiger Beschränkungen. Zum anderen<br />

könnten die Rahmenbedingungen auf dem Bankenmarkt<br />

dazu führen, dass die Kreditinstitute (betriebswirtschaftlich)<br />

ineffizient arbeiten, dass also beispielsweise in<br />

mehr oder kleineren Einheiten gearbeitet wird und mehr<br />

Ressourcen verbraucht werden, als zur Erreichung der<br />

vorgegebenen Ziele notwendig wären. In einem wettbewerblichen<br />

Markt würde ein solch unnötiger Ressourceneinsatz<br />

aller Voraussicht nach mit dem Ausscheiden<br />

aus dem Markt bestraft werden; in einem regulierten<br />

Markt ist dies nicht zwangsläufig der Fall. Vor diesem<br />

Hintergrund kann es auf der einen Seite Gemeinsamkeiten<br />

zwischen wettbewerblicher und betrieblicher Effizienz<br />

geben. Auf der anderen Seite steht die betriebswirtschaftliche<br />

Effizienz aber möglicherweise in Konflikt<br />

mit dem Wettbewerbsziel, denn es ist zu beachten, dass<br />

von einzelnen, sehr großen Unternehmen mit einer<br />

starken Machtstellung, die zwar hohe Skaleneffekte realisieren<br />

und effizient arbeiten, gesamtwirtschaftlich<br />

unerwünschte Effekte, wie die Abschöpfung von Monopolgewinnen,<br />

ausgehen können, die dem Ziel eines möglichst<br />

unverzerrten Wettbewerbs entgegenstehen. Daher<br />

werden <strong>im</strong> Folgenden unterschiedliche Indikatoren untersucht,<br />

die Aufschluss über den Wettbewerbsgrad sowie<br />

über mögliche Ineffizienzen auf dem Bankenmarkt<br />

geben können.<br />

379. Als Indikator für mögliche Überkapazitäten<br />

wird häufig die Zweigstellendichte herangezogen. Für<br />

Deutschland besteht in diesem Zusammenhang Uneinigkeit<br />

über die Berücksichtigung der Postbank und damit<br />

über die relevante Anzahl an Zweigstellen. So bezieht<br />

die Europäische Kommission die Postbank beispielsweise<br />

mit ein, während die Bank für Internationalen<br />

Zahlungsausgleich sie außen vor lässt. Ohne Berücksichtigung<br />

der Postbank lag die Anzahl der deutschen<br />

Zweigstellen je 100 000 Einwohner <strong>im</strong> Jahr 2002 bei 46,<br />

<strong>im</strong> internationalen Vergleich von sechzehn Industrieländern<br />

liegt Deutschland damit an fünfter Stelle hinter<br />

Spanien, Österreich, Belgien und Italien sowie deutlich<br />

über dem Durchschnitt in Höhe von 35 Zweigstellen je<br />

100 000 Einwohner (Tabelle 61, Seite 290). Unter Berücksichtigung<br />

der Postbank steigt die Zweigstellendichte<br />

in Deutschland auf 62 an. Dieser erste Eindruck<br />

könnte zu der These verleiten, das deutsche Bankensystem<br />

sei „overbanked“ und mit der starken Fragmentierung<br />

des Systems seien Ineffizienzen in Form von<br />

unausgenutzten Skaleneffekten verbunden. Eine solche<br />

Interpretation lässt allerdings die Verbundstruktur der<br />

genossenschaftlichen und der öffentlichen <strong>Institute</strong> außer<br />

Acht. Die Geschäftsmodelle beider Bankengruppen<br />

basieren auf der Dezentralität bei gleichzeitiger Zusammenarbeit<br />

in kostenintensiven Bereichen wie der Zahlungsverkehrsabwicklung,<br />

der standardisierten Kreditvergabe<br />

oder dem Risikomanagement. Ein bloßes<br />

Zählen von Zweigstellen kann somit nur wenig Aufschluss<br />

über die (betriebswirtschaftliche) Effizienz des<br />

deutschen Bankensystems geben.<br />

380. Für die These, dass – trotz der Verbundsysteme –<br />

nach wie vor Ineffizienzen <strong>im</strong> Bankensystem bestehen,<br />

spricht, dass die Fusionen zwischen deutschen Banken<br />

häufig Sanierungsfälle einbeziehen. Aus der starken<br />

Konsolidierung <strong>im</strong> Sparkassen- und Genossenschaftssektor<br />

kann dann auf die Mobilisierung von Effizienzreserven<br />

geschlossen werden.<br />

Eine Studie von Bos et al. (2004) untersucht die Determinanten<br />

der Konsolidierung in Deutschland. Sie finden,<br />

dass an der Mehrzahl aller Bankzusammenschlüsse<br />

– und vor allem an den von Bankenverbänden angeordneten<br />

– mindestens ein Institut beteiligt ist, das schlechtere<br />

Ergebnisse ausweist, als der Durchschnitt der <strong>Institute</strong>.<br />

Dieses Ergebnis st<strong>im</strong>mt mit dem Wissen um<br />

Sanierungsfusionen in Deutschland überein. Zudem finden<br />

die Autoren Hinweise darauf, dass eine große<br />

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