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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Die wirtschaftliche Lage <strong>im</strong> Jahr 2004<br />

einer schnellen Angebotsausweitung dürfte <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

an Versäumnissen der Vergangenheit liegen, Erweiterungsinvestitionen<br />

in neue Förderkapazitäten zu tätigen.<br />

Vorgenommene Investitionen konzentrierten sich<br />

pr<strong>im</strong>är auf einen Ausbau der Sicherheitsanlagen. Darüber<br />

hinaus waren die multinationalen Ölkonzerne in der<br />

jüngeren Vergangenheit mehr durch Übernahmen expandiert<br />

als durch die Erschließung neuer Ölfelder, und Ölläger<br />

wurden aus Gründen der Kapitalfreisetzung abgebaut.<br />

Diese Faktoren dürften dazu geführt haben, dass in<br />

dem derzeit beobachtbaren Preisanstieg ein Zuwachs<br />

der Risikoprämie enthalten ist, deren Ausmaß jedoch<br />

sehr schwer quantifizierbar bleibt.<br />

Insofern war unklar, ob die in der OPEC zusammengeschlossenen<br />

Produzenten den Ölpreis durch weitere<br />

Quotenerhöhungen dämpfen könnten. Die bislang in diesem<br />

Jahr vorgenommenen Quotenanhebungen um insgesamt<br />

3,5 Mio auf 27 Mio Barrel pro Tag – nachdem noch<br />

<strong>im</strong> Frühjahr die OPEC-Quote um 1 Mio Barrel pro Tag<br />

reduziert worden war – konnten den Ölpreisanstieg nur<br />

kurzzeitig aufhalten, hauptsächlich wohl auch deshalb,<br />

weil sie faktisch lediglich die schon vorher über der<br />

Quote gelegene Erdölproduktion legalisierten. Zuletzt<br />

lag die OPEC-Förderung bereits bei knapp 29 Mio Barrel<br />

je Tag. Darüber hinaus hat die OPEC-Produktion <strong>im</strong><br />

Verhältnis zur weltweiten Produktion gegenüber der<br />

Vergangenheit an Bedeutung verloren: Sie nahm <strong>im</strong><br />

Laufe der Zeit von rund 50 vH zu Anfang der siebziger<br />

Jahre auf etwa 40 vH seit Mitte der neunziger Jahre ab.<br />

Langfristig ist aufgrund der hohen Rohölvorkommen,<br />

die in den OPEC-Ländern, insbesondere in Saudi-Arabien,<br />

aber auch in Irak, liegen, jedoch wieder mit einer<br />

größeren Rolle dieser Organisation zu rechnen.<br />

223. Im Unterschied zu den früheren Ölpreissteigerungen<br />

werden für die aktuelle Entwicklung jedoch nicht<br />

nur eine konjunkturell bedingt stärkere Ölnachfrage,<br />

sondern auch strukturelle Einflussfaktoren der Nachfrage<br />

verantwortlich gemacht. Hierzu zählt insbesondere<br />

die gestiegene Nachfrage Chinas <strong>im</strong> Zuge des dortigen<br />

Industrialisierungsprozesses; aber auch andere Schwellenländer<br />

wie Indien und Brasilien haben ihre Nachfrage<br />

in der jüngeren Vergangenheit merklich gesteigert.<br />

Hinzu tritt die Absicht Chinas, in den kommenden Jahren<br />

eine strategische Erdölreserve aufzubauen.<br />

China konnte bis zum Jahr 1993 seine Nachfrage nach<br />

Öl aus eigener Produktion decken. Seitdem nahm die Ölnachfrage<br />

bei nur geringfügig gestiegener Förderung<br />

allerdings deutlich zu, so dass es seit diesem Zeitpunkt<br />

zum Nettoöl<strong>im</strong>porteur wurde und mit steigenden Raten<br />

Öl <strong>im</strong>portiert. Der Anteil Chinas an der weltweiten<br />

Nachfrage nach Erdöl ist gegenwärtig mit rund 7½ vH<br />

noch relativ gering; bedingt durch die rasch zunehmende<br />

Nachfrage stieg dieser Anteil in den vergangenen<br />

Jahren jedoch merklich von lediglich rund 4 vH <strong>im</strong><br />

Jahr 1990 über etwas mehr als 6 vH <strong>im</strong> Jahr 2000. Allein<br />

<strong>im</strong> ersten Halbjahr 2004 nahm der chinesische<br />

Ölverbrauch um 22 vH gegenüber dem Vorjahr zu und<br />

entsprach mit insgesamt 6,3 Mio Barrel pro Tag mittlerweile<br />

fast einem Drittel des US-amerikanischen Verbrauchs.<br />

Diese Entwicklung zeigt deutlich die Rolle Chinas<br />

für die Veränderungen der globalen Nachfrage nach<br />

Erdöl. Diese nahm in diesem Jahr gemäß Angaben der<br />

Internationalen Energieagentur um rund 2,7 Mio Barrel<br />

pro Tag zu; davon entfielen allein auf die chinesische<br />

Wirtschaft 0,8 Mio Barrel je Tag. Zusammen mit den übrigen<br />

asiatischen Volkswirtschaften (ohne Japan und<br />

Südkorea) machte diese Region annähernd die Hälfte<br />

des weltweiten Nachfragezuwachses aus (Tabelle 26).<br />

224. Die bestehenden angebotsseitigen Kapazitätsengpässe<br />

sowie die trendmäßig höhere Nachfrage der asiatischen<br />

Schwellenländer, allen voran Chinas, sprechen für<br />

sich genommen dafür, dass das gegenwärtig hohe Niveau<br />

des Ölpreises nicht allzu deutlich absinken dürfte,<br />

selbst wenn sich die politische Situation <strong>im</strong> Nahen Osten<br />

merklich besserte. Allerdings ist es kaum möglich, die<br />

Bedeutung dieser dauerhaften Einflussfaktoren von der<br />

<strong>im</strong> gegenwärtigen Ölpreis enthaltenen Risikoprämie<br />

trennscharf abzugrenzen. Für die Frage der Auswirkungen<br />

einer Ölpreiserhöhung auf die deutsche Volkswirtschaft<br />

ist es dessen ungeachtet jedoch zumindest in erster<br />

Näherung wenig bedeutsam, ob der Anstieg des<br />

Ölpreises durch eine Angebotsverknappung oder durch<br />

eine höhere Nachfrage in anderen Teilen der Welt verursacht<br />

wird. Diese Unterscheidung ist lediglich insoweit<br />

von Relevanz, als die hiesigen negativen Auswirkungen<br />

eines nachfragebedingten Ölpreisanstiegs durch die damit<br />

einhergehende positive konjunkturelle Entwicklung<br />

in den wichtigsten Handelspartnerländern Deutschlands<br />

abgemildert werden können. Darüber hinaus kann vermutet<br />

werden, dass trendmäßige Veränderungen als Ursachen<br />

eines Ölpreisanstiegs zugleich auch dessen Persistenz<br />

erhöhen; allerdings haben in der Vergangenheit<br />

auch gerade politische Unsicherheiten <strong>im</strong> Nahen Osten<br />

zu durchaus dauerhaften Preisanstiegen geführt.<br />

Importabhängigkeit und Energieintensität<br />

225. Bedeutsam für die gesamtwirtschaftlichen Effekte<br />

eines drastischen Ölpreisanstiegs ist die Importabhängigkeit<br />

der betrachteten Volkswirtschaft. Relevant sind<br />

hier die Netto<strong>im</strong>porte, also die Differenz zwischen dem<br />

Verbrauch und der Produktion <strong>im</strong> eigenen Land – abzüglich<br />

etwaiger eigener Exporte.<br />

Zwar können Ölpreisanstiege auch für Netto-Exportländer<br />

realwirtschaftlich negative Konsequenzen außerhalb<br />

des Öl produzierenden Bereichs haben, wenn mit ihnen<br />

beispielsweise eine starke reale Aufwertung der eigenen<br />

Währung oder sehr hohe Inflationsraten einhergehen,<br />

die zu einem drastischen Rückgang der Realverdienste<br />

führen. Diesen negativen Wirkungen steht aber der positive<br />

Einkommenseffekt <strong>im</strong> Ölsektor gegenüber. Im Inland<br />

werden damit durch Ölpreisanstiege Renten umverteilt,<br />

und für Nettoexporteure kommen höhere Erträge aus<br />

dem Ausland hinzu. Der Gesamteffekt ist damit zwar theoretisch<br />

unbest<strong>im</strong>mt, <strong>im</strong> Einzelfall mag es sogar zu negativen<br />

Gesamteffekten eines Ölpreisanstiegs kommen.<br />

Empirische Studien belegen aber in der Regel zumindest<br />

kurzfristig positive realwirtschaftliche Effekte für die<br />

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