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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Die wirtschaftliche Lage <strong>im</strong> Jahr 2004<br />

Nettoöl<strong>im</strong>portländer den ökonomischen St<strong>im</strong>ulus, der<br />

auf die Öl exportierenden Länder ausgeht, überwiegen.<br />

In diesen Schätzungen wird unterstellt, dass die Öl<br />

exportierenden Länder wie <strong>im</strong> historischen Durchschnitt<br />

etwa drei Viertel ihrer zusätzlichen Einnahmen<br />

für Importe ausgeben. Dies mag allerdings angesichts<br />

der vorherrschenden Ungleichgewichte zu opt<strong>im</strong>istisch<br />

sein. Die Öl exportierenden Länder könnten ihre zusätzlichen<br />

Einnahmen vielmehr ansparen oder für den<br />

Abbau ausländischer und inländischer Schulden verwenden,<br />

so dass die negativen Auswirkungen auf die<br />

globale Entwicklung größer als angenommen ausfallen<br />

könnten.<br />

63. Insgesamt hielten sich die Auswirkungen der Ölverteuerung<br />

auf die Inflationsentwicklung bislang in<br />

vergleichsweise engen Grenzen. Trotz der kräftigen konjunkturellen<br />

Expansion lag die globale Inflationsrate bei<br />

lediglich 3,8 vH. In den letzten 35 Jahren war es nur in<br />

den vergangenen beiden Jahren zu einer noch niedrigeren<br />

Teuerungsrate gekommen. Darüber hinaus zeigen Inflationserwartungen,<br />

dass auch für das Jahr 2005 nicht<br />

mit Inflationsgefahren zu rechnen ist. Die erfreulich geringen<br />

Preisauftriebstendenzen sind zum einen auf die<br />

teilweise noch recht ausgeprägten negativen Output-Lücken<br />

einzelner Regionen zurückzuführen. Zum anderen<br />

sind – insbesondere in den Vereinigten Staaten – deutlich<br />

gestiegene Produktivitäts<strong>for</strong>tschritte zu erkennen.<br />

Eine wichtige Rolle haben auch die in der Regel sehr<br />

moderaten Lohnerhöhungen gespielt, die keine Zweitrundeneffekte<br />

für die Rohölverteuerung des Jahres 1999,<br />

aber auch des aktuellen Ölpreisschocks aufkommen ließen.<br />

64. Die Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter<br />

wurde in vielen Ländern nach wie vor von der sehr hohen<br />

Arbeitslosigkeit geprägt. Wie für Aufschwungphasen<br />

üblich reagierte der Arbeitsmarkt erst mit einer gewissen<br />

Verzögerung. In den Vereinigten Staaten ging die<br />

Arbeitslosenquote zwar von 6,0 vH auf 5,5 vH zurück,<br />

gleichwohl kam es dort zu einer intensiven Diskussion<br />

über die Frage, wieso die kräftige konjunkturelle Erholung<br />

zunächst noch negative und dann nur so geringe<br />

Auswirkungen auf die Beschäftigung hatte. Eine mögliche<br />

Erklärung hierfür wird in der anhaltend hohen Unsicherheit<br />

der Unternehmen über die Dauerhaftigkeit dieser<br />

Aufschwungphase gesehen.<br />

65. Bei dem insgesamt recht spannungsfreien Verlauf<br />

der Weltkonjunktur waren jedoch punktuell auch gewisse<br />

Anzeichen einer Überhitzung unverkennbar.<br />

Dies betraf zum einen den privaten Konsum, der in einer<br />

Reihe von Ländern mit ungewöhnlich niedrigen Sparquoten<br />

und einer hohen Verschuldung der Verbraucher<br />

einherging. Getrieben wurde diese Entwicklung durch<br />

sehr stark steigende Immobilienpreise vor allem <strong>im</strong> Vereinigten<br />

Königreich, in Irland, Spanien und Frankreich,<br />

aber auch in den Vereinigten Staaten, die es den Eigentümern<br />

erlaubten, ihr Wohneigentum als Sicherheit für<br />

eine höhere Verschuldung heranzuziehen. Bei dem noch<br />

<strong>im</strong>mer sehr niedrigen Zinsniveau ist eine steigende Verschuldung<br />

der privaten Haushalte vor allem dann problematisch,<br />

wenn eine Finanzierung mit variablen Zinsen<br />

vereinbart wird. Aber auch Immobilienpreise selbst stellen<br />

ein Risiko dar, da sie teilweise von ihren Fundamentalwerten<br />

losgelöst sind. Ein Zinsanstieg kann aufgrund<br />

des internationalen Gleichlaufs der Immobilienpreise einen<br />

beträchtlichen Rückgang dieser Preise in vielen<br />

Ländern gleichzeitig auslösen und damit die weltwirtschaftliche<br />

Aktivität beeinträchtigen. Zum anderen bereitete<br />

der außerordentlich starke Zuwachs der Bruttoanlageinvestitionen<br />

in China, einhergehend mit einer<br />

massiven Ausweitung der Kreditvergabe, einem höheren<br />

Geldmengenangebot sowie steigender Inflation Sorgen<br />

über eine möglicherweise entstehende Blase, deren Platzen<br />

nicht nur China selbst, sondern aufgrund seiner internationalen<br />

Verflechtungen auch die weltwirtschaftliche<br />

Entwicklung beeinträchtigen könnte. In Reaktion<br />

hierauf zog die chinesische Notenbank die geldpolitischen<br />

Zügel etwas stärker an, vermied jedoch weiterhin<br />

eine Aufwertung der Landeswährung.<br />

66. Ähnlich wie schon in den achtziger Jahren stellen<br />

die weiter gestiegenen Zwillings-Defizite der US-amerikanischen<br />

Wirtschaft ein Risikopotential für den US-<br />

Dollar und damit auch für die Weltwirtschaft insgesamt<br />

dar. Das öffentliche Budgetdefizit belief sich dort in diesem<br />

Jahr auf 4,5 vH und das Leistungsbilanzdefizit auf<br />

5,7 vH, jeweils in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt.<br />

Eine wesentliche Ursache für das hohe<br />

Leistungsbilanzdefizit ist der anhaltend große Wachstumsvorsprung<br />

der Vereinigten Staaten gegenüber anderen<br />

Industrieländern, der zu einem weiteren kräftigen<br />

Anstieg der Importe in diesem Jahr und einer <strong>for</strong>tgesetzten<br />

Verringerung des Außenbeitrags führte. Demgegenüber<br />

wiesen insbesondere Deutschland und Japan <strong>im</strong><br />

Zuge ihres exportgetriebenen Aufschwungs hohe Leistungsbilanzüberschüsse<br />

in Relation zum nominalen<br />

Bruttoinlandsprodukt auf.<br />

Problematisch erscheint vor allem die Finanzierung des<br />

US-amerikanischen Leistungsbilanzdefizits. Während es<br />

in der Vergangenheit <strong>im</strong> Wesentlichen durch Direktinvestitionen<br />

und private Kredite ausgeglichen worden<br />

war, wurde es seit dem letzten Jahr fast ausschließlich<br />

durch US-Dollar-Ankäufe asiatischer Notenbanken finanziert.<br />

Der Anstieg der Währungsreserven Japans und<br />

aller Entwicklungsländer belief sich <strong>im</strong> Jahr 2003 auf<br />

394,49 Mrd US-Dollar oder 19,6 vH gegenüber dem<br />

Vorjahr; allein in den ersten acht Monaten des<br />

Jahres 2004 waren es bereits 427,38 Mrd US-Dollar<br />

(16,9 vH). Hinter dieser ungewöhnlich starken Zunahme<br />

der Währungsreserven verbirgt sich eine ausgeprägte<br />

Wechselkursorientierung einiger Regierungen in Asien.<br />

Während China und Malaysia offiziell ihren Wechselkurs<br />

an den US-Dollar gebunden haben, wird in anderen<br />

Ländern eine Politik des „gesteuerten Floating“ betrieben,<br />

bei der zwar kein offizielles Wechselkursziel<br />

bekannt gegeben, aber <strong>im</strong> Wesentlichen ein fester Wechselkurs<br />

gehalten wird (Kasten 1, Seiten 38 f.). Diese<br />

stark handelspolitisch motivierten Strategien verhinderten<br />

eine stärkere Abwertung des US-Dollar und einen<br />

Abbau des US-amerikanischen Leistungsbilanzdefizits,<br />

sicherten allerdings gleichzeitig dessen Finanzierung.<br />

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