03.11.2013 Aufrufe

erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Heraus<strong>for</strong>derungen annehmen<br />

Tabelle 108<br />

Stilisierte Fakten der makroökonomischen Entwicklung in den<br />

großen Industrieländern für den Zeitraum der Jahre 2000 bis 2004<br />

Durchschnittlich jährliche Veränderung in vH 1)<br />

Stundenlöhne<br />

Erwerbstätige<br />

Verbraucherpreise<br />

Bruttoanlageinvestitionen<br />

Private<br />

Konsumausgaben<br />

2)<br />

Konsumausgaben<br />

des Staates<br />

Außenbeitrag<br />

3)<br />

Japan ................................. 0,5 -0,4 -0,5 0,0 1,6 2,0 0,4<br />

Deutschland ...................... 2,2 -0,4 1,5 -3,4 0,3 0,8 1,2<br />

Kanada .............................. 2,7 1,8 2,4 4,3 3,1 3,3 -0,4<br />

Italien ................................ 2,9 1,3 2,5 1,1 1,0 2,3 -0,4<br />

Frankreich ......................... 3,1 0,7 2,1 1,2 2,2 3,2 -0,5<br />

Vereinigtes Königreich ..... 3,8 0,8 1,4 3,4 2,8 3,5 -0,6<br />

Spanien ............................. 4,4 2,7 3,1 2,8 2,9 3,9 -0,6<br />

Vereinigte Staaten ............. 5,7 0,4 2,4 2,0 3,1 3,0 -0,5<br />

1) Fett: geringster Wert der großen Industrieländer, kursiv: zweitgeringster Wert. - 2) Private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck.<br />

- 3) Wachstumsbeitrag zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. Exporte abzüglich Importe von Waren und Dienstleistungen.<br />

Quelle: IWF<br />

Vielmehr ist in dieser Ländergruppe zu erkennen, dass<br />

von der Lohnentwicklung in der Regel ein positiver Einfluss<br />

auf den privaten Verbrauch ausgeht. Wo mehr verdient<br />

wird, kann auch mehr ausgegeben werden. In den<br />

Jahren 2000 bis 2004 entwickelte sich der private Verbrauch<br />

in keinem Land so schwach wie in Deutschland.<br />

Auch in Japan war die Konsumentwicklung verhalten,<br />

sie verlief jedoch nicht ganz so gedrückt wie bei uns, da<br />

die japanischen Haushalte ihre Sparquote deutlich reduzierten.<br />

Eine verhaltene Nachfrage der privaten Haushalte<br />

steht ihrerseits in einem engen Zusammenhang mit<br />

einer zurückhaltenden Investitionsentwicklung. Auch<br />

bei dieser Nachfragekomponente sind Deutschland und<br />

Japan die Schlusslichter. Die Investitionen gingen in<br />

Deutschland in den Jahren 2000 bis 2004 um 3,4 vH<br />

jährlich zurück, in Japan stagnierten sie. In Deutschland<br />

wurde die Nachfrageschwäche zudem durch eine extrem<br />

schwache Zunahme der staatlichen konsumtiven Ausgaben<br />

verstärkt; dabei handelt es sich vor allem um Personalausgaben.<br />

731. Illustrativ ist auch der Vergleich mit Frankreich.<br />

Dort sind die Investitionen um 1,2 vH jährlich gestiegen,<br />

die Beschäftigung hat sich mit einer Rate von 0,7 vH erhöht.<br />

Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung verlief<br />

also deutlich besser als in Deutschland, obwohl in<br />

Frankreich die Löhne stärker gestiegen sind und die Re<strong>for</strong>mfreudigkeit<br />

der französischen Regierung deutlich<br />

weniger ausgeprägt war. Zudem sind die Staatsquote und<br />

die Abgabenquote in Frankreich mit über 50 vH sehr<br />

viel höher als in Deutschland. Die Frage, ob in den letzten<br />

Jahren noch mehr Lohnzurückhaltung in Deutschland<br />

hilfreich gewesen wäre, kann man also auch so stellen,<br />

ob wir uns eher für eine französische oder<br />

japanische Lohnpolitik hätten entscheiden sollen. Bei aller<br />

Unsicherheit, die solchen groben Vergleichen anhaftet,<br />

scheint einiges dafür zu sprechen, dass die deutsche<br />

Wirtschaft mit dem Modell Frankreich besser gefahren<br />

wäre als mit dem Modell Japan, das zudem durch eine<br />

extrem hohe Staatsverschuldung gekennzeichnet ist.<br />

Lohnpolitik in der Europäischen Währungsunion<br />

732. Die Nachfrageeffekte der Lohnpolitik zu betonen,<br />

heißt nicht für massive Lohnerhöhungen als Lösung für<br />

die aktuellen Probleme der deutschen Wirtschaft zu plädieren.<br />

Wie in der Medizin kommt es auch in der Volkswirtschaft<br />

auf die richtige Dosierung an.<br />

Bei einer lohnpolitischen Leitlinie für Deutschland gilt<br />

es, vor allem die Rückwirkungen zu berücksichtigen, die<br />

sich daraus ergeben, dass die Europäische Zentralbank<br />

eine an der Inflationsentwicklung des gesamten Währungsraums<br />

ausgerichtete Zinspolitik betreibt. Im Prinzip<br />

kann die nationale Lohnpolitik dabei wie eine eigenständige<br />

nationale Geldpolitik wirken, wobei sie<br />

zusätzlich mit Rückwirkungen für die übrigen Teilnehmerländer<br />

verbunden ist. Diese resultieren daraus, dass<br />

es aufgrund der Lohnzurückhaltung in Deutschland zu<br />

sinkenden Nominalzinsen <strong>im</strong> Euro-Raum kommt, womit<br />

in den übrigen Ländern die Realzinsen zurückgehen.<br />

Gleichzeitig verschlechtert sich die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der ausländischen Unternehmen, die in direktem<br />

Wettbewerb mit deutschen Anbietern stehen. Für den<br />

Rest der Währungsunion ergeben sich insgesamt gesehen<br />

also expansivere „Monetary Conditions“. Der inflatorische<br />

Effekt der sinkenden Realzinsen ist vor allem in<br />

den Bereichen zu erwarten, die vom internationalen<br />

Wettbewerb weitgehend abgeschirmt sind, das heißt insbesondere<br />

in der Bauwirtschaft.<br />

514

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!