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erfolge im ausland - Institute for Advanced Studies

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Die wirtschaftliche Lage <strong>im</strong> Jahr 2004<br />

beginnend mit dem ersten Quartal 1985. Die gesamtdeutschen<br />

Daten werden ab dem Jahr 1991 mit denjenigen<br />

des früheren Bundesgebiets rückwärts verkettet. Die<br />

Identifikationsannahmen in den Modellen VAR1 bis<br />

VAR5 folgen einem rekursiven Muster, bei dem der Ölpreis<br />

und (soweit einbezogen) das Bruttoinlandsprodukt<br />

der Vereinigten Staaten als weitgehend exogen für die<br />

deutschen Variablen angenommen werden (Cholesky-<br />

Identifikation). Als Test auf die Robustheit dieser<br />

Annahme wird in einem weiteren Modell (VAR6) eine<br />

strukturelle Identifikation mit kurzfristigen Restriktionen<br />

auferlegt. Der Ölpreis und das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt<br />

bleiben hier weiterhin rekursiv; für die<br />

monetären Rahmenbedingungen wird eine Form der Taylor-Regel<br />

und für das deutsche Bruttoinlandsprodukt eine<br />

übliche gesamtwirtschaftliche Nachfrage über die Einflussgrößen<br />

Realzins und realer Wechselkurs angenommen.<br />

Der reale effektive Wechselkurs wird demgegenüber<br />

wiederum rekursiv als kontemporär abhängig von sämtlichen<br />

übrigen Variablen modelliert. Die Ergebnisse dieser<br />

strukturellen Identifikation unterscheiden sich nicht merklich<br />

von denen der Cholesky-Identifikation.<br />

230. Die Ergebnisse der Schätzungen für den Zeitraum<br />

seit dem Jahr 1970 zeigen, dass schockartige Veränderungen<br />

des Ölpreises die gesamtwirtschaftliche<br />

Produktion und die Inflation, gemessen an der Veränderung<br />

des Verbraucherpreisindex, in Deutschland in der<br />

erwarteten Weise beeinflussen. Der Ölpreisschock<br />

selbst weist eine relativ hohe Persistenz auf: Auch ein<br />

Jahr nach einem Anstieg des realen Ölpreises in Euro<br />

um 10 vH liegt der Ölpreis noch <strong>im</strong>mer signifikant über<br />

dem Niveau vor dem Schock. Eine solche reale Verteuerung<br />

von Rohöl verringert in den drei Jahren nach dem<br />

Schock die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts <strong>im</strong><br />

Durchschnitt jährlich um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte; die<br />

deutsche Inflationsrate erhöht sich <strong>im</strong> gleichen Zeitraum<br />

um durchschnittlich rund 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte.<br />

Im Anschluss an die exogene Erhöhung des Ölpreises<br />

kommt es in der Tendenz zu einer realen Abwertung der<br />

he<strong>im</strong>ischen Währung. Der Ölpreisanstieg bewirkt auch<br />

in den Vereinigten Staaten eine Dämpfung der konjunkturellen<br />

Dynamik. Angesichts der Tatsache, dass die gesamtwirtschaftliche<br />

Entwicklung in den Vereinigten<br />

Staaten einen signifikanten Einfluss auf die deutsche<br />

Konjunktur hat, ergeben sich damit über diesen Kanal<br />

indirekt dämpfende Wirkungen (JG 2001 Ziffern 458 ff.).<br />

Mit Blick auf die Veränderung der realen Bruttolöhne<br />

und -gehälter je Arbeitnehmer deuten die Ergebnisse<br />

nicht auf einen den ursprünglichen Preiseffekt verstärkenden<br />

Lohneffekt hin.<br />

231. Angesichts der aus der deskriptiven Analyse erkennbaren<br />

Unterschiede zwischen den einzelnen Zeiträumen<br />

kräftiger Ölpreisanstiege und angesichts der Tatsache,<br />

dass insbesondere die jüngeren Ölpreisschocks in<br />

einem anderen makroökonomischen Umfeld eintraten,<br />

werden die entsprechenden Schätzungen für einen<br />

kürzeren Zeitraum, beginnend mit dem Jahr 1985,<br />

durchgeführt. Im Ergebnis zeigt sich, dass die gesamtwirtschaftlichen<br />

Auswirkungen von Ölpreisveränderungen<br />

qualitativ sehr ähnlich sind, in quantitativer Hinsicht<br />

lässt sich jedoch eine Abschwächung der Effekte feststellen.<br />

Die Verringerung des Bruttoinlandsprodukts<br />

nach einem Anstieg des realen Ölpreises in Euro um<br />

10 vH liegt <strong>im</strong> Durchschnitt der einzelnen Spezifikationen<br />

mit knapp 0,1 Prozentpunkten am unteren Rand der<br />

für den Gesamtzeitraum ermittelten Größenordnung<br />

(Tabelle 28). Gleiches gilt für die Veränderung der Inflationsrate.<br />

Zusammenfassend ergibt sich aus den unterschiedlichen<br />

Spezifikationen und den unterschiedlichen<br />

Zeiträumen das Ergebnis, dass ein Anstieg des in Euro<br />

gemessenen realen Ölpreises um 10 vH die Zuwachsrate<br />

des Bruttoinlandsprodukts in den drei Jahren nach dem<br />

Schock um rund 0,1 Prozentpunkte jährlich verringert;<br />

die Inflationsrate steigt <strong>im</strong> gleichen Zeitraum um durchschnittlich<br />

den identischen Betrag. Im zeitlichen Verlauf<br />

reagieren die Preise rascher, wohingegen sich der maßgebliche<br />

dämpfende Effekt auf die Realwirtschaft erst<br />

<strong>im</strong> zweiten Jahr nach dem Schock zeigt.<br />

232. Von zusätzlichem Interesse ist die Frage, über<br />

welche Kanäle der gesamtwirtschaftlichen Verwendung<br />

sich der Ölpreisanstieg in einer Veränderung des Bruttoinlandsprodukts<br />

niederschlägt. Zur Beantwortung dieser<br />

Frage werden die entsprechenden VAR-Modelle mit<br />

einzelnen Nachfragekomponenten anstelle des Bruttoinlandsprodukts<br />

geschätzt. Demnach – und dies ist <strong>im</strong><br />

vorliegenden Modellrahmen als eine lediglich grobe<br />

Identifikation der Übertragungskanäle zu verstehen –<br />

erklärt sich der negative konjunkturelle Effekt vor allem<br />

über eine dämpfende Wirkung auf den privaten Konsum<br />

und auf die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen.<br />

Zeitlich reagieren die Privaten Konsumausgaben rascher<br />

als die Ausrüstungsinvestitionen. Letztere schwächen<br />

sich erst mit einer gewissen Verzögerung von einigen<br />

Quartalen ab, was über die ebenfalls zeitliche Dämpfung<br />

des Bruttoinlandsprodukts als Akzeleratoreffekt erklärt<br />

werden kann. Die Exporte steigen <strong>im</strong> Anschluss an<br />

einen Anstieg des Ölpreises. Dies dürfte vermutlich pr<strong>im</strong>är<br />

mit der induzierten realen Abwertung zusammenhängen.<br />

Da der Exportzuwachs kurzfristig die dämpfenden<br />

Wirkungen des privaten Konsums kompensiert,<br />

findet sich darin eine mögliche Erklärung für die verzögerte<br />

Reaktion des Bruttoinlandsprodukts auf Veränderungen<br />

des Ölpreises.<br />

Dieser Befund aus den Schätzungen für den gesamten<br />

Zeitraum wird <strong>im</strong> Großen und Ganzen durch die Korrelationsmuster<br />

in den identifizierten einzelnen Perioden<br />

schockartiger Veränderungen des Ölpreises bestätigt<br />

(Schaubild 61, Seite 164). So kam es <strong>im</strong> Anschluss an<br />

die außerordentlichen Ölpreisanstiege der Vergangenheit<br />

zu einer verzögerten Dämpfung der Zuwächse des Bruttoinlandsprodukts<br />

sowie zu einer Abflachung der privaten<br />

Konsumtätigkeit, beides besonders ausgeprägt für<br />

den ersten Ölpreisschock. Der Zeitraum zu Beginn der<br />

neunziger Jahre mit unverändert robusten Konsumzuwächsen<br />

ist über den Konsumschub <strong>im</strong> Anschluss an die<br />

Vereinigung erklärbar. Der Rückgang der Ausrüstungs-<br />

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